1 Fatale Bilanz - Ein Hamburg-Krimi
Geldbewegungen steckt. Das war zwar nur ein vager Verdacht, hat aber ausgereicht, um mir ein Ticket nach Hamburg zu besorgen.«
Alex hatte nur noch »Al-Qaida« im Ohr. So viel zum Thema »Unterschlagungen«, damit bekam die Verschwiegenheit ihres Mannes einen Sinn.
»Weiß Dirk das mit den Terroristen?«
»Ja.«
Nachdenklich rupfte Alex eine Handvoll Gras ab und verstreute die Halme neben sich. »Wieso lässt er sich auf ein so gefährliches Unternehmen ein?«
»Das solltest du ihn fragen.«
Trotz des verständnisvollen Blickes hätte sie ihm für diesen Kommentar zu gerne den Helm an den Kopf geschmissen, leider lag der bei ihrem Motorrad.
»Wieso dein Team? Leitest du eins?«
»Ja. Zusammen mit Jake, meinem Freund und Stellvertreter, der auch mein Schwager ist. Damit sind wir fast ein Familienunternehmen.«
»Wieso?«
»Mein Vater ist ebenfalls bei der Navy. Wir sind uns jahrelang erfolgreich aus dem Weg gegangen. Beruflich, meine ich. Aber vor einigen Jahren waren Jake und ich soweit, dass wir aufhören wollten. Als wir von den neuen Einheiten hörten, klang das gut, und wir haben uns beworben. Zu dem Zeitpunkt ahnte keiner, dass ausgerechnet mein Vater die Leitung der Spezialteams übernehmen würde. Weder wir noch der Minister oder die höheren Ränge waren besonders begeistert darüber, aber unser Team hatte beim Auswahltraining mit Abstand am besten abgeschnitten. Was sollten sie also tun?«
»Und wie unterscheidet ihr euch von den ganzen Geheimdiensten und was es sonst noch so gibt?«
»Wir sind schneller, weil wir kleiner sind. Bei normalen Einsätzen muss viel koordiniert werden, und militärische Spezialeinheiten wie die regulären SEALs gibt es unzählige, zum Beispiel euer KSK, das Kommando Spezialkräfte. Bei uns liegen Undercover- oder Ermittlungsarbeit und, wenn es überhaupt erforderlich ist, militärisches Vorgehen in einer Hand. Damit kommen wir ohne zeitraubende Abstimmungen aus und können sofort zuschlagen. Das Konzept ist relativ neu, aber erfolgreich, so dass andere jetzt nachziehen.«
Marks Offenheit gefiel ihr, trotzdem hatte sie den Schreck über die plötzliche Dimension der vermeintlich harmlosen Unterschlagung noch nicht überwunden. Sie brauchte dringend eine Ablenkung, ehe sie wieder darauf herumritt, warum ausgerechnet ihr eigener Mann derartige Jobs übernahm. Mark war wenigstens dafür ausgebildet. Die offenen Fragen waren ideal, um das Thema zu wechseln.
»Und wieso wolltest du ausgerechnet nach Hamburg? Und was meintest du vorhin damit, dass Mark nicht dein richtiger Name ist?«
»Und ich dachte schon, dass hättest du vergessen. Damit sind wir bei dem Punkt, an dem es kompliziert wird. Ich heiße wirklich Mark Rawlins, aber bei meiner Geburt hieß ich noch Marek Rawiz.«
Damit hatte Alex nicht gerechnet und dennoch passte es perfekt. »Rawiz? Dann bist du der Bruder der Frau, auf die ich im Archiv des Abendblatts gestoßen bin. Also der Bruder von Shara, die im Park überfallen wurde. Ich weiß ja inzwischen, dass der Name ›Shara‹ reicht, um Kranz blass werden zu lassen. Dann hatte ich recht. Er hat irgendwie mit Überfall auf sie zu tun, und du bist hier, um mit ihm abzurechnen?«
»Richtig kombiniert.«
Zunächst mitfühlend, dann zunehmend fasziniert hörte Alex zu, als Mark ihr die Zusammenhänge erklärte. An einem Punkt hakte sie misstrauisch nach.
»Ich habe ja verstanden, dass dein Freund ein Hacker ist, aber woher wusstest du, dass Kranz Rami adoptiert hat?«
»Ich habe in der Akte nachgesehen.«
»Ich dachte, das unterliegt dem Datenschutz.«
»Nachts um zwei Uhr war keiner da, der protestiert hat.«
Die Vorstellung brachte Alex zum Lachen. »Das gefällt mir. Wieso hast du eigentlich Kranz nicht getroffen? So ein bisschen hätte mir schon gereicht, denn dass du das warst, steht für mich fest.«
»Wenn ich ihn hätte treffen wollen, hätte ich das auch. Das sollte nur eine subtilere Art sein, ihn einzuschüchtern, weil E-Mails nicht besonders erfolgreich waren.«
Marks prüfenden Blick konnte sie nicht interpretieren. Falls er glaubte, dass die Warnschüsse sie störten, hatte er sich geirrt.
»Na, da habe ich anderes gehört.«
Rasch erzählte sie ihm von Kranz’ Reaktion auf eine seiner Mails, aber seine Miene blieb ernst.
»Eine Sache ist dir entgangen, Alex. Wenn ich ihn nicht unter Druck gesetzt hätte, wäre er vielleicht nie auf die Idee gekommen, gegen dich vorzugehen. Allerdings weiß ich immer noch nicht, warum du ins Visier
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