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10 - Der Ölprinz

10 - Der Ölprinz

Titel: 10 - Der Ölprinz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Also jetzt Steinchen her!“
    Es war von großem Vorteil für sie, daß Old Shatterhand diese Frage aufgeworfen hatte und sie zu einer Verständigung über dieselbe gekommen waren, denn es trat später wirklich der Umstand ein, daß sie gesehen wurden, und da konnten sie sofort im Einvernehmen handeln, ohne vorher die kostbare Zeit durch Fragen zu verlieren. Sie griffen auf der Plattform mit den Händen nach Steinchen und fanden schnell so viele, wie sie brauchten. Dann legten sie sich lang auf den Boden nieder und krochen auf die drei Wächter zu. Old Shatterhand hatte sehr genau taxiert: als sie noch ungefähr zwanzig Schritte von denselben entfernt waren, mußten sie anhalten. Winnetou erhob sich ein wenig und warf ein Steinchen über sie hinweg, so daß es jenseits von ihnen niederfiel. Das dadurch entstehende Geräusch wurde, so gering es war, von ihnen bemerkt, und sie wendeten ihre Gesichter nach rechts, um zu lauschen.
    „Es gelingt“, flüsterte Old Shatterhand. „Sie sind dumm genug, ihre Aufmerksamkeit von dieser unsrer Seite abzuwenden.“
    Winnetou warf noch einige Steinchen, was zur Folge hatte, daß die drei Wächter ein lebendes Wesen, vielleicht gar ein feindliches, rechts von sich vermuteten und scharf nach dorthin lauschten.
    „Jetzt!“ sagte Old Shatterhand leise.
    Sie erhoben sich. Fünf, sechs weite, aber ganz leise und fast unhörbare Sprünge, und sie standen bei den dreien. Die Faust des starken weißen Jägers fuhr dem ersten so gegen den Kopf, daß er lautlos niedersank; im nächsten Augenblick hatten sie den zweiten und dritten bei den Kehlen. Ein fester Druck, einige Hiebe an die Schläfen und auch diese waren besinnungslos. Sie wurden schnell gefesselt und bekamen Knebel zwischen die Zähne.
    „Das ist geglückt!“ flüsterte Old Shatterhand. „Nun schnell die Leiter an das Loch, unter welchem die Gefangenen stecken. Ich will mit ihnen reden; währenddessen mag mein Bruder Winnetou die nächste Etage nicht aus den Augen lassen. Es könnte einer der dortigen Wächter an der Kante des Daches erscheinen.“
    Er zog nun die Leiter, welche sie vorhin vermieden hatten, als sie sich auf der unteren Plattform befanden, herauf, lehnte sie neben dem Loch an die Mauer und stieg hinauf. Den Kopf in dieses Loch steckend, rief er hinein, aber so, daß nur die innen Befindlichen es hören konnten: „Sam Hawkens, Dick Stone und Will Parker! Ist einer von euch da?“
    Er lauschte und hörte drin eine Stimme: „Horcht! Da draußen sprach jemand! Es ist ein Mensch am Loche.“
    „Wahrscheinlich einer der Roten Halunken!“ meinte ein andrer. „Gebt ihm eine Kugel!“
    „Unsinn!“ fiel schnell ein dritter ein. „Ein Indianer wagt es nicht, seinen Schädel so schön herzuhalten, daß wir ihm das Lebenslicht ausblasen können, wenn ich mich nicht irre. Es muß ein andrer sein, einer, der uns retten will, vielleicht gar Old Shatterhand oder Winnetou. Macht mir Platz! Ich will an das Loch.“
    Aus der Redensart ‚wenn ich mich nicht irre‘ erkannte Old Shatterhand, wer der Sprecher war; darum fragte er: „Sam Hawkens, seid Ihr da?“
    „Will's meinen“, antwortete es von innen. „Wer seid denn Ihr?“
    „Old Shatterhand.“
    „Heigh-day!Ist's wahr?“
    „Yes. Wollen euch herausholen.“
    „Wollen? Die Mehrzahl? Also seid Ihr nicht allein?“
    „Nein. Winnetou ist mit.“
    „Noch jemand?“
    „Wir sind allein.“
    „Thank you!Haben mit großen Schmerzen auf Euch gewartet. Aber, Sir, seid Ihr denn auch wirklich Old Shatterhand? Oder heißt Ihr vielleicht Mr. Grinley, der Ölprinz?“
    „Müßt mich doch an der Stimme erkennen, alter Sam!“
    „Stimme hin und Stimme her! In diesem Loch klingt, zumal Ihr leise redet, eine Stimme wie die andre. Es wäre eine nette Geschichte, wenn wir Euch trauten und nachher hätte sich Old Shatterhand in den Ölprinzen verwandelt. So ein dummes Coon bin ich nicht. Gebt mir einen Beweis!“
    „Welchen?“
    „Habt Ihr Euern Henrystutzen bei Euch?“
    „Ja.“
    „So langt ihn einmal herein, damit ich ihn befühlen kann.“
    „Hier ist er. Aber gebt ihn schnell wieder heraus, denn ich kann ihn jeden Augenblick gebrauchen müssen.“
    Er schob das Gewehr ins Loch; es dauerte nur wenige Sekunden, so wurde es ihm zurückgegeben und Sam sagte: „Es hat seine Richtigkeit; Ihr seid es, Sir. Gott sei Dank, daß Ihr kommt! Wir können nicht hinaus. Zwar ist Rettung möglich; aber es würde dabei einen heißen Kampf geben und wir möchten nicht Blut

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