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10 - Der Ölprinz

10 - Der Ölprinz

Titel: 10 - Der Ölprinz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Frau Rosalie ein. „Wir sahen was helles im dunklen Wasser und wußten erscht gar nich, was wir daraus machen sollten; aber off alle Fälle war es een lebendiges Wesen, was uns fürchterlich anglotzte.“
    „Bitte sehr, Frau Eberschbach! Angeglotzt habe ich Sie nich! Ich habe Sie sogar ängstlich angeblickt, weil ich hoffte, daß Sie sich in zartfühlender Deliciosität entfernen würden. Aber dies war nich der Fall. Darum entschloß ich mich zu eener strategischen Revolution: ich schprang in die Höhe, klatschte die Hände zusammen und brüllte, was ich konnte.“
    Frau Ebersbach schien über diese Mitteilungen sehr indigniert und im Begriff zu sein, ihm noch schärfer als bisher antworten zu wollen; da aber ergriff Droll das Wort: „Es is een Irrtum gewese, meine verehrte Herrschafte, een Irrtum, der keenen Menschen in Schaden bringe kann. Darum wolle mer uns nich weiter schtreite und zanke, sondern lieber demjenigen Ehre erweise, dem Ehre zu erweise is. Unser Hobble-Frank, der Rieseochsefrosch, soll lebe hoch, hoch und dreimal hoch!“
    Als alle lachend in das Hoch eingestimmt hatten, fuhr er fort: „Dort liegt der Kessel; schöpft ihn voll, damit wir endlich zu unserem Kaffee komme; dann schtelle wir uns in Reih und Glied, um unsren Ochsefrosch im Triumph heeme zu schaffe!“
    So geschah es, Hobble-Frank mochte sich noch so sehr sträuben; er wurde dem Schmied Ebersbach, welcher der Längste der Anwesenden war, wie ein Kind auf die Schultern gesetzt, und dann kehrte der Zug im militärischen Gleichschritt und indem alle das Quaken von Fröschen nachahmten, in den Hof zurück.
    Nun setzte man sich um das Feuer, und die unterbrochene Bereitung des Abendbrotes wurde wieder aufgenommen. Als das Fleisch verzehrt worden war, wurde Kaffee gekocht, von welchem jeder einige Becher voll bekam.
    Das Ziel für morgen war ein einsames Pueblo, welches am südlichen Abhang der Mogollonberge lag. Um es noch vor Abend zu erreichen, mußte man zeitig aufbrechen und durfte unterwegs nicht öfter und allzulange rasten. Dennoch ging man heute nicht zeitig schlafen. Es gab zwischen denen, welche sich noch nie gesehen hatten und sich kennenlernen wollten, gar viel zu erzählen. Im Laufe des Abends wurde zwischen Hawkens, Stone und Parker einerseits und Frank und Droll andererseits Brüderschaft gemacht, wie das so zwischen Westmännern üblich ist. Nur ganz hervorragende Jäger pflegen sich in dieser Beziehung zurückzuhalten, und dann wird auch kein anderer es wagen, einen Antrag auf das Du auszusprechen.
    Was den Ölprinzen betrifft, so beteiligte er sich auch recht lebhaft an der Unterhaltung. Dies wurde dadurch möglich, weil der Bankier das Deutsche auch nicht verstand und man diesem zuliebe sich viel des Englischen bediente; so konnte Grinley also auch teilnehmen. Er gab sich sichtlich alle Mühe, Sympathie zu erwecken, was ihm bei den deutschen Auswanderern auch leidlich zu gelingen schien, obgleich diese nicht viel von der englischen Unterhaltung verstanden. Auch der Bankier schien in seinem Mißtrauen arg wankend zu werden. Schi-So und sein junger Gefährte Adolf Wolf beteiligten sich an der Unterhaltung, wie es ihrem jugendlichen Alter zukam, nur in der Weise, daß sie antworteten, wenn sie gefragt wurden.
    Bei dem eigenartigen Charakter des kleinen, listigen Sam Hawkens, der Lustigkeit Drolls und der Originalität des Hobble-Frank verstand es sich von selbst, daß das Gespräch ein höchst animiertes war. Die Zeit verging außerordentlich schnell, so daß alle höchst verwundert waren, als Will Parker endlich daran erinnerte, daß Mitternacht bereits vorüber war.
    Es gab jetzt nur vier, höchstens fünf Stunden Schlaf; darum legte man sich nun zur Ruhe. Wenige Minuten später schliefen alle. Wachen brauchte man nicht auszustellen, weil die Knechte des Ranchero draußen wachten.

SECHSTES KAPITEL
    Im Pueblo
    Als am anderen Morgen der Tag kaum graute, hatte Forner schon für Kaffee und frisches, in fladenform gebackenes Maisbrot gesorgt, so daß die Gesellschaft sich wegen des Frühstücks gar nicht zu bemühen oder Zeit zu verlieren brauchte. Die Tiere wurden tüchtig getränkt, weil bis zum Abend kein Wasser zu finden war; der Ranchero bekam Bezahlung für das, was er geliefert hatte; den Knechten desselben wurde ein Trinkgeld gegeben; dann brach man auf.
    Sam Hawkens war dafür besorgt gewesen, daß die Frauen auf ihren Tieren gute Sitze hatten: das Reiten strengte sie auch nicht mehr als die Männer an. Die Kinder

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