1 Fatale Bilanz - Ein Hamburg-Krimi
Mündung in den Magen ließ ihn zusammensacken. Stöhnend blieb er vornübergebeugt sitzen. Mark, beeil dich. Sie nehmen es mir einfach nicht ab, flehte er stumm.
»Nein, gab es nicht«, würgte er hervor.
»Wer hat auf dem Weg zum Freihafen das dritte Motorrad gefahren? Wir haben Ihr Kennzeichen und das von Sven Klein überprüft. Wer war der Dritte? Bei dem war die Halterabfrage gesperrt.«
Beschwichtigend hob Dirk die gefesselten Hände.
»Den hatte ich vergessen, weil ich ihn nicht kannte. Das war ein Polizist, vermutlich war deshalb die Halterabfrage gesperrt.«
»Oder war das ein Amerikaner? Rawlins zum Beispiel?«
Dirk schüttelte den Kopf. »Ich weiß nicht mal, ob Rawlins überhaupt Motorrad fahren kann.«
»Ich glaube Ihnen nicht, und Ihr Ton gefällt mir auch nicht. Ich hatte gedacht, Sie hätten begriffen, worum es hier geht.«
Ein brutaler Fausthieb in das Gesicht ließ seine Zähne schmerzhaft aufeinanderschlagen. Es reichte, mehr konnte er nicht einstecken. Es war Zeit, die Sache zu beenden, ehe sie auf die Idee kamen, Britta oder den Jungen als Druckmittel zu benutzen.
»Und wenn Sie mich totschlagen, ich kann Ihnen nichts anderes sagen.«
»Überzeug ihn«, wies Springer kalt an.
Dirk mobilisierte seine letzten Reserven. Adrenalin schoss durch seine Adern: Er hatte nur diese eine Chance, und die musste er nutzen. Springer trat zu Seite, um dem Blonden Platz zu machen, dem es sichtlich Freude bereitete, ihn zu quälen. Die Maschinenpistole hielt er lässig in der linken Hand, die rechte schnellte vor. Dirk blockte den Schlag mit dem Unterarm ab, sprang auf und riss sein Knie hoch. An seiner empfindlichsten Stelle getroffen, klappte der Blonde zusammen und drohte, auf ihn zu fallen. Dirk wich aus und entriss ihm die Waffe. Ein seitlicher Schlag gegen die Schläfe reichte, um seinen Peiniger bewusstlos zu Boden zu schicken.
Dem Lichtkegel entkommen, konnte Dirk endlich Einzelheiten erkennen. Der Grauhaarige stand direkt neben der Tür und starrte ihn schockiert an. Die Mündung der Maschinenpistole wies noch auf den Boden. Von der Seite griff Springer ihn an. Es war ein Kinderspiel, den ungeschickten und schlecht gezielten Schlag abzuwehren, und ihm im Gegenzug die Waffe ins Gesicht zu schmettern. Die Genugtuung, dass Springers Nase und hoffentlich auch ein paar Zähne unter dem Zusammenstoß gelitten hatten, war nicht von langer Dauer. Dirk schluckte, als er begriff, dass er einen fatalen Fehler begangen und letztlich doch verloren hatte. Er hätte sich nie von dem Grauhaarigen ablenken lassen dürfen.
Instinktiv warf er sich zur Seite. Zu spät. Ein dumpfer Schlag an der Schulter, und die Waffe fiel ihm aus der gefühllosen Hand. Ohne seine schnelle Reaktion hätte die Kugel ihn in die Brust getroffen. Aber das zählte nicht, er hatte verloren. Noch spürte er keine Schmerzen. Mit letzter Kraft zog er sich am Stuhl hoch und klammerte sich an der Lehne fest, um nicht wieder auf dem Boden zu landen. Merkwürdig distanziert betrachtete er das Blut, das in einem bizarren Streifenmuster seinen Arm hinabfloss. Langsam, die Waffe auf Dirks Kopf gerichtet, trat der Grauhaarige näher. Sorgfältig darauf bedacht, nicht in seine Reichweite zu kommen, blieb er stehen. Aus dieser Entfernung konnte er nicht danebenschießen. Der Finger des Grauhaarigen schien den Abzug in Zeitlupe durchzudrücken.
Es war vorbei. Mark würde zu spät kommen. Alex. Tim.
Ein gleißend heller Blitz zuckte durch den Raum, blendete und lähmte ihn zugleich. Den Schuss hatte er nicht mehr gehört, dafür setzten die Schmerzen ein. Das Pochen in seiner Schulter war unerträglich und übertraf das Hämmern in seinem Kopf. Er fiel, aber ehe er auf den Boden aufschlug, wurde er aufgefangen.
Fassungslos erkannte er den Mann, der ihn festhielt – Mark.
»Scheiße, das war knapp.« Er erkannte seine eigene Stimme kaum und räusperte sich. Langsam richtete er sich auf. Er würde jetzt nicht zusammenbrechen. Nicht jetzt. Er musste die Sache zu Ende bringen.
Mark hatte noch kein Wort gesagt, half ihm beim Aufstehen und ließ ihn keine Sekunde aus den Augen.
»Geht schon.«
»Das sehe ich. Sekunde.« Mit seinem Kampfmesser schnitt er Dirks Fesseln durch und fluchte, als er die Striemen an den Gelenken sah. Ihre Blicke trafen sich. Ehe Dirk seine Verletzungen bewusst wurden, umarmte Mark ihn fest und hielt ihn, als er erneut zusammenzusacken drohte. »Ich hätte dich nie ihm Stich gelassen.«
»Ich weiß. Nur deshalb habe ich
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