1 Fatale Bilanz - Ein Hamburg-Krimi
durchgehalten.«
Springer, der Grauhaarige und der Blonde lagen an Händen und Füßen mit Kabelbindern gefesselt am Boden. Zwischen ihnen stand Jake und lächelte.
»Mann, bin ich froh, dich einigermaßen gesund wiederzusehen. Wie hast du das hinbekommen?«
»Sie haben mir einfach nicht geglaubt, dass Mark nichts mit der Sache zu tun hat. Ich musste was tun. Lange wäre ich dazu nicht mehr in der Lage gewesen. Aber dann …« Seine Stimme brach und er räusperte sich wieder. Im Nachhinein würde er sich nicht von der Angst überwältigen lassen. »Ein blöder Fehler. Sonst hätte ich sie alle drei gehabt.«
Jake legte ihm die Hand auf die unverletzte Schulter.
»Zwei von drei sind ein verdammt gutes Ergebnis für einen Wirtschaftsprüfer.«
Die Mischung aus Lob und gutmütigem Spott half ihm, seine Beherrschung endgültig wiederzugewinnen.
»Was ist mit Britta und Jan?«
»Sven ist bei Ihnen. Wir haben die Lage unter Kontrolle. Doc kommt jeden Augenblick und sieht sich deine Schulter an.«
»Das geht schon. Ich will einfach nur raus hier.«
»Nicht ehe ich dich untersucht habe«, verkündete ein blonder Mann im Kampfanzug, der lautlos den Raum betreten hatte.
Alles an dem Ton reizte Dirk zum Widerspruch.
»Ich werde diesen Raum jetzt verlassen, und du wirst mich nicht daran hindern.«
Doc setzte zu einer heftigen Erwiderung an, aber Mark hob eine Hand.
»Sei besser vorsichtig, Daniel, sonst landest du neben den beiden da drüben auf dem Boden. Er hat uns nur den Grauhaarigen übrig gelassen.«
»Ich dachte, du wärst Wirtschaftsprüfer.«
»Der Nächste, der das sagt, bekommt ein ernsthaftes Problem mit mir. Dein Boss ist doch auch einer.«
»Hilf ihm raus, Mac. Ich sehe ihn mir draußen an. Und sorgt dafür, dass seine Frau ihn nicht sieht, ehe ich mit ihm fertig bin.«
Seit wann befolgte Mark Befehle?
Mark grinste. »Gewöhn dich dran, Dirk. In medizinischen Fragen führt sich Doc auf, als ob er das Sagen hätte. Bis heute habe ich noch nie erlebt, dass er nachgegeben hat. Sieht so aus, als hättest du meine Jungs beeindruckt.«
26
Sven löste den Klettverschluss der Weste und atmete tief durch. Eine unwirkliche Ruhe lag über dem Parkplatz vor dem Bauernhaus. Man konnte fast den Eindruck gewinnen, sie hätten lediglich einen Ausflug in die Heide unternommen. Dazu passte, dass Britta und Alex auf der Wiese mit Jan spielten.
Sven musterte Dirk zum wiederholten Mal. Sichtlich genervt verdrehte der Wirtschaftsprüfer die Augen.
»Bist du meine Mutter, oder was? Mir geht’s gut. Verhör die Tangos oder tu sonst was, aber sieh mich nicht alle fünf Sekunden an, als ob ich jeden Augenblick umkippen würde.«
»Du lehnst dich also nur zum Spaß gegen Springers Mercedes?«
Dirk knurrte eine unverständliche Antwort. Nachdem Doc ihm eine Spritze verpasst hatte, schien es Dirk besser zu gehen, trotzdem machte sich Sven Sorgen. Eine derart brutale Geiselnahme steckte man nicht einfach so weg. Außer einem glatten Durchschuss, etlichen Prellungen und einer leichten Gehirnerschütterung war Dirk relativ glimpflich davongekommen. Doch seine angespannten Gesichtszüge und die tiefen Ränder um die Augen deuteten daraufhin, dass er mit der Geschichte noch eine Weile zu kämpfen haben würde.
»Jetzt starr mich nicht so an, sieh dir die Bäume oder sonst was an.«
»Schon gut, ich darf mir ja wohl noch Sorgen um einen Freund machen, oder?« Das hatte er eigentlich nicht so unverblümt aussprechen wollen, verlegen suchte er nach einem Weg, seine Worte zu relativieren. Zu spät.
Dirks Augenbraue fuhr hoch und seine Mundwinkel hoben sich zu einem Grinsen.
»Brauchst du nicht, mir geht’s gut. Worauf warten wir eigentlich?«
»Auf meine Kollegen und das Ergebnis der Hausdurchsuchung.«
»Und warum bist du nicht dabei?«
»Weil ich keine Chance hatte, mich aus Brittas Klammergriff zu befreien.« Er zwinkerte Dirk zu, wohl wissend, dass es andersherum gewesen war. Er hatte sie nicht loslassen wollen.
Dirk deutete auf einen Punkt hinter Sven.
»Wenn ich Marks Miene richtig interpretiere, war die Suche erfolglos.«
»Nichts. Keine Computer oder sonstige Unterlagen. Nur Handys, auf denen nichts drauf ist.«
»Verdammt, damit hat Mark ein Problem.«
»Wieso?«, wollte Dirk wissen.
Mark winkte ab. »Nichts, vergiss es.«
»Sorry, Mac, du hattest zwar während des Einsatzes das Sagen, aber ansonsten bist du nicht mein Vorgesetzter.« Sven wandte sich zu Dirk. »Mark und Jake haben mittlerweile
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