1. Die Connor Boys: Komm ich zeig dir wie man liebt
nächsten Bier zu greifen.
„Die Kleine ist so lieb, ich nehme an, ihr Vater muss ein richtig guter Mann..."
„Ich will nichts von Kirstins Mann hören."
„Ach, ich kenne dich doch." Jocks Lachen klang wie ein Wie hern. „Du willst nur nichts davon hören, weil es dir nicht passt, dass sie mit einem anderen Mann zusammen war. Aber sei froh, es ist besser, dass sie verheiratet war. Jungfrauen können zickig sein. Sie ist nicht prüde, auch wenn sie nicht viel herumgekommen ist. Glaub mir, sie ist reif für dich. Es gibt keine Frau, die nicht einen Mann braucht..."
„Heute ist das anders, Jock."
„Unsinn! So sehr können sich die Dinge nicht verändert haben. Mit ihr würdest du ein unvergessliches Erlebnis im Bett haben, das sage ich dir. Du brauchst sie nur zu verführen. Falls du Anleitung willst, kann ich dir helfen. Ich habe alles von Teach gelernt, und der wusste mehr über die Frauen als irgendwer sonst. Das wird schon gutgehen. Und die Kleine braucht einen Vater, du magst sie doch, und wenn du..."
„Jock?"
„Ja, was ist denn, mein Junge?"
„Sag ja nicht wieder etwas von Bett, und mach keine Andeutung auf intime Körperteile,
sonst drehe ich dir deinen nicht vorhandenen Hals um."
Schweigen.
Gordon hob die Dose an die Lippen und ließ sich das Bier genüsslich über die Zunge laufen, ehe er es hinunterschluckte. Zwei Wochen. Vor zwei Wochen war er hergekommen und hatte nichts mehr gewollt als absolute Ruhe. Statt dessen war er auf eine Frau gestoßen, die ihm den letzten Nerv raubte, und auf ein Kind, das schmerzliche Erinnerungen weckte. Obendrein versuchte ein sexbesessener Geist, ihm etwas über Liebe beizubringen.
Wenn das noch länger so weiterging, würde er sich bald in einer Gummizelle wieder finden. Gordon sprang auf, trat ans Fenster und versuchte, seine Schultermuskeln zu entspannen. Er brauchte keinen Psychiater, um herauszufinden, was es mit dem Geist auf sich hatte. Jock existierte nur in seiner Phantasie. Hier zeigte sich der dunkle, sündige, unmoralische Teil seiner Psyche. Der selbst süchtige Teil, der Kirstin begehrte. Kein übersinnliches Phänomen brauchte ihm zu sagen, dass sie nicht prüde war. Er hatte es auch bemerkt, wenn sie ihn anlächelte, ihn einladend anschaute.
Ein aufrechter Mann würde diese Einladung ignorieren. Und für sie wollte er aufrecht sein, selbst wenn ihn das alle Kraft kostete. Er wollte sie so glücklich und zufrieden zurücklassen, wie er sie angetroffen hatte. Dafür brauchte er nur noch zwei Wochen durchzuhalten.
Dann hätte er es geschafft.
Kirstin hatte immer geahnt, dass sich in diesem wunderbaren alten Haus irgendwo Schätze verbargen. Aufgeregt lief sie die Treppen hinunter, um Gordon zu suchen.
Sie fand ihn unten in der Bibliothek, wo er gerade telefonierte. Er hatte die Füße auf den Schreibtisch gelegt und übereinander geschlagen. Den Hörer hatte er sich zwischen Kopf und Schulter geklemmt. Zwischen den vielen Papieren auf dem Schreibtisch stand eine Tasse Kaffee. Er sprach wohl mit seinem Bruder Michael, denn dann fasste er sich jedes Mal genervt an die Nase und schloss die Augen.
„Ja, das habe ich verstanden... ja, ich habe mit Seth gesprochen... Schrecklich, du machst dir mehr Sorgen als eine Glucke. Das macht nichts, habe ich doch gesagt... okay... okay... ach, Quatsch! Moment, da klopft jemand an die Tür. Ich muss Schluss machen."
Sie lachte über seine Ausrede. Von seinem gereizten Ton ließ sie sich nicht mehr täuschen, Gordon hielt ebenso engen Kontakt zu seinen Brüdern wie sie zu ihm. Sicher würden seine Brüder sich weniger Sorgen machen, wenn sie ihn hätten sehen können. Er hatte sich sehr verändert, seit er hergekommen war. Und besonders in der vergangenen Woche.
Sie war fast jeden Tag dagewesen, manchmal mit Mellie, manchmal allein. Sie hatte ihn zu Spaziergängen am Strand überredet, ihn zum Essen in die Stadt eingeladen, heimlich Kasserollen und Plätzchen in der Küche abgestellt. Er hatte sich jedes Mal zuerst geweigert, aber Kirstin hatte schnell herausgefunden, dass er leicht zu manipulieren war. Sie brauchte ihn nur gekränkt anzusehen, und schon gab er nach.
Ihre Methode war zwar etwas unfein, aber das Ergebnis war es wert. Er hatte zugenommen. Die Schatten unter den Augen waren verschwunden, und die Bewegung an der frischen Luft hatte ihm eine natürliche Gesichtsfarbe verliehen. Und wie anders er aussah, seit er sich die Haare hat abschneiden lassen. Erst jetzt kamen seine markanten
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