1 Fatale Bilanz - Ein Hamburg-Krimi
Meinte er damit den Motorradfahrer?«
Mark und Sven waren nicht nur schnell, sondern auch verdammt gut.
»Nein, Satelliten. Sie haben das Handy angepeilt und wissen genau, wo wir sind. Es wird nicht mehr lange dauern. Ich glaube nicht, dass sie auf der Autobahn zuschlagen, sondern so schnell wie möglich, nachdem wir das Ziel erreicht haben. Sobald du irgendein Anzeichen dafür entdeckst, ziehst du den Kopf ein und gehst in Deckung.«
»Mach ich.« Pure Entschlossenheit hatte ihre Angst abgelöst. »Und was ist mit dir?«
Die Sorge um ihn rührte Dirk, schließlich hatte sie schon Angst genug um sich und ihren Sohn.
»Ich bekomme das hin. Was glaubst du, wie beeindruckt Sven war, als er herausgefunden hat, was Wirtschaftsprüfer draufhaben. Gut, er hätte nicht gleich versuchen sollen, mich zu verhaften, aber das ist mittlerweile geklärt.«
»Das hat er nicht ernsthaft versucht, oder?«
»Doch. Du merkst, es wird höchste Zeit, dass du ihn an die Kandare nimmst. Ab und zu übertreibt er es etwas.«
»Etwas? Na, der bekommt was zu hören.«
Bei der Vorstellung musste Dirk vor Schadenfreude grinsen. Hoffentlich erlebte er Brittas Abrechnung mit ihrem hitzköpfigen Freund noch.
23
Wenig später wurde der Lieferwagen langsamer, das gesamte Fahrverhalten änderte sich, dann knirschte Sand unter den Rädern und das Fahrzeug hielt. Die Ladetür wurde aufgerissen und grelles Sonnenlicht blendete Dirk, so dass er blinzelnd die Augen schloss. Unsanft wurde er ins Freie gezerrt und grob abgetastet. Die Durchsuchung kam zu spät, und wer einen Fehler beging, machte hoffentlich noch weitere. Er kämpfte gegen das Schwindelgefühl und lehnte sich gegen den Transporter.
Vor ihnen lag ein reetgedecktes Bauernhaus, das ihm nicht den geringsten Anhaltspunkt auf ihren Aufenthaltsort gab. Diese Häuser waren typisch fürs Hamburger Umland. Ein Blick auf seine Uhr verriet ihm, dass etwas über eine Stunde vergangen war, seitdem er die Haustür hinter sich geschlossen hatte. Das reichte, um über die Autobahn in die Heide oder an die Ostseeküste zu gelangen. Obwohl ihm die Information nicht weitergeholfen hätte, verstärkte das Gefühl, seinen Aufenthaltsort nicht zu kennen, seine Angst, und er schluckte hart.
Die beiden Männer, die ihn überfallen hatten, gingen ohne sich umzusehen auf das Haus zu. Entweder war es ihnen gleichgültig, dass sich seine Hände vor dem Körper befanden, oder sie hatten es nicht bemerkt.
Ein grauhaariger Mann mit kurzen Haaren und Vollbart blieb dicht vor ihm stehen.
»Los, mitkommen.«
Der Grauhaarige gab ihm keine Chance, seiner Aufforderung zu folgen und stieß ihn vorwärts. Dirk stürzte zu Boden.
Ein Blonder, höchstens Anfang zwanzig, beugte sich über ihn. Lediglich seine dunklen Augen deuteten daraufhin, dass er aus dem arabischen Raum stammen könnte. Unter anderen Umständen hätte Dirk ihn für einen harmlosen Studenten gehalten.
»Aufstehen!«
Um die Forderung zu unterstützen, holte der Blonde zu einem Fußtritt aus. Dirk wich seitlich aus, und der Schuh streifte nur seine Rippen. Trotzdem schoss ein Stich durch seinen Körper. Zusammengekrümmt schnappte er nach Luft und kämpfte darum, Wut und Schmerz nicht zu zeigen.
Schwerfällig richtete er sich auf. Die Angst war verflogen, stattdessen war er wütend, seinem Angreifer ausgeliefert zu sein, sich nicht wehren zu können. Jürgen Springer stand neben einem silberfarbenen Mercedes und beobachtete ihn mit ausdrucksloser Miene.
Britta hielt Jan im Arm, blanke Angst stand ihr im Gesicht. Dirk zwang sich, ruhig zu bleiben. Eigentlich war das ähnlich wie ein Trainingskampf. Ruhig bleiben, Kräfte schonen, auf seine Gelegenheit warten. Den Gegner in Sicherheit wiegen und dann unerwartet zuschlagen. Irgendwas ergibt sich immer. Als sich ihm der Blonde drohend näherte, wich Dirk zurück.
Unerwartet ging Springer dazwischen.
»Der hat genug. Lasst ihn leben. Ich brauche Antworten.«
Dirk suchte Brittas Blick. Er rieb sich mit den gefesselten Händen über die Stirn und nutzte den Moment, als die Männer sein Gesicht nicht sehen konnten, um ihr zuzuzwinkern. Sie entspannte sich deutlich. Gut.
Der Grauhaarige blieb dicht vor Dirk stehen und musterte ihn durchdringend.
»So wichtig können die Antworten nicht sein. Der macht nur Ärger.«
Instinktiv wich Dirk zurück. Wenn es drauf ankam, würde er nicht wehrlos aufgeben. Ihm war nicht klar, ob der Grauhaarige oder Springer das Sagen hatte. Der Mann packte ihn an den
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