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0994 - Unheil über Shortgate

0994 - Unheil über Shortgate

Titel: 0994 - Unheil über Shortgate Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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seine Kraft verloren hatte.
    Dann war sie aus ihrem Sichtbereich verschwunden. Dafür erschien eine andere Person. Es war der Mann aus der Portiersloge. Sarah sah ihn zum erstenmal aus der Nähe.
    Er war um die Fünfzig, groß und kräftig. Das kurze Haar glänzte zu hell, um echt zu sein. Unter der hohen Stirn sah sie ein breites Gesicht, in dem die ziemlich kleinen Augen auffielen. Der Mann trug eine graue Hose und einen helleren Pullover.
    »Sie wünschen?« fragte er leise.
    Lady Sarah nickte und lächelte zugleich. »Ich bin hergekommen, um jemanden zu besuchen.«
    »Aha.«
    »Einen Freund.«
    »Ach so?«
    Sarah ärgerte sich über sich selbst, weil sie plötzlich so unsicher geworden war. Es lag auch am Verhalten des Mannes, der wie eine Säule vor ihr stand. »Ja, der Freund hat mich gebeten, mal nach ihm zu schauen, wenn ich in der Nähe bin, und diese Chance wollte ich heute wahrnehmen.«
    »Wie heißt der Mann?«
    »Albert Sackett.«
    Eine Reaktion erlebte Sarah nicht. Der Typ vor ihr gab keine Antwort. Es war ihm auch nicht anzusehen, ob er überhaupt etwas mit dem Namen anfangen konnte, aber er gab trotzdem eine Antwort.
    »Die Besuchszeit ist vorbei. Sorry, da müssen Sie sich schon an die Zeiten halten. Sie können ja morgen wieder vorbeikommen.«
    Sarah schüttelte den Kopf. Dabei versuchte sie, soviel Bedauern wie möglich auf ihrem Gesicht zu zeigen. »Wissen Sie, ich komme von ziemlich weit her und bin auch nicht die Jüngste. Vielleicht werde ich mich auch bei Ihnen hier einkaufen. Deshalb dachte ich, daß es besser ist, wenn ich mich zuvor umschaue und auch mit meinem alten Freund Albert spreche. Das ist doch nicht schlimm.«
    »Da haben Sie recht. - Aber nicht heute abend.«
    »Können Sie nicht eine Ausnahme machen?«
    »Nein.«
    »Auch nicht gegen Bezahlung?«
    Er blickte Lady Sarah so herablassend an, daß sie sich beinahe wie ein Nichts vorkam.
    »Es ist gut«, sagte sie. »Mehr brauchen Sie nicht zu sagen. Ich habe verstanden.«
    »Das freut mich. Kommen Sie morgen wieder. Da haben Sie dann freie Bahn, Madam.«
    »Danke.« Sarah war alles andere als zufrieden. Mit dieser Abfuhr hatte sie nicht gerechnet, aber sie konnte sich auch vorstellen, daß man hier etwas zu verbergen hatte und aus diesem Grund so abweisend reagierte. Schon jetzt war sie davon überzeugt, daß in diesem Altenhotel nur die Fassade stimmte, dahinter jedoch alles morsch und brüchig war.
    Als sie schräg hinter sich ein Hüsteln hörte, drehte sich Lady Sarah um. Sie hatte die Frau nicht gesehen, aber plötzlich stand sie vor ihr, und die Horror-Oma zuckte für einen Moment zusammen, bevor sie sich wieder gefangen hatte.
    Die Frau vor ihr war groß und grau!
    Ja, sie trug ein graues Wollkleid, dessen Saum unter den Knien endete. Graue Strümpfe, graue Schuhe, und sogar die Haare waren grau. Sie waren allerdings flott geschnitten und nach hinten gekämmt worden. Das Gesicht sah nicht uninteressant aus, auch wenn die Wangen etwas eingefallen waren und die Nase dadurch mehr zum Vorschein kam. Über dem leicht eckigen Kinn malten sich dünne Lippen ab, die so etwas wie ein fragendes Lächeln andeuteten, das aber nicht Sarah, sondern dem Portier galt.
    »Gibt es irgendwelche Probleme, Paul?«
    »Nicht mehr.«
    »Was war denn los?«
    »Diese Lady hier wollte Albert Sackett besuchen.«
    »Ach ja?«
    Lady Sarah hatte sich wieder gefangen. »Ich denke, daß ich für mich selbst sprechen kann«, sagte sie und schaute die Frau an. »Ich habe wirklich nur einen alten Freund besuchen wollen…«
    »Ja, Albert Sackett. Ich hörte es schon. Aber es wird nicht gehen, was nicht nur an der ungewöhnlichen Zeit liegt, in der Sie eingetroffen sind. Mr. Sackett fühlt sich nicht wohl. Er kränkelt. Deshalb liegt er schon seit dem Mittag im Bett.«
    Das glaubte Sarah zwar nicht, aber sie schaffte es, Erschrecken auf ihr Gesicht zu zaubern. »Es ist hoffentlich nichts Schlimmes.«
    »Nein, nur eine Erkältung. Sie wissen ja selbst, daß man in Ihrem Alter damit vorsichtig sein muß und vorbeugen sollte. Morgen wird es sicherlich ganz anders aussehen, schätze ich.«
    »Meinen Sie damit, daß ich Albert dann besuchen könnte?«
    »Auf jeden Fall, Madam.«
    Sarah nickte. Sie wollte hier nicht länger verweilen, weil sie eingesehen hatte, daß es keinen Sinn ergab. Hier schlug sie gegen Mauern, die sie nicht durchbrechen konnte. »Werden Sie Albert denn etwas von mir ausrichten?«
    »Gern.«
    »Sagen Sie ihm, daß Sarah Goldwyn hier gewesen

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