1 Fatale Bilanz - Ein Hamburg-Krimi
der Terroristen geraten bist.«
»Vielleicht gibt es einen Zusammenhang zwischen deiner netten Warnung und mir, vielleicht aber auch nicht. Solange das nicht geklärt ist, brauchst du dir deswegen keine grauen Haare wachsen lassen. Außerdem ist nur einer an dem ganzen Mist schuld. Kranz. Naja, und ich, weil ich bei ihm herumgeschnüffelt habe. Wie geht’s denn jetzt weiter?«
»Außer ihm doch noch eine Kugel in den Kopf zu jagen, kann ich bei Kranz nicht mehr viel tun.«
Als Mark ihr die Ereignisse vor Kranz’ Haustür geschildert hatte, konnte sich Alex ein Lachen nicht verkneifen.
»Eigentlich sollte ich Mitleid mit der Polizistin haben. Aber, selbst Schuld. Wer legt sich schon mit einem SEAL an?«
Sein Lächeln gefiel ihr besser als die Unruhe, die sie immer noch hinter seiner beherrschten Fassade spürte.
»Was hätte die Polizistin eigentlich machen müssen? Ich finde es logisch, jemandem die Waffe wegzunehmen.«
»Nur, wenn man mit einem Partner unterwegs ist. Alleine darf man dem Gegner auf keinen Fall zu nahe kommen.«
»Das klingt logisch. Wenn du wegen deiner Schwester keine Beweise gegen Kranz hast, müssen wir ihn eben wegen dieser Finanzierungen der Al-Qaida in den Knast bringen. Das ist besser als nichts, aber auch ein ziemlicher Zufall.«
»Sharas Freundin hätte jetzt von Schicksalsfäden gesprochen.«
»Was?«
»Ach, nicht so wichtig. Auch wenn es unlogisch klingt, glaube ich, dass sein Überfall auf Shara irgendwie mit seinen heutigen Machenschaften zusammenhängt. Allerdings haben wir noch keinen endgültigen Beweis für seine Verstrickung.«
»Blödsinn, das ist nur noch Formsache und interessiert höchstens Sven. Für mich ist die Sache klar. Apropos Sven. Was machen wir mit dem? Da fällt mir ein: Eigentlich ist es doch ganz schön riskant, dass du mir das alles erzählst. Was würdest du tun, wenn ich ihm das erzähle?«
Mark grinste spöttisch. »Tu’s doch. Dann geht’s Sven so wie mir bei Kranz. Außer deiner Aussage hätte er nichts in der Hand, und solange er keine Tarotkarten benutzt, wird er auch nicht auf mich kommen.«
»Dein Vertrauen ehrt mich, wirklich. Als ob ich ihm das erzählen würde. Verrätst du mir jetzt, was dich so aufregt? Doch wohl kaum dein kleines Zwischenspiel mit der Polizistin. Eine Sache fehlt da noch.«
Mark seufzte übertrieben. »Du gibst wohl nie auf?«
»Selten.«
»Kranz hat Shara nicht getötet.«
»Was? Aber du hast doch eben gesagt, dass er für den Überfall verantwortlich ist und ihre Tochter adoptiert hat.«
»Ja, aber sie hat den Überfall überlebt. Sharas Freundin Em hatte an dem Abend eine Art Vorahnung und hat sofort die Polizei alarmiert, als sie Shara telefonisch nicht erreichen konnte. Sie hat behauptet, aus dem Park Hilfeschreie gehört zu haben. Polizei und Notarzt waren sehr schnell vor Ort, und es gelang ihnen, meine Schwester zu reanimieren. Aber sie liegt seitdem im Koma.«
Diesmal konnte Alex hinter seiner eisernen Beherrschung mühelos die unterdrückte Wut erkennen.
»Das verstehe ich nicht ganz. In der Zeitung stand kein Wort davon.«
»Das war auch mein erster Kommentar. Aber aus ermittlungstaktischen Gründen, wie es so schön heißt, werden Pressemitteilungen der Polizei manchmal bewusst zweideutig formuliert. Fakt ist ja, dass es zunächst danach aussah, als ob sie nicht überleben würde. Dann wollte man wohl auch eine zukünftige Gefährdung ausschließen. Keine Ahnung, was sich die Polizisten damals nun genau gedacht haben. Ich habe vorhin im Internet die Originalmeldung der Polizei gefunden, die war in einem Käseblatt aus der Region unverändert abgedruckt. Und da war tatsächlich nur vom Opfer die Rede. Kein Wort über das Ausmaß der Verletzungen, aber eben auch kein Wort darüber, dass sie gestorben ist. Das haben die Reporter selbst reininterpretiert, und die Polizei hat nichts getan, um den Irrtum aufzuklären, sondern das vielleicht auf der Tonspur sogar noch verstärkt. Allerdings ist mir unbegreiflich, wieso die Polizei dann die Ermittlungen relativ schnell eingestellt hat. Es gab wohl durchaus Hinweise auf Kranz, die aber nicht verfolgt wurden.«
»Wundert dich das echt bei seinem Einfluss? Aber ich verstehe immer noch nicht, warum du deshalb so sauer bist. Eigentlich ist das doch eine gute Nachricht.«
Als Mark nicht antwortete und nur weiter verbissen geradeaus starrte, suchte sie nach einem neuen Ansatz.
»Es sind doch schon viele Leute aus langjährigem Koma wieder
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