Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0993 - Das Rätsel der Schattenfrau

0993 - Das Rätsel der Schattenfrau

Titel: 0993 - Das Rätsel der Schattenfrau
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
sagte er.
    »Moment mal. Das ist doch…«.
    »Es gibt keinen Anlaß für meine innere Unruhe. Sie ist einfach da. Komisch, nicht?«
    Mary nickte bedächtig und redete auch so. »Ja, das ist schon sehr komisch«, gab sie zu. »Gibt es einen Grund? Und seit wann hast du denn diese Anwandlungen?«
    »Seit einem Tag ungefähr. Da bin ich unruhig geworden. So wie jemand, der denkt, daß etwas passiert, aber leider nicht weiß, was da auf ihn zukommt.«
    Mary Sinclair schüttelte den Kopf. Sie kam damit nicht zurecht. »Aber es muß doch einen Grund für dein Verhalten gegeben haben, Horace. Das kann dich doch nicht treffen wie der Blitz aus heiterem Himmel. Oder siehst du das anders?«
    »Nein.«
    »Dann denke nach.«
    Horace F. wischte über seine Stirn. »Ich kann dir das wirklich nicht erklären, Mary. Es war plötzlich da, und wir werden uns damit abfinden ehrlich. Ich habe natürlich selbst über einen Grund nachgedacht, doch finden konnte ich ihn nicht.« Er deutete auf seine Brust. »Etwas steckt in mir, und zwar ein Wissen, aber ich selbst weiß nicht, wobei es darum geht. Ich bin überfragt und überfordert damit. Mehr kann ich dir leider nicht sagen.«
    »Eine Vorahnung, Horace.«
    Sinclair überlegte einen Moment. Dann brach es aus ihm heraus.
    »Gratuliere, Mary, das ist haargenau das richtige Wort. Die Vorahnung von etwas Schrecklichem.«
    »Über das du nichts weißt.«
    »Genau. Da bin ich überfragt. Ich weiß von nichts. Es ist da, aber trotzdem kann ich es nicht fassen. Ich habe das Gefühl, als läge - zwar noch weit entfernt, aber immerhin fühlbar - eine düstere Wolke in unserer Nähe, die alles verschlingen wird, was sich ihr in den Weg stellt. Die uns keine Chance gibt. Jetzt weißt du Bescheid.«
    »Aber das ist ja schrecklich«, flüsterte Mary Sinclair.
    »Wie man’s nimmt.«
    »Und was willst du jetzt tun?« fragte sie. »Hast du dir darüber schon Gedanken gemacht?«
    »Ja, und nein. Ich dachte nach, aber ich bin zu keinem Entschluß gelangt. Ich weiß nicht, was ich unternehmen soll.«
    »John anrufen.«
    Das Gesicht des Mannes verzog sich zu einem leichten Lächeln. »Aber Mary, ich bitte dich, was soll ich ihm denn sagen? Daß ich ein seltsames Gefühl habe? Eine Vorahnung, aber nichts beweisen kann? John wird mich für verrückt oder senil halten.«
    »Das glaube ich nicht!« erklärte Mary entschieden. »Du kennst deinen Sohn eben nicht. Wenn jemand dafür Verständnis hat, dann ist es John und kein anderer.«
    »Das mag sein, und ich will auch nicht abstreiten, daß ich mich mit ihm in Verbindung setze, aber nicht sofort. Ich möchte erst etwas Konkreteres haben.«
    »Schön. Wie soll das aussehen? Muß erst wieder jemand sterben - wie damals unser Freund, der Polizist McGrath?«
    »Nein, das nicht.«
    »Eben, dann würde ich mir an deiner Stelle überlegen, ob du nicht doch mit London telefonieren willst.«
    »Ich werde darüber nachdenken, Mary. Versprochen.«
    »Keine Sorge, ich erinnere dich schon daran.«
    Horace F. Sinclair verspürte zwar keinen großen Appetit mehr, aber er wollte seine Frau nicht enttäuschen, die sich große Mühe gegeben hatte, und deshalb griff er zu einer knusprigen Toastscheibe und bedeckte eine Hälfte mit der selbstgemachten Kirschkonfitüre. Er ließ es sich schmecken, blickte Mary dabei bewußt nicht an, spürte jedoch, daß ihre Blicke forschend auf ihn gerichtet waren. Sie traute ihm nicht, und sie hatte auch ihre Gründe. Wie oft war Horace F. seinen eigenen, nicht ungefährlichen Weg gegangen, auch wenn er dabei von seinem Sohn hin und wieder Unterstützung erhalten hatte.
    Die zweite Hälfte der Toastscheibe bedeckte er mit Aprikosengelee, der ebenfalls phantastisch schmeckte. Zur Zeitung griff er nicht mehr. Auch Mary ließ sie liegen und wollte statt dessen wissen, wie sich ihr Mann den Tag vorgestellt hatte.
    »Tja, das weiß ich selbst nicht so genau.«
    »Wolltest du nicht weg?«
    »Stimmt. Zum Autohändler. Der Wagen braucht Winterreifen.«
    »Eben.«
    »Willst du mit mir fahren?«
    Mary Sinclair überlegte noch und schaute dabei durch das Fenster. Was sie draußen sah, ließ sie nicht vor Entzücken aufjubeln, denn die Luft war noch feuchter geworden und hatte sich zu einem Dunst verdichtet, der schwerfällig über den Boden trieb, aber auch an dem großen Baum vor dem Haus lautlos hochkletterte, als wollte er ihn mit einem geisterhaften Nebelgespinst umwehen.
    Wäre Mary eine Frau mit großer Phantasie gewesen, so hätte sie in den
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher