1 - Schatten im Wasser
Zulus das Fieber. Wenn ich es ausgeschwitzt habe, werde ich mit kaltem Wasser Übergossen.«
Sie rannte hinüber ins Umuzi seiner Treiber und Träger und veranlasste sie, den Schlangenfanger auf der Stelle auszugraben und auf sein Bett zu legen. Er machte eine matte abwehrende Geste, als sie sich über ihn beugte, um seine Stirn zu befühlen, schämte sich ob seines fast unbekleideten Zustandes.
Catherine drückte ihn zurück. »Holt Wasser und zündet ein Feuer an«, befahl sie seinen Leuten. Als das Wasser eine erträgliche Temperatur hatte, machte sie sich daran, ihn zu waschen. Es war ihm sichtlich entsetzlich peinlich. »Ach, Schnickschnack«, sagte sie und machte weiter.
Dann zog sie ihm das Kissen einfach unter dem Kopf hervor und schüttelte es auf. Anschließend räumte sie seine Küche auf, kochte ihm eine kräftige Suppe und fütterte ihn löffelweise damit. Zum Schluss gab sie ihm zwei der Kräuterwürfel.
»Heute Abend nimmst du davon noch zwei, wenn es ganz schlimm wird, drei. Morgen komme ich wieder.« Sie hielt ihre Finger gekreuzt und hoffte, dass sie ihm mit der hohen Dosierung nicht schaden würde. Die entsprechende Menge war sicherlich kleiner als die, die sie Johann damals als Brei verabreicht hatte, und ihm hatte es geholfen, ihn auf jeden Fall nicht umgebracht. Dan hatte für gewöhnlich eine Rossnatur. Er würde es verkraften.
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»Letztes Mal hat man mir einen Teelöffel Senf in heißem Wasser gelöst eingeflößt, und dann musste ich dreimal am Tag einen Teelöffel Stockholmteer einnehmen«, sagte er.
»Stockholmteer? Wie entsetzlich! Das ist doch das Zeug, das man auf kranke Pferdehufe schmiert und Boote damit versiegelt.«
»Es war die Frage, wer sich als zäher erwies, das Fieber oder ich. Ich hab gewonnen«, grinste der Schlangenfänger schwach.
Eilig machte sie sich auf den Weg zurück nach Inqaba. Nach den ergiebigen Regen der vergangenen Wochen führten die Flüsse Hochwasser, und das Land war durchzogen von silbrig glänzenden Pfützen, in denen Myriaden von Mückenlarven lebten. Jetzt, kurz bevor die Dämmerung hereinbrach, tanzten dichte Moskitoschwärme um Caligulas Kopf, saßen zu Dutzenden auf seinen Ohren, stachen sie ebenfalls, sogar durch ihr Kleid hindurch. Sie ritt, so schnell es der schlechte Weg, der mit seinen vielen Schlaglöchern einem Schweizer Käse glich, zuließ. Übel zerstochen erreichte sie Inqaba und berichtete Johann von Dans Zustand.
»Wir müssen ihn zu uns holen«, sagte sie. »Seine Leute sind gute Treiber und hervorragende Fährtenleser, aber keiner kann ordentlich kochen, und mit ihrer Methode, die Malaria zu heilen, hätten sie ihn schon fast umgebracht.«
Den nächsten Tag ritten Johann und Pierre hinüber zu dem Schlangenfänger und kehrten abends zurück. Acht von Dans kräftigsten Leuten trugen ihn auf einer aus Stangen und Grasmatten gefertigten Trage.
Pierre überließ ihm sein Bett und hielt Wache neben ihm; er hatte Catherine versprechen müssen, sie zu wecken, falls es Dan schlechter gehen sollte.
Johann hatte darauf bestanden, dass sie in ihrem Zustand ihren Schlaf brauchte.
*
Kurz nachdem bekannt wurde, dass der Schlangenfänger und auch Sicelo durch die wundersamen Heilkräfte der Umlungu genesen waren, erschienen zwei fremde Zulus in ihrem Hof. Ei-622
ner stützte den anderen, und beide waren offenbar geschwächt von irgendeiner Krankheit. Sie trugen zwei gackernde, an den Beinen zusammengebundene Hühner. Mit ernster Miene erklärten sie, dass sie gekommen wären, um sich für den Preis von zwei kräftigen Hennen, die jeden Tag Eier legten, auch behandeln zu lassen. Geschmeichelt untersuchte Catherine die beiden, schmierte Salbe auf eine offene Wunde und verband sie mit Blättern, gab dem anderen, von dem sie glaubte, dass er Würmer in seinem Bauch ernährte, zerstoßene Kohle.
Am nächsten Tag warteten schon vor Morgengrauen drei Frauen mit ihren Kindern und zwei Männer auf sie, und danach wurde die Schlange der Wartenden jeden Tag länger. Sie sah Malaria in allen Stadien, eiternde Insektenbisse, faulendes Fleisch, grotesk vergrößerte Gliedmaßen. Fette, schwarzköpfige Maden krochen ihr aus Eiterbeulen entgegen, und manchmal verlor sie den Mut, denn Afrika kämpfte um seine Beute, erwies sich oft als stärker als sie. Trotzdem füllte sich ihre Vorratskammer. Sie erhielt getrocknete Mopaniraupen als Bezahlung, Kürbisse, Eier, die fette Milch der Zulukühe, Amasi, aber auch Tongefäße, Kalebassen gefüllt mit
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