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0994 - Unheil über Shortgate

0994 - Unheil über Shortgate

Titel: 0994 - Unheil über Shortgate Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Lautlos huschte sie in ihren flachen Schuhen heran und blieb dicht neben dem Tisch des Mannes stehen. »Geht es Ihnen nicht gut, Mr. Sackett?«
    »Nein - ähm - wie kommen Sie darauf?« Er war im ersten Moment durcheinander.
    »Weil Sie sich so komisch am Hals angefaßt haben.«
    »Da irren Sie sich.«
    »Dann ist es ja gut. Kann ich denn abräumen?«
    »Ja, bitte.«
    »Viel gegessen haben Sie heute abend aber nicht.«
    »Ich hatte keinen Hunger. Das kann ja mal vorkommen - oder?«
    »Natürlich kann das vorkommen«, erklärte die junge Frau, als sie den Tisch abräumte.
    Erst jetzt schaute Albert Sackett hoch. Es gab viel Personal in diesem Altenhotel. Im Moment wußte er nicht, wie die dunkelhaarige junge Frau hieß, die ihr Haar hochgesteckt hatte und somit älter wirkte, als sie war. Sie trug die dunkle Kleidung aller Angestellten. Rock und Bluse, aber darüber eine helle Schürze, deren Weiß Albert nicht gefiel, weil es ihn an die Farbe eines Leichentuchs erinnerte. So waren alle gekleidet. Außerhalb der Essenszeiten nahmen sie die Schürzen ab. Da sahen sie dann noch düsterer aus, und man hatte ihnen den Namen Todesengel gegeben, denn sie waren auch da, um die Alten auf ihrem letzten Weg zu begleiten.
    Das Geschirr stand jetzt auf einem Tablett. »Kann ich sonst noch etwas für Sie tun, Mr. Sackett?«
    »Nein, danke, es reicht.«
    »Schön. Ihr Kühlschrank oben ist noch gefüllt?«
    »Ja, das ist er.«
    »Bleiben Sie noch hier?«
    »Nein, ich gehe auf mein Zimmer.«
    Die Frau blickte den alten Mann sekundenlang starr an, so daß er sich unwohl fühlte. So hatte sie ihn noch nie angeschaut. Der Blick kam ihm berechnend und wissend vor, als wäre sie über etwas informiert, was er nicht wußte.
    »Habe ich etwas an mir?«
    »Nein, nein, überhaupt nicht. Ich wollte Ihnen nur noch eine gute Nacht wünschen.«
    »Danke.« Albert nickte. »Dann bis morgen.«
    »Jaaa - bis morgen.« Sie sprach die Worte gedehnt aus. Somit festigte sie Alberts Mißtrauen.
    Er blieb noch sitzen und schaute der jungen Frau nach, bis sie mit dem Geschirr verschwunden war.
    Wieder dachte er an die Nacht, die vor ihm lag. Verdammt, wenn er jünger gewesen wäre, dann hätte er sich jetzt aus dem Haus gestohlen und wäre davongelaufen.
    Aber nicht in seinem Alter und in seinem Zustand. Die Knochen wollten nicht mehr so. Außerdem plagte auch ihn der Wetterumschwung. Da konnte er sich nie gut bewegen.
    An der Tischkante stützte er sich ab, als er aufstand. Er streckte sich, die Beine schmerzten oberhalb der Knie und in den Fußgelenken. Für derartige Dinge war er gerüstet, aber sein Stock stand oben im Zimmer. Er hatte ihn nicht mitgenommen.
    Viele saßen noch.
    Man kannte sich. Doch an diesem Abend sprachen die Bewohner kaum miteinander. Auch das Aufstehen des Mannes wurde so gut wie nicht registriert. Die Frauen und Männer blickten nicht erst hin oder schauten zur Seite, wie bei einem Menschen, den sie schon längst abgeschrieben hatten, was Alberts nicht eben in die Höhe trieb.
    Das sind keine Menschen mehr, dachte er. Das sind Figuren, Plastiken, nicht mehr.
    Es gab Tage, da nahm er die Treppe mit einer schon fast jugendlichen Leichtigkeit. Dieser Abend war nicht günstig. Deshalb ließ er sich mit dem Lift in die erste Etage fahren, wo sein Zimmer lag.
    Es gab noch eine Etage darüber und einen Dachboden. Der allerdings wurde kaum von einem der Bewohner betreten.
    Der Lift war groß genug und auch bequem. Zwei Sitzbänke, gepolsterte Wände, an denen sich die Menschen abstützen konnten, es war alles altengerecht eingerichtet worden.
    Albert Sackett nahm nicht auf einer der Bänke Platz. Er blieb die kurze Strecke stehen. Der Lift fuhr langsam hoch, und wie immer roch es in ihm nach Parfüm, als sollte dieser typische Altengeruch von dem Zeug übertüncht werden.
    Das war nicht möglich. Sackett dachte daran, daß der Tod so roch. Für ihn lauerte er beinahe in jeder Ecke und jedem Winkel dieses verdämmten Hauses.
    Ja, es war ein verdammtes Haus!
    Wer hier lebte, den trug man letztendlich hinaus, und der hatte noch viel Geld dafür bezahlt. Die meisten Menschen brauchten so ihr Vermögen auf, denn nur die wenigsten Besucher wurden von Angehörigen unterstützt. Die ließen sich, wenn überhaupt, höchstens mal bei den Beerdigungen blicken, ansonsten wurde dieses Altenhotel gemieden, denn die Besucher wollten nicht an ihr eigenes Schicksal erinnert werden, das unweigerlich auf sie zukam.
    Die Tür öffnete sich automatisch, und

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