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1 - Schatten im Wasser

Titel: 1 - Schatten im Wasser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Gercke
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auf. Catherine lachte und hob ihren Haarschopf, um sich den feuchten Nacken zu wischen. »Ich wünschte, ich hätte den Mut, mir die Haare abzuschneiden wie Mila.«
    Bevor er jedoch lautstark seinen Protest äußern konnte, hörten sie Pferdehufe klappern. Johann richtete sich auf. »Besuch? Um diese Zeit?«
    »Gibt's in diesem Haus etwas zu essen für zwei hungrige Wan-dersleute?«, dröhnte eine laute Stimme.
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    Dans unverkennbare Geruchsnote wehte ihm auf die Veranda voraus.
    »Einen wunderschönen guten Abend, liebe Freunde.« Er schnupperte. »Ihr habt wohl schon gegessen?«
    Johann klatschte ihm grinsend auf den Bauch. »Solltest besser ein wenig fasten, lieber Freund, sonst lecken sich die Löwen der Umgebung bald die Lefzen vor Vergnügen.«
    »Du bist nur neidisch auf meine stattliche Figur«, grunzte Dan und begrüßte die Hausherrin mit einem Handkuss.
    Hinter dem Schlangenfanger humpelte die kleine Gestalt von Onetoe-Jack herbei. »Johann, alter Junge, du hast die einmalige Gelegenheit, deine Freunde vor dem Verhungern zu retten.« Er hob seine Rechte mit dem fehlenden Mittelfinger, trippelte hinüber zu Catherine und küsste ihr die Hand mit einer tiefen Verbeugung. »Ich grüße dich, unvergleichliche Catherine.« Seine grauen Augen himmelten sie an.
    »Ach geh, Jack, du wil st nur an die Fleischtöpfe, gib es zu.« Aber sie freute sich über seine galante Begrüßung. Er brachte stets einen Hauch von gepflegter Kultiviertheit ins Haus.
    »Was führt euch hierher?«, fragte Johann und stellte zwei Krüge frischen Biers vor ihnen auf den Tisch.
    »Kotabeni«, antwortete Dan, und die Steinachs erstarrten. »Es gibt Berichte, dass ein kleiner Frachtensegler häufig in der Mündung des St.-
    Lucia-Sees gesehen worden ist. Angeblich soll er Elfenbein an Bord nehmen, das ihm Schmuggler aus dem Landesinneren bringen. Wir sollten da mal nach dem Rechten sehen. Wir haben unsere Fährtenleser und Treiber dabei. Sie richten sich gerade ihr Lager hinter dem Kochhaus her.«
    Catherine hielt den Blick fest auf ihre Zeichnung geheftet und wagte nicht, ihren Mann anzusehen. Dann stand sie hastig auf. »Ich hole euch etwas zu essen«, murmelte sie und eilte in die Küche.
    »Warum glaubst du, dass es dieser hochwohlgeborene Halunke ist?«, hörte sie Johann fragen. »Klaut er es wieder von den Zulus?«
    »Offenbar. Es ist seine Handschrift. Außerdem scheint er im Norden sein Unwesen getrieben zu haben. Dort soll eine Herde 694
    von zwanzig Elefanten gemetzelt worden sein. Mpande hat ein Impi hingeschickt, aber sie sind zu spät gekommen. Es ist also nichts bewiesen, aber mein Bauch sagt mir, dass er dahinter steckt. Dieser feine Herr ist schlüpfriger als ein Aal.«
    »Er soll doch so eng mit dem König sein.« Johann kreuzte Zeigefinger und Ringfinger. »Ich habe gehört, dass er ihm bei einem ... äh ... delikaten Problem geholfen hat.«
    Dan lachte freudlos auf. »Glück hat dieser Mensch, das muss man ihm lassen. Das letzte Gerücht besagt, dass Mpande ihm dafür die Genehmigung, Elefanten im Nordosten zu jagen, erteilt und südlich von Inqaba ein Stück Land überlassen hat. Angeblich hat er ein vom König unterschriebenes Papier, das das belegt.«
    Johann sah betroffen hoch. »Ein von Mpande unterschriebe nes Papier?
    Das glaube ich nicht einen Moment. Sollte es stimmen, wäre es sehr unschön für uns. Aber wenn er die Erlaubnis zur Elefantenjagd hat, bräuchte er nicht zu schmuggeln. Warum sollte also Mpande ein Impi hinschicken?«
    »Weil Mpande die Identität von Kotabeni nicht kennt. Man hat nur zwanzig tote Elefanten gefunden, denen die Stoßzähne herausgeschnitten waren. Eine Visitenkarte lag nicht dabei.«
    »Man sollte den König vielleicht daraufhinweisen«, sagte One- toejack und massierte die juckende Stelle, an der ihm der Militärarzt in Durban nach dem Schlangenbiss letztendlich den Finger amputiert hatte.
    Catherine brachte Teller mit Fleisch und Gemüse, Brot, Butter und Früchte. Stil setzte sie sich wieder hin. Ihre Hände hielt sie im Schoß verschlungen, so fest, dass ihre Knöchel weiß wurden.
    »Wir wollen Anfang nächster Woche losreiten. Begleitest du uns? Wir könnten Verstärkung gebrauchen«, fragte der Schlangenfänger.
    »Selbstverständlich. Das lass ich mir nicht entgehen. Außerdem betrifft es mich besonders, wenn sich Bernitt wirklich Land an Inqabas Grenze erschlichen hat.«
    »Ich komme auch mit«, sagte Catherine und sah ihrem Mann fest in die Augen. Wenn sie Konstantin

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