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1 - Schatten im Wasser

Titel: 1 - Schatten im Wasser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Gercke
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kleine Schwester zu uns kommen darf. Bisher habe ich ihn vertröstet, weil Jikijiki uns vor Eifersucht die Hölle heiß gemacht hätte. Ich werde noch heute mit Sicelo sprechen.«
    Jabisa war dreizehn, klein und zartgliedrig wie ein Vögelchen. Mit großen, ernsten Augen sah sie zu Catherine auf, vertrauensvoll und ohne Scheu. Catherine zeigte ihr das Haus und trug ihr auf, Staub zu wischen.
    Ein Lied trällernd, ihr rundes Gesäß im Takt schwingend, tanzte die Kleine durchs Haus.
    »Nun, wie ist es gelaufen? Arbeitet sie gut?«, fragte Johann, als er abends auf dem Hof absaß.
    Seine Frau lächelte. »Sie zeigt die gleiche zurückhaltende Einstellung zur Arbeit wie alle Zulus, die mir bisher begegnet sind, aber ich kenne meine Pappenheimer allmählich und lasse sie mit Müßiggang nicht davonkommen. Sie ist jung genug, dass ich sie noch nach meinen Wünschen erziehen kann.«
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    Mzilikazi blieb, aber sein Lachen war verschwunden. Er wagte es nicht, öffentlich gegen den König zu reden, es hätte ihn das Leben kosten können, aber als er es nicht mehr aushielt, teilte er Johann mit, dass er Inqaba verlassen müsse. Von Sicelo hörten sie später, dass Mzilikazi vor dem königlichen Dorf herumlungerte.

    »Er hofft, einen Blick auf Jikijiki zu erhaschen, träumt sogar davon, sie zu treffen«, berichtete er. »Er muss auf der Hut sein. Es ist nicht klug, den Elefanten zu reizen, besonders wenn man nur eine Ameise ist.«

    *
»Was wil st du?«, fragte Catherine auf Zulu und betrachtete misstrauisch die Schwarze, die plötzlich wie eine Erscheinung neben ihr im Kochhaus stand.
    »Sebenzi - Arbeit.« Die Stimme war leise, das Gehabe zurückhaltend.
    Den Blick hielt die Frau auf den Boden geheftet, wie es sich einer ranghöheren Person gegenüber gehörte.
    Schon wollte Catherine ablehnen. Schließlich hatte sie Jabisa. Die Kleine kam eben vom Wasserreservoir, den Wassereimer auf dem Kopf balancierend, der, wie sie wusste, nur um ein Drittel gefüllt war. Mehr konnte das zarte Mädchen nicht tragen. Die Frau vor ihr war mittleren Alters, aber ziemlich groß und kräftig und trug erstaunlicherweise nicht die hochgezwirbelte Frisur einer Ehefrau.
    »Wie heißt du?«
    »Zogile.« Ein gewinnendes Lächeln spaltete das tiefschwarze Gesicht.
    Ihre Augen hatte die Frau auf den Boden gerichtet.
    »Gut, Zogile. Ich muss darüber nachdenken. Komm morgen wieder, dann werde ich es wissen.«
    »Yabonga«, sagte Zogile und glitt geräuschlos davon.
    »Jabisa ist nicht kräftig genug, die Arbeit allein zu machen«, sagte sie abends beim Essen zu Johann. »Ich habe oft ein schlechtes Gewissen, wenn sie die schweren Eimer schleppt. Zogile ist älter und offenbar stark wie ein Pferd. Ich könnte sie gut gebrauchen.«
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    Er legte seine Gabel nieder. »Du brauchst kein schlechtes Gewissen Jabisa gegenüber zu haben. Die kleinen Mädchen lernen schon sehr früh, Wasserkrüge auf ihrem Kopf zu balancieren. Weißt du, aus welcher Familie diese Zogile kommt? Ist sie eine Zungu oder eine Buthelezi? Vielleicht eine Ntuli?«
    »Ist das wichtig? Genügt es nicht, wenn sie als Person angenehm ist?«
    Johann zuckte mit den Schultern. »Ich würde ungern eine Zungu in meinem Haushalt beschäftigen, aber wenn sie dir als Person angenehm ist, soll's mir recht sein. Ich vertraue deiner Menschenkenntnis.« Er vermied es, sie darauf hinzuweisen, dass Khayi der Häuptling der Zungus war und Umafutha seine Schwester.
    Catherine nickte und schnitt ihm noch ein Stück Fleisch vom Knochen der Schweinekeule. »Die Falken sind wieder zwischen den Hühnern gewesen, es ist wirklich ein Kreuz«, klagte sie. »Du musst den Stall mit Grasmatten schützen, sonst haben wir bald kein Federvieh mehr.«
    Johann versprach es. Er erzählte ihr nicht, dass zwei seiner Kälber in der Nacht von Leoparden gerissen worden waren und dass er vorhin, als die Pferde unruhig waren, Tatzenabdrücke ganz in der Nähe gefunden hatte. Mit solchen Nachrichten brauchte er sie in ihrem Zustand nicht zu belasten.
    Am nächsten Morgen stellte Catherine Zogile ein, die ihre Erwartungen zumindest in Hinsicht auf ihre Körperkräfte voll erfüllte. Auch schien sie wil ig zu lernen, obwohl es mühsam war, schon wieder jemandem, der noch nie einen europäischen Haushalt gesehen hatte, jeden Handgriff beizubringen. Doch Catherine tat es mit Freude; sie sagte sich, je eher sie das bewerkstelligte, desto schneller konnte sie sich wieder mit ihren Zeichnungen beschäftigen. Im Kopf nahm der

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