1 Fatale Bilanz - Ein Hamburg-Krimi
Sven verstand, machte ihn stutzig. Wieso konnte Mark in Deutschland Handypeilungen veranlassen? Selbst bei Gefahr im Verzug brauchte er deutlich mehr als ein kurzes Telefonat.
Die Blutspuren auf dem Gehweg und der Schlüsselbund mit dem BMW-Anhänger, den Mark in der Hand hielt, ließen nur einen Schluss zu. Die Motorradbremsspuren konnte er allerdings nicht einordnen.
Mark tauschte sein Handy gegen den Palm.
»Was hat es mit dem Motorrad auf sich? Haben sie Jake auch?«
»Nein, vermutlich ist er Sekunden zu spät gekommen. Ich bekomme gleich die Bestätigung, ob er an ihnen dran ist. Aber davon gehe ich aus, sonst läge seine Hayabusa hier.«
»Was ist mit Alex?«
»Sie und der Junge schlafen.« Mark hob den Schlüssel. »Ich habe das überprüft, wollte aber mit dir hier draußen reden.«
»Viel erklären musst du mir nicht. Die Spuren sind eindeutig.«
»Das sind sie. Aber ich habe auch eine andere Bestätigung. Dirk konnte eine SMS an mich schicken.« Der Palm gab ein leises Piepen von sich. »Wir sind online. Pass auf.«
Zunächst waren nur Striche zu sehen, die sich als Straßen herausstellten, und zwei blinkende Punkte. Sven hatte gerade erkannt, dass sich der vordere Punkt auf der A1 Höhe Kreuz Süd befand, als Mark mit einem Tastendruck die Ansicht wechselte. Die Kartendarstellung wurde von gestochen scharfen Filmaufnahmen abgelöst. Mark tippte auf einen weißen Lieferwagen.
»Das sind sie, drei Fahrzeuge hinter ihnen ist Jake.«
Sven war einige technische Spielereien gewohnt, aber das war eine andere Dimension, als er sie vom LKA kannte.
»Bist du sicher?«
»Absolut. Ich habe beide Handys anpeilen lassen, und die Beschreibung des Fahrzeugs stimmt auch.« Mark scrollte zurück, bis zwei weitere Punkte sichtbar wurden. »Das sind meine Männer. Sie sind gerade in Billstedt mit Blaulicht auf die Autobahn. Sie haben den Lieferwagen ebenfalls auf ihren Geräten und werden rechtzeitig einen Gang zurückschalten, wenn sie ihn vor sich haben. Sobald sie irgendwo anhalten, holen wir sie da raus.«
»Sie? Und wen meinst du mit deinen Männern? Das ist eine Sache für unsere Spezialeinheiten.«
»Das sehe ich anders. Dirk ist mein Freund, und wir sind schon dran. Nenn mir eines eurer Teams, das eine ähnlich gute Ausgangsituation hat. Außerdem gehören Geiselbefreiungen zu unserem Geschäft.«
»Dann solltest du mir endlich verraten, für wen du arbeitest.«
»US Navy SEALs. Sorry, das Cover war nicht meine Idee, sondern ausdrücklicher Wunsch deiner Regierung. Aber darüber können wir später reden.«
Sven wusste einiges über die amerikanische Spezialeinheit. Mark hatte recht, in der kurzen Zeit wäre keine andere Einsatzgruppe schnell genug vor Ort, und es wäre unverantwortlich, den Vorsprung leichtfertig aufzugeben.
»Meinetwegen. Aber ich bin dabei.«
»Mir ist klar, dass du das willst, aber es geht hier um mehr als du denkst. Eins vorweg. Ich kenne deine Akte und deine Vergangenheit.«
»Was hat das denn jetzt damit zu tun?«
»Es tut mir leid, Sven. Für diplomatische Formulierungen fehlt uns die Zeit. Sie haben sich nicht nur Dirk geschnappt, sondern auch Britta und ihren Sohn. Überleg dir genau, ob du wirklich dabei sein willst.«
Die Nachricht traf Sven wie ein Tiefschlag. Haltsuchend lehnte er sich gegen den BMW. Bilder aus der Vergangenheit tauchten aus seiner Erinnerung auf. Seine Frau mit ihrer gemeinsamen Tochter Jessie. Matthias, wie er ihm die Nachricht von dem Unfall überbrachte. Dann immer wieder Britta. Ihr sanftes Lächeln. Ihre glitzernden Augen, wenn sie ihn scherzhaft provozierte. Ihr Gesichtsausdruck, als sie ihn in der Dusche überrascht hatte … Nein, noch einmal würde er einen solchen Schicksalsschlag nicht verkraften. Er rang nach Luft. Nur langsam kehrte die Realität zurück. Mark stand vor ihm, hielt ihn an den Armen und redete auf ihn ein. Er verstand kein Wort und schüttelte heftig den Kopf. Wenn er Britta und Jan helfen wollte, musste er wie ein Polizist denken und handeln.
Er sah Mark fest in die Augen. »Keine Angst. Ich drehe nicht durch. Wir holen sie gemeinsam raus. Sie werden fordern, dass ich die Ermittlungen einstelle, und von Dirk wollen sie wissen, wie weit wir sind.«
Mark betrachtete ihn forschend, dann nickte er. »Davon gehe ich auch aus. Vermutlich klingelt jeden Moment dein Telefon.«
»Bestimmt. Ich habe jemand, der dafür sorgt, dass sie falsche Informationen bekommen, und dann ziehen wir den Kerl aus dem Verkehr.« Das konnte
Weitere Kostenlose Bücher