10 - Der Ölprinz
angekommen, blieben sie halten und lauschten hinter den Büschen hervor. Sie sahen die drei Weißen sitzen.
„Uff!“ flüsterte der älteste von ihnen, indem er sich an den Kundschafter wandte, „es ist wirklich so, wie mein Bruder berichtet hat: der See ist voll Petroleum. Wo ist dasselbe hergekommen?“
„Die Bleichgesichter werden es wissen“, antwortete der andere.
„Hat mein Bruder nicht fünf Weiße gezählt? Ich sehe nur drei.“
„Vorhin gab es fünf; es fehlen zwei. Diese drei sind diejenigen, welche ich bei Mokaschi, dem Häuptling der Nijoras, sah.“
„Welcher von ihnen hat unsern Bruder Khasti-tine ermordet?“
„Der, welcher jetzt zwei Flinten in den Händen hat.“
Er meinte damit den Ölprinz.
„Er wird eines bösen Todes sterben; aber auch die beiden andern kommen an den Marterpfahl. Uff! Sie teilen die Sachen, welche vor ihnen liegen. Bald erhält der eine etwas und bald der andere. Der vierte und der fünfte sind verschwunden. Die Sachen haben ihnen gehört. Sollten sie getötet worden sein?“
„Wir werden es erfahren. Wann ergreifen wir sie?“
„Jetzt gleich. Sie achten auf nichts als auf ihren Raub und werden so erschrecken, daß sie sich gar nicht wehren. Meine Brüder mögen mir schnell folgen.“
Er schnellte sich, die sieben andern hinter ihm her, auf die drei Weißen zu. Dieser Überfall kam so plötzlich und wurde so rasch ausgeführt, daß sie gebunden waren, ehe sie nur einen Schrei ausgestoßen oder ein Glied zu ihrer Verteidigung gerührt hatten. Vor Angst versagte ihnen die Sprache.
Auch die Roten sprachen zunächst kein Wort. Fünf von ihnen setzten sich zu den Gefangenen nieder; die andern drei entfernten sich, um das Tal abzusuchen. Als sie zurückkehrten, meldete einer von ihnen: „Die zwei Bleichgesichter bleiben verschwunden. Wir haben keinen von ihnen gesehen.“
„Sind sie nicht am Felsen emporgestiegen?“ fragte der älteste.
„Nein; dann hätten wir ihre Spuren gesehen.“
„Wir werden sogleich erfahren, wo sie zu suchen sind.“
Er zog sein Messer, setzte es dem Ölprinz auf die Brust und drohte: „Du bist der Schurke, welcher Khasti-tine, unsern jungen Bruder, ermordet hat. Sagst du mir nicht augenblicklich, wo die zwei Bleichgesichter hingekommen sind, welche vorhin noch bei euch waren, so stoß ich dir dieses Eisen in das Herz!“
Dieser Befehl versetzte Grinley in großen Schrecken. Gehorchte er, so holten die Indianer den Bankier und seinen Buchhalter ganz gewiß aus der Höhle; das aber durfte nicht geschehen. Gehorchte er nicht, so stand zu erwarten, daß der Rote seine Drohung ausführen und ihn erstechen werde. Was tun? Da half ihm wieder der listigere Buttler aus der Not; dieser rief dem Indsman zu: „Du irrst dich. Der Mann, den du erstechen willst, ist nicht der Mörder von Khasti-tine. Wir sind ganz unschuldig an dem Tod desselben.“
Der Indianer ließ von dem Ölprinz ab und wendete sich an Buttler: „Schweig! Wir wissen gar wohl, wer der Mörder ist.“
„Nein, ihr wißt es nicht!“
„Dieser unser Bruder hat es gesehen.“
Er deutete auf den Kundschafter.
„Er irrt sich“, behauptete Buttler trotzdem. „Er hat uns bei dem Häuptling der Nijoras gesehen; aber als die beiden Schüsse fielen, standen wir so, daß sein Blick uns gar nicht treffen konnte.“
„So willst du wohl leugnen, bei der Ermordung unsrer beiden Brüder zugegen gewesen zu sein?“
„Nein. Ich habe noch nie eine Lüge gesagt und auch jetzt fällt es mir gar nicht ein, gegen die Wahrheit zu sprechen. Die beiden weißen Männer, nach denen du gefragt hast, sind die Mörder.“
„Uff!“ rief der Rote. „Wir sehen sie nicht; sie sind also fort. So suchst du euch zu retten, indem du die Schuld auf sie wirfst!“
„Sie sind fort, sagst du? Wohin sollen sie sein? Ihr seid Kundschafter, also Krieger, welche scharfe Augen besitzen. Habt ihr denn ihre Spuren gesehen, welche gewiß zu finden wären, wenn sie sich wirklich entfernt hätten?“
„Nein. Du willst also sagen, daß sie noch hier sind?“
„Ja.“
„Wo?“
„An einem Ort, wo ihr sie nicht sehen könnt.“
„Welchen Ort meinst du?“
„Diesen.“
Er deutete auf das Wasser.
„Uff! Sie befinden sich in diesem See?“
„Ja.“
„Sie sind also ertrunken?“
„Ja.“
„Lüg nicht! Es gibt keinen Menschen, der in dieses ölige Wasser ginge.“
„Freiwillig nicht; das ist richtig. Sie wollten nicht hinein, aber sie mußten doch.“
„Wer hat sie
Weitere Kostenlose Bücher