1 Fatale Bilanz - Ein Hamburg-Krimi
den Schultern. »Man sieht dir an, wie sauer du bist.«
17
Dirks Handy meldete sich mit dem Klingelton, den er für seine Frau reserviert hatte. Das war die ideale Ablenkung von der Diskussion mit Mark, die zu eskalieren drohte. Erschrocken nahm er das Telefon vom Ohr, als seine Frau ihn anfauchte.
»Gib mir Mark!«
Er legte seine Hand auf das Mikrofon. »Da liegt Ärger in der Luft. Ich habe keine Ahnung, was du verbrochen hast, aber zieh dich lieber warm an.«
Aufgrund ihrer Lautstärke konnte Dirk problemlos mithören, dass sich seine Frau bei Mark über ihren Leibwächter beschwerte.
Hilfesuchend sah Mark Dirk an, der abwehrend die Hände hob und »das macht ihr gefälligst unter euch aus« signalisierte. Nachdem Alex zwei Erklärungsversuche unterbrochen hatte, verlor Mark die Geduld.
»Es reicht jetzt. Wenn ich es für nötig halte, dass für deine Sicherheit gesorgt wird, hast du diese Entscheidung nicht in Frage zu stellen. Ist das jetzt klar?« Mark wartete nicht, ob sein Offizierston bei Alex wirkte, sondern beendete das Gespräch und schmiss das Handy auf den Tisch.
»So ein verdammter Idiot. Lässt sich von deiner Frau erwischen. Und wieso fährt der eine Hayabusa? Ich glaub, ich bin im Kindergarten.«
»Nun mal langsam, wenn du ein Handy zerschmettern willst, dann nimm gefälligst dein eigenes. Und du wolltest doch, dass er sich ein Motorrad besorgt. Was spricht gegen die Hayabusa? Die wollte ich schon immer mal testen.«
»Darum geht es nicht. Jake liebt Rennmaschinen und rein zufällig muss es ausgerechnet das Motorrad sein, das als Erstes die 300-km/h-Marke auf der Straße geknackt hat. Wirklich, sehr professionell. Ich bin nur noch von Idioten umgeben.«
»Ich hoffe, das schließt mich nicht ein. Außerdem ist die Kiste nicht besonders auffällig. Man muss schon genau hinsehen, um zu erkennen, was für ein Geschoss das ist. Und es ist schon einige Jahre her, dass sie wirklich etwas Besonderes war. Als Dauerlösung wäre die nichts für mich, aber einmal mit dreihundert Sachen über die Autobahn hätte was. Meinst du, Jake leiht mir das Teil für eine kurze Tour?«
»Stell dich hinten an. Erstmal will ich sie ausprobieren, und noch habe ich das Sagen, auch wenn deine Frau das offensichtlich anders sieht.«
Dirk hob demonstrativ eine Augenbraue.
»Okay, du siehst das offenbar auch anders.«
»Stimmt, und damit wären wir wieder beim Thema.« Dirk bedachte die Satellitenaufnahmen auf Marks Notebook mit einer geringschätzigen Geste. »Beeindruckend, aber die helfen dir nicht weiter.« Mark verfügte über Echtzeitaufnahmen des Containerhafens, auf denen sogar einzelne LKW gut erkennbar und zur Not identifizierbar waren, aber auch die Fotos hatten ihre Grenzen, die Mark allerdings nicht akzeptieren wollte. »Es gibt keine Karten von dem Areal, es ist fast alles automatisiert, und die wenigen Wege, die von Menschen befahrbar sind, haben farbliche Markierungen, an denen man sich orientieren kann. Ich kann dir sagen, wie man aufs Gelände kommt, und dann hört’s auf. Hätte ich letztes Jahr gewusst, dass ein Jahr später ein Navy SEAL die Info braucht, hätte ich natürlich besser aufgepasst. Jetzt bleibt es dabei. Ich kann dich zu Merengo bringen, oder wir lassen es. Alleine findest du den Weg nie. Trotz deiner technischen Spielereien.«
So schnell gab Mark nicht auf. Er tippte mit dem Kugelschreiber gegen eine Mole, die auf dem Foto zu sehen war.
»Du vergisst, dass ich die GPS-Daten der ›Lady Marian‹ habe.«
»Sicher, dann lauf mal schön durchs Containerlabyrinth und beobachte auf deinem Palm, wie du dich der Mole langsam näherst und dann doch in einer Sackgasse landest. Es sei denn …« Dirk konnte nicht widerstehen, ihn zu ärgern, und wie erwartet, schnappte Mark nach dem Köder.
»Es sei denn was?«
»Ihr SEALs könnt fliegen. Dann könntest du natürlich …«
Mark lachte. »Also gut, du hast gewonnen. Wenn wir schon gemeinsam in die Bank einbrechen, können wir uns danach auch noch den Containerhafen bei Nacht ansehen.«
»Und warum hast du dich bisher so dagegen gesträubt?« Dirk konnte nicht verhindern, dass er ein wenig beleidigt klang.
»Es geht nicht darum, dass du dabei bist. Ich habe gesehen, dass du auf dich aufpassen kannst, aber ich habe bei dieser Sache einfach ein schlechtes Gefühl. Wenn ich Alex’ Gebrüll richtig verstanden habe, ist sie auf dem Rückweg, und das bedeutet dann hoffentlich, dass sie Jake im Schlepptau hat. Wir gehen den Plan noch
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