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0993 - Das Rätsel der Schattenfrau

0993 - Das Rätsel der Schattenfrau

Titel: 0993 - Das Rätsel der Schattenfrau
Autoren: Jason Dark
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zunächst nicht in der Lage, etwas zu sagen. Sie starrten sich nur an und schienen auf ihren Stühlen sitzend zu Stein geworden zu sein.
    Horace F. Sinclair bewegte sich als erster. Nur mühsam stand er auf und ging mit schleppenden Schritten zum Küchenschrank, vor dem er zunächst stehenblieb, als müßte er über etwas nachdenken. Dann hob er den rechten Arm und öffnete eine Schranktür. Die Flasche Whisky stand dort neben den Gläsern. Er holte sie hervor, stellte sie auf den Tisch, ging noch mal zurück, nahm die Gläser in eine Hand und hörte ihr Klirren, denn ruhig konnte er sie nicht halten.
    Mary hatte nichts getan. Einfach nur dagesessen hatte sie und ins Leere gestarrt. Der Atem floß durch ihren halb geöffneten Mund und strömte auch aus den Nasenlöchern.
    Selbst als der Whisky in die Gläser gluckerte, schaute sie nicht auf. Erst als Horace sie ansprach und dabei sagte: »Trink einen Schluck, bitte. Er wird dir guttun«, hob sie den Blick und schaute Horace in die Augen.
    »Was soll ich?«
    »Trinken - bitte!«
    Sie nickte und hob das Glas an, setzte es wieder ab, nahm noch die andere Hand zu Hilfe und trank.
    Auch Horace mußte einfach einen Schluck nach diesem Schrecken zu sich nehmen. Er kippte den Whisky in die Kehle, schüttelte sich kurz und stellte das fast leere Glas wieder auf den Tisch.
    Dann schaute er hinüber zu Mary, deren Körper plötzlich zuckte. Sie weinte, sie lachte oder tat beides. So genau konnte der Mann es nicht erkennen, jedenfalls reagierte sie nicht normal, da brach es einfach aus ihr hervor.
    »Bitte, Mary…«
    Sie hörte es nicht, nahm ein Taschentuch, wischte damit durch ihr Gesicht, tupfte sich die Augenwinkel aus, aber das Weinen konnte sie nicht stoppen.
    Horace F. wartete ab. Er starrte gegen die Scheibe. Er wollte nachdenken, aber er wußte nicht, worüber. Er konnte die Gedanken nicht mehr sammeln, in seinem Kopf lief alles wirr durcheinander. Er fühlte sich auch nicht mehr als ein normaler Mensch, eher wie eine Person, die neben sich stand.
    Ist das wahr, was wir hier erlebt haben? Ist das wirklich wahr? Es schoß ihm durch den Kopf, und er kam damit nicht zurecht. Waren das überhaupt seine Gedanken, oder wurde er fremd geleitet?
    Keine Antwort.
    Nichts, nur Leere.
    Dann seufzte Mary auf, und dieses Geräusch brachte ihn wieder zurück in die Wirklichkeit. Er schaute hoch, der Blick glitt über den Tisch hinweg, hin zu seiner Frau, die er zwar sah, aber anblickte wie eine Fremde oder wie jemanden, der nur intervallweise aus einem tiefen Schlaf erwacht.
    »Horace«, flüsterte Mary, »Horace, kann ich mit dir sprechen - bitte?«
    Er nickte nur.
    »Was war das?«
    Er hob die Schultern.
    »Haben wir beide geträumt, Horace? Oder haben wir diese Person wirklich gesehen?«
    »Ich glaube, sie ist dort vor dem Fenster gewesen«, gab er tonlos zurück.
    »Ein Gespenst, nicht?« hauchte sie.
    »Kann sein, Mary. Es kann durchaus ein. Gespenst gewesen sein. Oder es war sogar ein Gespenst.«
    »Ja«, sagte sie. »Der Geist einer Frau. Ich habe sie nicht erkannt. Ich weiß es nicht. Sie hat uns nur so traurig angeschaut. Das hast du doch auch gesehen, nicht wahr?«
    Sinclair nickte.
    »Und du mußt auch - ich weiß nicht, was ich sagen soll und auch wie, aber da war etwas hier in der Küche.« Sie sprach sehr langsam. »Ein Geräusch, Horace…«
    »Ja, ich habe es gehört«
    Mary Sinclair schluckte zweimal, bevor sie die nächste Frage stellen konnte. »Auch die Stimme…?«
    »Sicher, Mary.« Die Antwort drang nur als Hauch aus seinem Mund.
    »Dann hast du auch gehört, was sie uns sagte.« Marys Stimme veränderte sich: Sie klang lauter und schriller, weil sich Angst und Panik mit hineinmischten. »Sie sagte uns, daß wir sterben werden. Das der Fluch der Sinclairs noch nicht vorbei ist, Horace. Ich habe das gehörrrrtttt…!« Plötzlich konnte sie nicht mehr. Ein Aufschrei, dann brach sie am Tisch sitzend zusammen. Sie fiel nach vorn und räumte mit dem linken Ellbogen noch die Tasse nebst Teller vom Tisch. Das Geschirr fiel zu Boden und zerbrach dort in zahlreiche Scherben.
    Horace konnte nichts tun, nichts sagen. Er saß nur da und starrte dumpf vor sich hin.
    Aber die Worte, die ihnen gesagt worden waren, hämmerten durch seinen Kopf. Sie waren eine schreckliche und finstere Botschaft, und jetzt kam es ihm vor, als hätte der Tod persönlich zu ihm gesprochen oder zumindest einer seiner Boten.
    Beide Sinclairs saßen am Tisch, und sie wußten nicht, wie lange sie es
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