1. Die Connor Boys: Komm ich zeig dir wie man liebt
werden? Gordon ist auch nicht sicher, ob ich noch fahren soll, aber ich bin ja nicht Hunderte Kilometer von zu Hause weg. Auch wenn es etwas glatt ist..."
Gordon riss ihr den Hörer aus der Hand. „Mr. Stone? Ich bin's wieder. Es ist nicht nur ,etwas glatt', es ist spiegelglatt in der Einfahrt, und auf der Straße wird es noch schlimmer sein. Ich werde fahren, wenn sie unbedingt nach Hause muss. Aber wenn Mellie gut versorgt ist, finde ich es besser, wenn sie so lange bleibt, bis der Schnee nachgelassen hat. Ich bin ganz Ihrer Meinung... Versuchen Sie, ihr das klarzumachen, ja?"
Er gab ihr den Hörer zurück. Kirstin sprach mit ihrem Vater, dann mit ihrer Tochter und legte schließlich mit einem schweren Seufzer auf. „Jetzt fühle ich mich aber von euch dreien richtig überrumpelt." Sie zog sich die Jacke aus.
„Du erwartest doch nicht etwa eine Mitleidsbekundung. Jetzt weißt du wenigstens, wie es ist, wenn man überrumpelt wird. Du hast nämlich die Angewohnheit, alle um dich herum zu manipulieren, damit sie das tun, was deiner Meinung nach gut für sie ist."
„Ich?" tat sie erstaunt.
„Ja, du." Sie ging beleidigt in die Küche. Gordon, der ihr folgte, musste lächeln. „Aber verraten Sie mir einmal, meine Liebe, wo Sie sich herumgetrieben haben", zog er sie auf. „Spinnenweben im Haar. Von Kopf bis Fuß staubig und schmutzig."
Sie schaute sich ihre Hände an. „Herrje, der letzte Glanz und Flitter ist ab."
Gordon lachte. „Wenn ich irgend etwas auf dieser Welt hasse, Ms. Grams, dann ist es Glanz und Flitter." Und wie beiläufig setzte er hinzu: „Ich mache uns rasch etwas zu essen. Ich habe schon Hunger. Du wahrscheinlich auch. Und danach möchtest du sicher duschen. Geh in das Bad neben meinem Schlafzimmer. Und wenn du in der Schlafzimmerkommode nachsiehst, findest du bestimmt ein neues Sweatshirt und ein paar Socken."
„Gordon..." Sie wusste nicht, was sie zu dem Angebot sagen sollte. Es war ihr geradezu peinlich, dass sie ihm solche Umstände machte.
„Du kannst in meinem Zimmer schlafen. Den Kamin hatte ich heute noch an, es müsste also warm genug sein, selbst wenn die Temperatur noch sinken sollte."
„Ich will dir nicht dein Bett wegnehmen", lehnte sie entschieden ab, doch auf dem Ohr schien er taub zu sein.
„Ich schlafe unten. Das macht mir nichts aus. Mir ist das alte Sofa unten schon vertraut. So sind wir auch nicht auf der gleichen Etage, und du brauchst dir keine Sorgen zu machen, dass du mit mir allein hier bist."
„Aber Gordon, darüber würde ich mir nie Sorgen machen. Ich vertraue dir."
Sie glaubte, ihn murmeln zu hören wie „verdammt, das weiß ich ja", aber wahrscheinlich hatte sie sich auch verhört. Er machte nämlich gleichzeitig Lärm mit der Kühlschrank - und der Gefrierschranktür. „Was darf es sein? Chicken Nuggets, Pizza oder das Schmackhafteste von allem..." er hob vielsagend seine Brauen, „... Reste?"
Ohne es zu wollen, musste sie lachen. „Wie wäre es mit etwas, wo wir hinterher nicht viel Abwasch haben?"
„Ganz meine Meinung."
Es dauerte nicht lange, da trug Gordon schon einen Eimer Holzscheite nach oben in sein Schlafzimmer, während sie das Essen in den Backofen schob. Sie aßen von Papptellern und
spülten nur das Besteck und die Gläser. Damit waren Essen und Abwasch erledigt. Während der ganzen Zeit sprach Gordon ununterbrochen. Kirstin spürte, dass er es tat, weil er verkrampft und nervös war.
Dabei hatte sie sich bemüht, ihn nicht zu berühren, ihm nicht einmal einen Seitenblick zuzuwerfen, in der Hoffnung, er würde endlich etwas entspannter. Gordon wurde noch immer unsicher in ihrer Gegenwart. Das gefiel ihr nicht, aber noch weniger gefiel ihr, dass er sie wohl oder übel beherbergen musste. Es lag jetzt an ihr, die Situation für ihn angenehmer zu machen. Sie hängte das Küchenhandtuch auf, reckte sich betont schläfrig und gähnte ab sichtlich. „Ich weiß, es ist noch früh, aber ich bin müde. Ich dusche noch, und dann lege ich mich wohl hin."
„Es war ein langer Tag. Das verstehe ich." Er stieß sich von der Anrichte ab und wirkte sichtlich erleichtert. „Und vergiss nicht. Benutz das Badezimmer neben meinem Schlafzimmer."
„Hast du in dem anderen Badezimmer immer noch Probleme mit Geistern?" neckte sie ihn.
„Wollen wir mal so sagen - ich möchte nur, dass du keine Proble me hast", wich er ihr aus.
„Glaub mir, ich habe keine Angst vor Geistern, es stört mich mehr, dass ich dir dein Schlafzimmer
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