1 Fatale Bilanz - Ein Hamburg-Krimi
passte. Wortlos nahm sich der Amerikaner das Notebook und hatte nach einigen Mausklicks eine Verbindung zur Website des Hamburger Flughafens hergestellt.
»Die Jungs landen planmäßig um neunzehn Uhr. Wenn ihr etwas findet, haben wir Zeit genug, um mit dem Team anzurücken.«
Mark nickte. »Ja, so hatte ich mir das auch gedacht. Dirk und ich beschränken uns auf eine unauffällige Aufklärungsmission und halten den Kopf unten. Damit ist fast alles geklärt.« Marks Grinsen verriet Dirk, dass ihm der nächste Punkt nicht gefallen würde.
»Was fehlt noch?«
»Wer bringt Alex bei, dass sie von der Bank nach Hause fährt?«
Seine Frau war unglaublich. Ihre merkwürdige Stimmung vom Nachmittag war verflogen, von Nervosität keine Spur. Nachdem sie ihre Motorräder in einer Seitenstraße neben der Bank abgestellt hatten, stürmte sie zum Eingang der Bank.
»Hey, warte, ohne Mark …«
»Schon hier …«
Lautlos hatte sich der Amerikaner ihnen von hinten genähert. Nicht nur Alex zuckte erschrocken zusammen. Langsam stieß Dirk den angehaltenen Atem aus.
»Das war jetzt eher weniger witzig.«
»Mir würden noch andere Ausdrücke einfallen.« Nach einem giftigen Blick in Marks Richtung öffnete Alex die Glastür und marschierte direkt auf den Nachtwächter zu. Lächelnd legte sie ihren Mitarbeiterausweis auf den Tresen.
»Guten Abend, wir haben in der Buchhaltung ein technisches Problem und müssen für mindestens eine Stunde an die Rechner. Die Herren sind von der Computerfirma und sorgen hoffentlich dafür, dass Herr Kranz morgen früh seine Berichte pünktlich auf dem Schreibtisch hat.«
»In Ordnung, aber bitte melden Sie sich bei mir ab, wenn Sie das Gebäude verlassen.« Sichtlich desinteressiert griff der Mann wieder nach seiner BILD-Zeitung und vergrub sich dahinter. So bemerkte er auch nicht, dass Mark die Außentür nicht richtig geschlossen hatte.
Im zweiten Stock ging Alex mit einem wehmütigen Seufzen an ihrem alten Büro vorbei. »Wir nehmen am besten eins, in dem mehrere Computer stehen. In diesem haben wir zwei Schreibtische mit PCs. Das müsste reichen.«
Da die Software für Dirk eher uninteressant war, überließ er die Aufgabe Mark und sah Alex bei der Überprüfung der Kundendaten zu. Die Auffälligkeit war nicht zu übersehen. Für die Konten der Reederei und der Merengo Company waren dieselben Personen zeichnungsberechtigt.
Alex Kopf fuhr zu ihm herum. »Das ist es, oder?«
»Geldwäsche pur. Das Geld kommt aus der Bank, geht zur Reederei, wird sofort zu Merengo weitergeleitet, die wahrscheinlich nur auf dem Papier existiert. Jetzt wird’s interessant. Sieh dir das Konto von Merengo an.«
»Schon unterwegs.« Mit wenigen Klicken holte Alex die Umsätze auf den Bildschirm und pfiff leise. »Alles Auslandsüberweisungen.«
»Nicht nur das. Sieh mal hier.« Dirk tippte auf einige Posten. »Da kommt eine ganze Menge Geld rein, nicht nur von der Reederei, sondern aus vier verschiedenen Quellen, immer an den gleichen Tagen. Kannst du das ausdrucken?«
»Klar. Schon dabei und gleichzeitig auf den Stick gespeichert. Und jetzt?«
»Sieh nach, wohin das Geld geht.«
Alex klickte sich durch die Umsätze, und mit jedem Ergebnis stieg Dirks Anspannung, schließlich legte er ihr eine Hand auf die Schulter.
»Das reicht. Sichern, speichern, ausdrucken. Unglaublich.«
Mark sah zum ersten Mal von seinem Monitor auf. »Was habt ihr?«
»Unter anderem Kairo, Islamabad und Bagdad. Reicht dir das?«
Sie wechselten einen Blick. Damit hatte sich ihr Verdacht gegen Al-Qaida bestätigt. Dirk lief es bei der Vorstellung kalt den Rücken herunter. Er schüttelte den Kopf, um sich wieder auf die offenen Fragen zu konzentrieren, und tippte auf den Monitor.
»Diese Eingänge sind immer am zehnten und dreiundzwanzigsten eines Monats. Das fiel mir schon bei der Reederei auf.«
Seine Frau zuckte nur mit den Schultern. »Und? Worauf willst du raus?«
»Umsatzsteuer und Gehälter.«
Alex schlug sich mit der flachen Hand gegen die Stirn. »Oh, verdammt. Darauf hätte ich selbst kommen können.«
»Ja. Aber tröste dich, wenn zwei Wirtschaftsprüfer nicht darauf gekommen sind, brauchst du dir keine Vorwürfe zu machen. Mir ist das auch eben erst aufgegangen.«
Lächelnd knuffte Alex ihn in die Seite. »Benimm dich, du bist hier nur als Maskottchen. So bekommen sie das Geld also raus. Pass auf, wir überprüfen es direkt im Buchführungsprogramm.« Wenige Sekunden später deutete sie auf den Monitor.
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