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0994 - Unheil über Shortgate

0994 - Unheil über Shortgate

Titel: 0994 - Unheil über Shortgate Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Versuch?
    Er würde ihn starten, denn er wollte noch einmal mit der Außenwelt Kontakt aufnehmen.
    Albert nahm den Hörer ab, hielt ihn an sein Ohr. Mit der anderen Hand wählte er eine bestimmte Nummer. Erst nach der dritten Zahl fiel ihm auf, daß die Leitung tot war.
    Nichts war zu hören.
    Albert Sackett stand wie angenagelt auf dem Fleck. Er wußte nicht, wie lange er es in dieser Lage ausgehalten hatte, als sich aus seinem Mund ein gequälter Laut löste, denn erst jetzt war er sich dessen bewußt geworden, was man tatsächlich mit ihm angestellt hatte. Man hatte ihn von der Außenwelt getrennt. Er konnte keinen Kontakt mehr aufnehmen, die Leitung war tot, und ebenso tot würde auch er bald sein, denn eine Chance gab es nicht mehr.
    Der Schweiß hatte die Handfläche glatt gemacht. Der Hörer rutschte ab und landete mit einem krachenden Geräusch auf dem Apparat, als hätte er ihn zerstören wollen.
    Panik überkam ihn. Albert wußte nicht mehr, was er noch tun konnte. Er wurde seiner Gefühle nicht Herr. Im Zimmer lief er auf und ab, schlug auch wieder gegen die Klinke, um festzustellen, daß sich nichts verändert hatte.
    Die Tür war und blieb geschlossen.
    Aber sie würden kommen. Das stand für ihn fest. Die verdammten Todesengel hatten ihr Versprechen noch immer eingehalten. Sie liebten die Nacht, sie waren Geschöpfe der Dunkelheit, und er fragte sich, ob sie noch zu den Lebenden gehörten oder schon gestorben waren, wie andere, die angeblich zurückkehrten.
    Warten…
    Angst haben…
    Durch das Zimmer gehen…
    Vor dem kleinen Schrank blieb er stehen und riß die Tür auf. Er sah die Flasche mit Wodka vor sich, griff nach ihr und starrte sie an. Der Atem floß hörbar durch den offenen Mund. Hatte es Sinn, sich zu betrinken? Würde der Weg in den Tod etwas von seinem Schrecken verlieren, wenn man sich betrank?
    Sackett versuchte es. Er zerrte den Korken hervor und setzte die Öffnung an die Lippen. Sie waren einfach zu feucht geworden. Die Flasche rutschte ab! Aus der Öffnung ergoß sich ein Schwall auf den Teppich, und nur wenige Tropfen gerieten in Alberts Mund.
    Der alte Mann stellte die Flasche wieder an ihren Platz. Es hatte nicht sein sollen. Er war gefangen und blieb es, aber dennoch trieb es ihn immer wieder zum Fenster hin.
    Diesmal blieb er nicht davor stehen, sondern öffnete es. Er wollte die kalte Luft an sich heranlassen, auch wenn sie ihm vorkam, als wäre sie aus einem Grab gedrungen.
    Es war sehr kalt geworden. Ein schneidender Wind blies in sein Gesicht. Er hörte die Geräusche aus dem Garten. Er sah auch die wenigen Lichtinseln aus den Fenstern unter sich fallen, die wie ein hauchdünner Teppich auf dem Boden lagen.
    Der Wind bewegte das Laub, obwohl es feucht war und zusammenklebte. Und ein Geruch, den er kannte, der ihm aber trotzdem fremd vorkam, wehte von unter her in die Höhe.
    Er war widerlich. Er roch nach nasser Erde, nach altem Laub, das vor sich hinfaulte - und nach Grab und Friedhof.
    Ja, einen anderen Vergleich fand er nicht. Das war der Friedhofsgeruch, der sich sogar noch verstärkte.
    Der sich immer mehr verstärkende Geruch lenkte den Mann von seinen Problemen zunächst einmal ab. Er schaute in die Tiefe. Er konzentrierte sich auf die Geräusche und stellte fest, daß sie sich verändert hatten.
    Sie waren noch da. Unregelmäßig und trotzdem irgendwie auch regelmäßig.
    Wie Schritte, die durch als alte und feuchte Laub schleiften?
    Albert beugte sich so weit wie möglich vor. Er drückte dabei seinen Kopf, nach unten, bewegte ihn aber auch zu den verschiedenen Seiten hin und sah tatsächlich einen Schatten, der sich in der Dunkelheit näherte.
    Sekunden später war es für Albert kein Schatten mehr, sondern schon eine Gestalt, die menschliche Umrisse bekommen hatte. Ein Körper - ein Kopf? Beides miteinander verbunden?
    Er wußte es nicht genau. Die Finsternis war zu dicht, und die Gestalt kam nur sehr langsam näher, so daß es noch dauern würde, bis sie einen der Lichtflecken erreicht hatte, wenn überhaupt.
    Aber der Geruch blieb.
    Er hatte sich mittlerweile in einen widerlichen Gestank verwandelt der den am Fenster stehenden Mann würgen ließ. Ja, das war ein Mensch. Ein schwankender Körper - mit einem Kopf darauf, der bei jedem Schritt pendelte, einmal zur linken, danach zur rechten Seite fiel, aber nie ganz herunterfiel.
    Wenn er noch zwei, drei Schritte näher an das Haus herankam, dann würde er eine Lichtinsel erreichen, so daß er erkannt werden

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