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0993 - Das Rätsel der Schattenfrau

0993 - Das Rätsel der Schattenfrau

Titel: 0993 - Das Rätsel der Schattenfrau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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da. Sie hatte ihren Standort an meiner Sitzecke eingenommen, aber sie stand nicht normal auf dem Fußboden, sondern schien mit den Möbelstücken verwachsen zu sein. Der Körper löste sich zu den Füßen hin immer mehr auf und verschwand in den Polstern.
    Mein Blick richtete sich wieder nach oben, denn mich interessierte ihr Gesicht.
    Natürlich war es feinstofflich wie alles andere an ihr, aber ich hatte trotzdem den Eindruck, als wäre es schärfer hervorgetreten als der übrige Teil. Es war nicht so verschwommen. Wenn ich schon den Vergleich anstellte, daß dieser Geist aussah wie gezeichnet, dann trat die obere Hälfte deutlicher hervor.
    Es war nicht das erste Mal, daß ich diesem Wesen gegenüberstand, und es war auch nie gleich, wenn ich an meine Gefühle dachte und auch an die Aura, die von diesen Geschöpfen ausging. Hier aber wußte ich nicht Bescheid. Ich war nicht in der Lage, das Erscheinen der Schattenfrau einzuordnen. Ich fühlte mich auch nicht bedroht, allerdings auch nicht von der Erscheinung angezogen. Die Geisterfrau vermittelte mir eine gewisse Neutralität. Ich nahm sie einfach hin, ohne sie allerdings werten zu können.
    Die Zeit dehnte sich. Jeder wartete darauf, daß der andere den Anfang machte. Ich hielt mich zurück, weil ich auch darüber nachdachte, ob ich das Kreuz noch einmal einsetzen wollte. Ich ließ es bleiben, ich wollte kein Risiko eingehen und sie möglicherweise noch vertreiben. Sie war freiwillig zu mir gekommen, als wollte sie etwas von mir, und das sollte sie auch sagen.
    Ich konzentrierte mich weiterhin auf ihr Gesicht, in dem ich jedoch keine Regung sah. Sie lächelte auch nicht, sie strahlte mir auch nichts Böses entgegen, diese Person war einfach neutral. Dennoch ging ich davon aus, daß sie einen Auftrag hatte, ein Bedürfnis, mit mir »reden« zu wollen.
    Auch dachte ich an den Anruf meines Vaters. Mir lag auf dem Herzen, sie nach dem Grund des Erscheinens in Schottland zu fragen, und ich konnte die Worte nicht länger zurückhalten, so war ich es dann, der das Schweigen brach.
    »Warum hast du meine Eltern besucht?«
    Hatte mich die Erscheinung verstanden? In den folgenden Sekunden erfuhr ich darüber nichts, denn sie ließ sich Zeit. Ich wollte die Frage noch einmal stellen, als die Luft plötzlich von einem schrillen Sirren erfüllt war.
    Stimmen waren das nicht, sondern nur hohe, schrille Laute, die sich allerdings zu Stimmen vereinigten und mich als flüsternde Botschaft erreichten.
    »Es ist nicht wichtig, John Sinclair, noch nicht. Ich bin aus einem anderen Grund bei dir erschienen.«
    »Aus welchem?«
    Die Gestalt aus dem Geisterreich konnte sogar lachen, was wie ein helles Kichern klang. »Ich möchte dir etwas erzählen. Ich will von mir berichten und dir das Wissen geben, das du später brauchst.«
    »Später? In der Zukunft?«
    »Ja.«
    Ich hakte nach und fragte: »Dann kennst du meine Zukunft und die meiner Eltern?«
    Diesmal ließ sie mich im Stich, denn auf eine Antwort mußte ich verzichten. Statt dessen bat sie mich, nicht länger herumzustehen, sondern in einem der Sessel Platz zu nehmen, damit ich es bequemer hatte. Ich wollte keinen Streit oder Unstimmigkeiten, deshalb fügte ich mich, setzte mich nieder und streckte die Beine aus. Die Absätze stemmte ich dabei gegen den Boden.
    Es war auch für mich eine ungewöhnliche Situation, etwas Derartiges in meiner eigenen Wohnung zu erleben. Ich fühlte mich in den vier Wänden wie ein Gast, der erst einmal abwartete und einer anderen Person die Initiative überließ.
    Durch die neue Perspektive kam mir die Person ziemlich klein vor, denn ich mußte an ihr hochschauen. Sie hatte ihren Standort nicht verändert, aber dort, wo sich der Mund befand - er war nur zu ahnen - drang mir wieder das Wispern entgegen.
    »Du mußt dich entspannen, John Sinclair, und du mußt mir diesmal vertrauen…«
    Sie wiederholte die Worte einige Male mit einer Intensität, die auch auf mich überschlug. Ich fühlte mich von der Schattenfrau in geistige Fesseln gelegt und dachte auch nicht daran, irgendeinen Widerstand zu leisten. Ich versuchte, ihren Forderungen nachzukommen, entspannte mich und konzentrierte mich dabei voll und ganz auf sie.
    Sie beugte sich vor. Ihr Gesicht vergrößerte sich. Oder kam es mir nur so vor? Innerhalb kürzester Zeit hatte sich die Atmosphäre im Raum verändert. Nicht ich hatte mehr das Sagen, sondern die Schattenfrau, die sich auch nicht beirren ließ.
    Ich merkte es daran, daß ich immer

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