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1 - Wächter der Nacht

1 - Wächter der Nacht

Titel: 1 - Wächter der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sergej Lukianenko
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Interesse daran hätte, Anton zu fassen.«
    »Mein liebes Mädchen«, der Dunkle beugte sich über den Tisch, »das ist doch inkonsequent! Ihr solltet uns nicht vorwerfen, einerseits einen Unschuldigen, einen gesetzestreuen Lichten, zu verfolgen, es aber andererseits gar nicht auf seine Festnahme anzulegen.«
    »Warum nicht?«
    »Das ist so ein kleinlicher Sadismus.« Der Magier kicherte. »Das Gespräch bereitet mir ein außerordentliches Vergnügen. Ihr haltet uns doch nicht etwa für eine Bande durchgedrehter blutrünstiger Psychopathen?«
    »Nein, wir halten euch für eine Bande durchtriebener Halunken.«
    »Dann lass uns doch mal unsere Methoden vergleichen.« Offenbar sattelte der Dunkle sein Steckenpferd. »Lass uns den Schaden vergleichen, den die Wachen unter einfachen Menschen, unter unserer Futterbasis, anrichten.«
    »Das trifft nur für euch zu, dass Menschen Futter sind.«
    »Und für euch nicht? Kommen denn die Lichten jetzt von den Lichten und nicht mehr aus der Menge?«
    »Für uns sind die Menschen die Wurzeln. Unsere Wurzeln.«
    »Von mir aus auch Wurzeln. Wozu um Worte streiten? Doch dann sind es auch unsere Wurzeln, Mädel. Und sie versorgen uns mit immer mehr Saft, das verhehle ich gar nicht, das ist kein Geheimnis.«
    »Wir werden aber auch nicht weniger. Auch das ist kein Geheimnis.«
    »Sicher. Wir leben in stürmischen Zeiten, voller Stress und Anspannung, die Menschen gehen ständig bis an ihre Grenze – und von da bis zu uns Andern ist es nur ein kleiner Schritt. Wenigstens darin könnten wir uns doch mal einig sein!« Der Magier gickste.
    »Gut«, stimmte Tigerjunges zu. In meine Richtung blickte sie nicht mehr, das Gespräch kreiste um das ewige, unerschöpfliche Thema, über das man hitzig stritt, über das sich die Philosophen beider Seiten die Köpfe einschlugen, nicht nur zwei Magier, ein Dunkler und ein Lichter, die sich langweilten. Mir war klar, dass Tigerjunges bereits alles gesagt hatte, was ich wissen musste.
    Oder alles, was sie zu sagen für möglich hielt.
    Ich nahm das Bierglas, das vor mir stand. Trank einige gleichmäßige, tiefe Schlucke. Ich hatte wirklich Durst.
    War die Jagd nur vorgetäuscht?
    Ja. Das hatte ich selbst auch schon begriffen. Das Wichtigste, was ich jetzt hatte in Erfahrung bringen müssen, war, ob unsere Leute das auch so sahen.
    Den Wilden hatten sie also noch nicht gefasst?
    Natürlich nicht. Andernfalls hätten sie sich schon mit mir in Verbindung gesetzt. Telefonisch oder mental, für den Chef ist das ein Kinderspiel. Der Mörder wäre dem Tribunal übergeben worden, Swetlana würde nicht länger zwischen dem Wunsch zerrissen, mir zu helfen, und der Notwendigkeit, sich aus einem Kampf herauszuhalten, und ich würde Sebulon ins Gesicht lachen.
    Aber wie, wie sollte man in einer Riesenstadt einen Menschen finden, dessen Fähigkeiten sich nur spontan Bahn brechen? Auflodern und verlöschen. Von Mord zu Mord, von einem nutzlosen Sieg über das Böse zum nächsten? Wenn er den Dunklen wirklich bekannt wäre, würde nur die Führungsspitze dieses Geheimnis kennen.
    Aber ganz gewiss nicht diese Dunklen, die hier ihre Zeit verplemperten.
    Angewidert sah ich mich um.
    Das stank doch zum Himmel!
    Der Wachmann, den ich so leicht umgebracht hatte. Ein Magier dritten Grades, der sich voller Eifer mit unserer Beobachterin in Spitzfindigkeiten erging und alles um sich herum vergaß. Diese jungen Kerle an den Terminals, die lauthals schrien: »Zvetnoj Boulevard überprüft!«
    »Poleshajewskaja unter Kontrolle!«
    Das also ist der Einsatzstab. Genauso absurd und unqualifiziert wie die unerfahrenen Dunklen, die mich in der ganzen Stadt jagen. Gewiss, das Netz ist ausgeworfen, aber niemand schert sich darum, wie viele Löcher es hat. Je wildere Finten ich schlage, je stärker ich zapple, desto besser für das Dunkel. Im Großen und Ganzen natürlich. Swetlana wird es nicht aushalten. Sie wird sich in den Kampf stürzen. Wird zu helfen versuchen, wird spüren, wie in ihr echte Kraft aufkeimt. Niemand von uns wird sie aufhalten können. Und dann ist es aus mit ihr.
    »Wolgograder Prospekt.«
    Ich könnte sie ja jetzt allesamt abschlachten und abschießen! Alle bis auf den Letzten! Diesen Abfall des Dunkels, diese Wichte, diese Dumpfbacken, die entweder keine Perspektive oder zu viele Fehler haben. Nicht allein, dass es für die Dunklen nicht schade um die ist – sie stören nur, laufen ihnen zwischen den Beinen herum. Die Tagwache ist kein Armenhaus wie wir

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