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10 - Der Ölprinz

10 - Der Ölprinz

Titel: 10 - Der Ölprinz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Bedenken?“
    Ehe der Gefragte antworten konnte, fiel Grinley in scharfem Ton ein: „Wenn Ihr auch jetzt noch von Bedenken redet, Mr. Rollins, so muß ich das nun wirklich als eine Beleidigung ansehen. Sagt kurz, ob Ihr wollt oder nicht!“
    Dadurch eingeschüchtert, erklärte der Bankier: „Ich will; das versteht sich ganz von selbst.“
    „Nun wohl; so können wir zum Abschluß schreiten. Die Dokumente sind längst aufgesetzt und nur noch zu unterschreiben. Sucht Eure Tinte und Feder hervor!“
    Rollins holte das Erforderliche aus seiner Satteltasche, erhielt nach geschehener Unterschrift den Besitztitel und den Kaufkontrakt und unterzeichnete dann die bereitgehaltene Anweisung auf San Francisco. Als Grinley dieselbe in die Hand bekam, betrachtete er sie mit gierigem Blick und sagte, indem er ein ganz eigentümliches, nach innen gehendes Lachen hören ließ: „So, Mr. Rollins, jetzt seid Ihr Herr und Besitzer dieses großartigen Petroleumdistriktes. Ich wünsche Euch viel Glück! Und da Euch nun alles hier gehört und ich keinen Gebrauch mehr davon machen kann, will ich Euch ein Geheimnis entdecken, dessen Kenntnis Euch von großem Nutzen sein wird.“
    „Was für ein Geheimnis?“
    „Eine verborgene Höhle.“
    „Weiter nichts?“
    „Oho! Ihr sagt weiter nichts, als ob dies gar nichts wäre! Aber diese Höhle kann Euch oder Euern Leuten in der ersten Zeit als Vorratskammer dienen und als Versteck bei Indianerangriffen. Es ist sogar möglich, daß sie mit dem unterirdischen Petroleumbassin, welches hier unbedingt vorhanden ist, in Verbindung steht.“
    „Ach, Petroleumbassin? Ist's möglich?“
    „Sehr sogar. Ich habe sie noch nicht untersucht.“
    „So sagt schnell, wo sie ist! Ich muß sie sehen; ich werde sie später erforschen lassen.“
    „Kommt; ich werde sie Euch zeigen.“
    Sie gingen eine kurze Strecke am Ufer hin, wo der Felsen näher an das Wasser trat. Am Fuß dieses Felsens lag ein ziemlich hoher Geröllhaufen, dessen Spitze Buttler und Poller abzuräumen begannen. Bald wurde ein Loch sichtbar, welches in den Felsen führte.
    „Das ist die Höhle; das ist sie!“ rief der Bankier aus. „Machen wir den Zugang weiter; schnell! Helft mir dabei, Mr. Baumgarten!“
    Die beiden bückten sich nieder, um sich an der Arbeit zu beteiligen. Buttler stand auf und blickte Grinley fragend an. Dieser nickte. Sie ergriffen ihre Gewehre; jeder von ihnen tat einen Kolbenschlag – der Bankier und Baumgarten stürzten, an ihre Köpfe getroffen, vornüber; sie wurden an Händen und Füßen gefesselt und, als der Eingang weit genug geworden war, in die Höhle geschafft und weit hinten in derselben niedergelegt. Wären sie nicht betäubt gewesen, so hätten sie die vielen Fässer gesehen, mit denen die Höhle fast ganz ausgefüllt war.
    Hierauf wurde das Geröll wieder aufgeschichtet, bis das Loch nicht mehr zu sehen war. Es braucht wohl kaum erwähnt zu werden, daß die drei Mörder ihren Opfern außer den Kleidern alles, was dieselben besaßen, abgenommen hatten. Dann begaben sie sich zu ihren Pferden zurück.
    „Endlich!“ sagte der Ölprinz. „Noch kein Geschäft hat mir so viel Mühe und Sorge gemacht wie dieses. Und doch ist es noch nicht vollständig gelungen. Es gilt nun erst, die Anweisung nach San Francisco zu schaffen. Hoffentlich kommen wir glücklich dort an. Wir brechen natürlich doch gleich auf?“
    „Ja“, antwortete Poller. „Vorher aber müssen wir uns doch teilen.“
    „Worin?“
    „In die Gegenstände, die wir den beiden abgenommen haben.“
    „Ist das denn sofort nötig?“
    „So sehr nicht; aber es ist jedenfalls besser, es weiß ein jeder, was ihm gehört.“
    Grinley hätte ihn am liebsten sogleich niedergeschlagen, aber er sagte sich, daß ihm das, was er jetzt bekam, später doch wieder abgenommen würde. Darum entschied er im Ton der Gutwilligkeit: „Meinetwegen, die Pferde bleiben natürlich ungeteilt, und über die andern Gegenstände werden wir uns nicht zanken. Wir sind Freunde und Brüder, die sich wegen Kleinigkeiten nicht veruneinigen werden.“
    Sie setzten sich nieder und breiteten die geraubten Waffen, Uhren, Ringe, Börsen und andern Gegenstände vor sich aus, um ihren Wert zu taxieren und sie nach demselben unter sich zu verteilen.
    Während dies geschah, kamen durch die Schlucht, die nach dem See führte, acht Indianer geschlichen. Es waren Navajos; an ihrer Spitze huschte der Kundschafter, welcher schon vorhin hier gewesen war. Am Eingang zum Tal

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