1. Die Rinucci Brüder: Wenn golden die Sonne im Meer versinkt
mitteilte:
Falls ich Dich vor meiner Abreise nicht mehr sehe, verspreche ich Dir auf diesem Weg, mich immer wieder bei Dir zu melden, egal, wo ich mich aufhalte. Zuerst fahre ich zu meinem Cottage am Meer und schicke Dir einige Fotos davon, die ich mit meiner Digitalkamera machen werde. Da Du so perfekt mit Deinem Apparat umgehen kannst, bin ich sicher, dass auch ich lerne, meinen zu bedienen.
Evie spielte mit dem Gedanken, Mark zu besuchen, entschied sich jedoch dagegen. Sie wollte ihm das Herz nicht unnötig schwer machen.
Sie hatte gehofft, Justin Dane würde sie bitten, se inen Sohn noch einmal zu besuchen. Er ließ jedoch nichts von sich hören. Offenbar hatte sie ih re Schuldigkeit getan, er brauchte sie nicht mehr.
Neugierig forschte sie im Internet nach Informationen über ihn. Was sie fand, bestätigte Lilys Behauptungen. Justin Dane übernahm ein Unternehmen nach dem anderen. Vor fünfzehn Jahren hatte er angefangen, mit harter Arbeit und eisernem Willen ein riesiges
Firmenimperium aufzubauen. Er galt als rücksichtslo ses Finanzgenie.
Über seine Vergangenheit gab es nur wenig Angaben, die vorsichtig formuliert waren, wahrscheinlich um Klagen zu vermeiden. Er schien ein zügelloser, unbeherrschter, kalter und gefühlloser Mensch gewesen zu sein. Es wurde angede utet, dass er eine Zeit lang im Gefängnis gesessen habe.
Vielleicht sollte ich froh sein, ihn nicht wiederzusehen, sagte sie sich.
4. KAPITEL
Am Ende des letzten Schultags vor den großen Ferien wollte Evie sich auf den Weg machen. Sie hatte eine lange Fahrt vor sich.
„Flüchtest du schon wieder?“, fragte Debra im Lehre rzimmer.
„So würde ich es nicht nennen.“
„Wie denn? Der Schulleiter hat vorgeschlagen, dich zu kidnappen und hier bis nach den Ferien einzusperren.“
Evie lachte. „Dann muss ich mich beeilen wegzukommen.“
„Ist die von den Schülern?“ Debra wies auf die Kart e mit den vielen Unterschriften und nahm sie in die Hand.
„Ja. Ich habe mich sehr gefreut.“
„Mark hat nicht unterschrieben. Ist er noch krank?“
„Offenbar. Es tut mir leid, dass ich mich nicht von ihm verabschieden konnte. Irgendwie habe ich das Gefühl, ihn im Stich gelassen zu haben.“
„Nein, das darfst du nicht denken. Du hast getan, was du tun konntest. Vergiss diese Schule, und genieß den Sommer. Wohin fährst du?“
„Für einige Wochen zu meinem Cottage am Meer.“
„Mit Andrew?“
„Er kommt nach, aber momentan ist er ziemlich gereizt und hat mich gründlich satt, was ich auch verstehen kann.“
„Mach dir nichts daraus. Das wird sich wieder änder n. Wie könnte er dir in so romantischer Umgebung widerstehen? Du schaffst es schon, ihn zu besänftigen.“
„Hoffentlich“, erwiderte Evie.
Seit sie befürchten musste, Andrew zu verlieren, da chte sie immer wieder daran, wie gutmütig und nett er war und wie dumm sie wäre, wenn sie nicht versuchte, die Beziehung zu retten. Ja, es würde alles gut, er würde nachkommen, sie könnte n viel Zeit miteinander verbringen und alle Probleme lösen.
Dass sie zum letzten Mal in dem Cottage Urlaub machte, erzählte sie Debra nicht. Evie hatte es von ihrem Großonkel geerbt, der vor nicht allzu langer Zeit gestorben war, und musste es verkaufen. Die hohen Hypotheken, die er aufgenommen hatte, konnte sie nicht bezahlen. Deshalb wollte sie die persönlichen Sachen, die sie dort im Lauf der Jahre zurückgelassen hatte, zusammenpacken und in einem gemieteten Transporter, den sie auf dem Parkplatz vor der Schule abgestellt hatte, mitnehmen.
Nachdem sie sich verabschiedet hatte, fuhr sie los in Richtung Cornwall und Penzance, erleichtert darüber, London hinter sich lassen zu k önnen. Die Sonne schien, und beim Anblick der schönen Landschaft hellte sich Evies Stimmung a uf.
Bis nach Cornwall waren es ungefähr dreihundert Meilen, und als sie endlich ihr Ziel erreichte, war es längst dunkel. Sie lenkte den Transporter den holprigen Pfad hinunter bis vor das Cottage. Es war ein altes Gebäude mit einem einzigen großen Raum im Erdgeschoss. An dem einen Ende war eine winzige Küche abgetrennt wo rden, am anderen Ende führte eine Treppe ins Obergeschoss.
Da ihr der ganze Körper nach dem langen Sitzen schm erzte, streckte sie sich und ließ die Schultern kreisen, bis ihr die Glieder nicht mehr schmerzten. Dann machte sie sich etwas zu essen und nahm sich vor, sogleich ins Bett zu gehen. Es war etwas kühl und ungemütlich in dem Haus, doch am nächsten Morgen wäre die Welt
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