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0994 - Unheil über Shortgate

0994 - Unheil über Shortgate

Titel: 0994 - Unheil über Shortgate Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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ist.«
    Die Frau nickte. »Das werde ich für Sie erledigen.«
    »Und wer sind Sie, wenn ich fragen darf?«
    Die Graue schaute Sarah nachdenklich in die Augen. »Ich heiße Gwendolyn Ash und leite dieses Hotel hier.«
    »Aha, die Chefin.«
    »Wenn Sie so wollen - ja.« Sie nickte. »Und jetzt müssen Sie mich entschuldigen, denn auch für mich ist der Tag mit dem Abend noch nicht beendet. Ich habe zu tun.«
    »Natürlich. Entschuldigen Sie, daß ich Sie aufgehalten habe.« Die Horror-Oma lächelte. »Es ist nett hier. Möglich, daß ich mich für dieses Haus als Altersruhesitz entscheide.«
    »Das würde uns freuen.«
    Sarah nickte der Frau zu. »Wir werden uns dann morgen wiedersehen. Gute Nacht, Mrs. Ash.«
    »Ja, schlafen Sie gut, Mrs. Goldwyn.«
    Sarah drehte sich um und ging zur Tür. Der Portier blieb an ihrer Seite, als befürchtete er, daß sie es sich anders überlegen könnte. Das aber wollte Sarah auf keinen Fall, auch wenn es ihr in allen Gliedern kribbelte und sie sich große Sorgen um Albert machte. Sie fürchtete sich davor, etwas falsch gemacht zu haben, doch in ihrem Alter war sie keine Kämpferin mehr.
    Ein Schwall kalter Luft erwischte sie, als Paul ihr die Tür öffnete und zum Abschied sagte: »Es ist wirklich nett hier, das sagen alle. Sie werden genau die Ruhe finden, die Sie brauche.«
    »Totenruhe?« fragte Lady Sarah und brachte den Mann damit aus der Fassung.
    »Ähm - wie meinen Sie das?«
    »So, wie ich es gesagt habe, Paul.«
    »Witzig, wie?«
    »Das kann man sich in meinem Alter erlauben. Gute Nacht. Wir sehen uns noch.«
    Klingt beinahe wie eine Drohung, dachte Paul, bevor er sich zurückzog und die Tür schloß.
    Sarah ging die Stufen hinunter. Ihre Beine zitterten. Sie fühlte sich ausgesperrt, an der Nase herumgeführt, und die Sorgen um Albert Sackett wuchsen.
    Dieses verdammte Haus hinter ihr war kein Altenhotel, das kam ihr mehr wie ein großer Sarg oder eine gewaltige Gruft vor, in der die Menschen auf den Tod vorbereitet werden sollten. Allerdings nicht auf ein normales Ende, sondern auf einen Tod, wie er schrecklicher nicht sein konnte. Das sagte ihr das Gefühl, aber beweisen konnte sie nichts. Sie drehte sich auch nicht mehr um, obwohl sie daran glaubte, daß man ihr nachschaute. Zumindest diese Gwendolyn Ash, eine unsympathische Frau in Sarahs Augen. Ein schrecklicher Typ, der sicherlich über Leichen ging.
    Sarah gehörte nicht zu den Menschen, die andere schon nach dem ersten Eindruck beurteilten. In diesem Fall allerdings glaubte sie nicht, sich geirrt zu haben. Die Heimleiterin war ein Drachen.
    Wenn sie Güte ausstrahlte, dann war das alles nur gespielt.
    Der Fahrer hatte seinen Gast kommen sehen. Er war ausgestiegen und öffnete Lady Sarah die Tür.
    »Das ging aber schnell«, wunderte er sich.
    »Ja.« Die Horror-Oma blieb neben dem Fahrzeug stehen und nickte. »Es ging tatsächlich schnell.«
    »Und was sagt ihr Bekannter?«
    Sarah stieg ein. Sie gab die Antwort, während sie sich bückte. »Ich habe ihn leider nicht gesehen«, erklärte sie. Dann streckte sie die Beine aus. »Er ist krank.«
    »Oh, das tut mir leid.«
    Sie winkte ab. »Man weiß ja nie, was man so erzählt bekommt. Fahren wir wieder.«
    »Und wohin?« fragte der Mann, nachdem er die Beifahrertür geschlossen hatte und selbst eingestiegen war.
    Die Horror-Oma furchte die Stirn. »Das ist die Frage«, murmelte sie. »Nach Shortgate, nehme ich an.«
    »Dann wollten Sie hier übernachten.«
    »So ist es. Kennen Sie ein Hotel dort?«
    »Nein.« Der Mann schüttelte entschieden den Kopf. »Es gibt kein Hotel in Shortgate, nur zwei Gasthöfe, in denen Sie übernachten können. Das ist auch alles.«
    »Es reicht.«
    Der Fahrer startete und wiegte den Kopf. »Aber sonderlich komfortabel sind diese Häuser nicht.«
    »Ich bleibe ja keine Woche hier. Tun Sie mir einen Gefallen, fahren Sie mich zu dem besten der beiden Gasthöfe.«
    »Das ist das Shortgate Inn.«
    »Bitte.«
    Sie mußten noch drehen, bevor sie wieder auf den Feldweg fahren konnten. Sarah gelang es, einen Blick auf die breite Frontfassade des Altenhotels zu werfen. Es war so geblieben, nur die wenigsten Fenster waren erleuchtet. Da sie langsam fuhren, schaute sie noch einmal zur Eingangstür.
    Hinter der erhellten Scheibe malte sich eine Gestalt ab. Es war Gwendolyn Ash.
    Sie stand dort unbeweglich wie eine Statue. In Sarahs Phantasie änderte sich ihr Aussehen. Das Fleisch fiel dabei von ihren Knochen, und das blanke Gerippe kam zum Vorschein.

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