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1 Frau, 4 Kinder, 0 Euro (fast): Wie ich es trotzdem geschafft habe

1 Frau, 4 Kinder, 0 Euro (fast): Wie ich es trotzdem geschafft habe

Titel: 1 Frau, 4 Kinder, 0 Euro (fast): Wie ich es trotzdem geschafft habe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra van Laak
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klettern.
    Und nun dieser Anruf, der mir, nur mir galt. Weil ich die Wunschkandidatin des Unternehmens sei. Kein Wunder, dass ich mich von dem Anrufer, der mich angeblich gezielt meiner Fähigkeiten wegen ausgesucht hatte, geschmeichelt fühlte. Meine Sehnsucht, mich endlich ungebremst entfalten zu können, war riesig – die perfekte Antriebsfeder in einer fast ausweglosen, chaotischen Situation kurz vor der Zwangsräumung der Villa. Andere wären an meiner Stelle vielleicht einfach nur zusammengebrochen.
    »Frau van Laak, ich mache Ihnen einen Vorschlag. Sie kommen in unser Berliner Büro, und wir besprechen alles Weitere. Dann kann ich Ihnen auch den Namen der Person sagen, die Sie uns wärmstens empfohlen hat.«
    Das klang sehr vernünftig, fand ich. Die Aussicht auf einen gutbezahlten Job war wunderbar. Nun musste ich nur noch genauer wissen, um was für ein Versicherungsunternehmen es sich handelte. Der Anrufer reagierte etwas ausweichend, nannte dann schließlich nach meinem mehrmaligen Nachfragen den Namen des Mutterkonzerns – es handelte sich um eine traditionsreiche, große, deutsche Lebensversicherung. Gut, ich war beruhigt. Die kannte ich, Reklame aus der Kindheit blitzte in meinem Gedächtnis auf, ich freute mich auf den Termin.
    Zwei Tage später stand ich an einem Vormittag – die Kinder wusste ich gut in Kindergarten und Schule versorgt – vor einem achtstöckigen Bürogebäude in der Kurfürstenstraße. Draußen fanden sich keine Schilder, ich ging erst einmal hinein in das kleine Foyer. Grauer glänzender Marmor, seltsam anonym, ein überdimensionierter Handlauf aus poliertem Metall. Auf dem Firmenwegweiser aus Plexiglas gab es viele Lücken, ganz oben stand der Name des Versicherungsunternehmens und daneben drei große Buchstaben. Über dem letzten Buchstaben schwebte eine glänzende goldene Kugel. Ein Zettel flatterte an der Wand neben dem Aufzug: »Bewerber bitte im 7. OG melden«. Der Lift schoss mit mir hinauf und entließ mich in einen dunklen, kleinen Vorraum. Zwei Meter weiter befand sich eine Glastür, rechts davon eine Klingel. Durch die Scheiben sah ich einen großen Flur, durch den ständig schwarze und graue junge Anzugmänner huschten. Die Anzüge wirkten vollkommen identisch auf mich, handelte es sich um Arbeitsuniformen? Der graue Nadelfilz dämpfte das energische Klack-Klack der schwarzen Schuhe, die geschickt mehrere kleine Vitrinen auf hüfthohen Sockeln umschifften. Die Vitrinen waren wie Kundenstopper an allen möglichen Stellen im Flur aufgestellt. Nirgends sah ich eine Frau.
    Ich klingelte. Keiner der Anzugmänner schaute auf, stattdessen bog aus einer offenen Bürotür links ein weiterer Anzugmensch hervor. Er war etwa Mitte fünfzig und machte sich schnell seinen Sakko-Knopf zu, bevor er mir die Tür öffnete. Er strahlte mich an, die Jacke spannte heftig über seinem Bauch.
    »Frau van Laak, wie schön, dass Sie zu uns gefunden haben! Schuster mein Name, kommen Sie, kommen Sie, wir gehen gleich hier hinein. Herr Franken kommt auch gleich. Kaffee? Weiß oder schwarz?«
    Ich folgte dem kleinen rundlichen Mann die wenigen Meter in das Büro. 08/15-Einrichtung, Kalender an der Wand, keine Grünpflanzen, spartanisch und praktisch eingerichtet. In der Ecke stand ein verschließbarer Aktenschrank. Auf der grauen Schreibtischfläche stand ein goldfarbenes Modellauto, ein Mercedes Cabriolet, so viel konnte ich erkennen.
    Ich nahm Platz und bekam einen lauwarmen Kaffee in einem braunen Plastikbecher, der sofort einknickte, als ich ihn in die Hand nahm. Vorsichtig stellte ich ihn wieder ab. Herr Schuster saß mir gegenüber und wirkte fahrig auf mich, seine kleinen Augen purzelten hinter den ungeputzten Brillengläsern herum, er wollte mit dem Gespräch offenbar nicht anfangen, bevor nicht auch Herr Franken zugegen war. Ich bemerkte an Herrn Schusters Anzug ein kleines Abzeichen, das ich aber nicht genauer identifizieren konnte.
    Herr Franken stieß kurz darauf zu uns, offensichtlich gehörte er zur höheren Leitungsebene, denn Herr Schuster sprang zackig auf, justierte seinen Anzugknopf und schaute dann in meine Richtung. »Darf ich vorstellen, Frau van Laak, Herr Franken.« Herr Franken war ein hoch aufgeschossener Typ, graue Haare, Einheitsanzug, auch er mit einem Abzeichen, dieses sah allerdings etwas anders aus als das von Herrn Schuster. Herr Franken begegnete mir mit kühler Zurückhaltung. Auf mich machte er einen sehr professionellen Eindruck. Er ließ mich nicht aus

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