Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
10 - Der Ölprinz

10 - Der Ölprinz

Titel: 10 - Der Ölprinz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
Vom Netzwerk:
zeigen.“
    Frau Ebersbach führte den ungläubigen Frank vollends an das Ufer hinab, deutete auf einen Punkt desselben, in dessen Nähe der leere Eimer lag, dann in das Wasser hinein und erklärte dabei: „Hier schtanden wir, um Wasser für den Kaffee zu schöpfen; da sehen Sie zum Beweis ooch den Eimer liegen, den wir vor Platzangst weggeworfen haben. Und da im Wasser saß der Ochsenfrosch.“
    Da machte der Hobble-Frank ein sehr langes Gesicht, welches aber mehr und mehr einen lustigen Ausdruck annahm, und fragte: „Sie haben also genau gesehen, daß es een Ochsenfrosch gewesen is?“
    „Na, offen und ehrlich geschtanden, haben wir erscht nich so recht gewußt, in welche Klasse von Insekten das Biest gehören mag; aber unser Herr Kantor hat die Zowolie schtudiert, und mit seiner gütigen Hilfe is es herangedüftelt worden, daß es ooch een Ochsenfrosch gewesen is.“
    „Ausgezeechnet, ausgezeechnet! Das macht mir gewaltigen Schpaß, meine Damen und meine Herren! Und warum kommen Sie denn jetzt mit Laternen und Lampinjongs nach dem Fluß gezogen?“
    „Um den Ochsenfrosch zu suchen und zu fangen“, antwortete Frau Rosalie.
    „Meenen Sie, daß das so leicht sein wird?“
    „Na, vor eenem Frosch werden wir uns doch nich fürchten. Er is zwar riesengroß, aber wenn er sich ooch wehrt, es hilft ihm nischt. Sobald er beißen will, wird er erschossen. Wir haben die Flinten mit, wie Se sehen.“
    Da schlug er ein helles Gelächter auf, durch welches Frau Rosalie sich so beleidigt fühlte, daß sie zornig sagte: „Feixen Se nich so! Es is keen Schpaß, so bei nachtschlafender Zeit und wenn es dunkel wird, off eenen Ochsenriesen – Froschriesenochsen – Riesenochsenfr – – –“
    Sie hielt einen Augenblick verlegen inne; da Frank noch lauter lachte als vorher, stemmte sie die Fäuste in die Hüften und schrie ihn an: „Sie sind wohl übergeschnappt, Sie Lachmeier, Sie? Ich möchte bloß wissen, wo Sie Ihre Bildung hernehmen, daß Sie in Gegenwart eener so reschpektabeln Dame, wie ich bin, nich ernsthaft bleiben können. So een Lachtauber, wie Sie, is mir wirklich im ganzen Leben noch nich vorgekommen!“
    Er gab sich die größte Mühe, den Lachreiz zu bemeistern, und antwortete ihr, als ihm dies gelungen war: „Und wenn eener seine Bildung mit Scheffeln messen könnte, hier müßte er lachen. Een Ochsenfrosch soll das gewesen sein, een Ochsenfrosch!“
    Er fing von neuem an zu lachen. Da faßte sie ihn bei den beiden Oberarmen, schüttelte ihn und rief: „Kommen Sie nur zu sich! Sie müssen ja sonst die Maulschperre kriegen, Sie ewiger Lachullrich, Sie! Is denn een Ochsenfrosch gar so was Lächerliches?“
    „Ochsenriesenfrosch – Riesenfroschochse – Froschriesenochse!“ lachte er weiter. „Mich, den berühmten und gelehrten Hobble-Frank für eenen Ochsenfrosch zu halten! Das is schtark; das is zu schtark; das geht wahrhaftig über alle Begriffe und logischen Estimationen!“
    Da trat sie einen Schritt zurück, funkelte ihn mit ihren Augen an und fragte: „Sie, Sie sind für eenen Ochsenfrosch gehalten worden?“
    „Ja, ich!“ lachte er.
    „Von wem denn?“
    „Von Ihnen doch!“
    „Das is nich wahr; das is eene Lüge, eene großartige Lüge!“
    „Ich muß es leider dadroff ankommen lassen, denn was ich sage, das is wahr. Ich war hinaus ins Camp geritten und kehrte, als es dunkel geworden war, wieder um. Es war den ganzen Tag über so heeß gewesen und der Ritt hatte mich noch mehr erhitzt. Als ich hier dann wieder durch das Flüßchen ritt, kühlte mich das Wasser so hübsch an, und es fiel mir ein, daß ich een Bad hatte nehmen wollen. Ich stieg also vom Pferd oder vielmehr von meiner alten guten Mary, die een Maultier is, zog mich aus und ging ins Wasser.“
    Als Frank hier eine kurze Pause machte, schlug Frau Rosalie die Hände zusammen und rief ahnungsvoll aus: „Herrjemerschneh, was werd ich da zu hören bekommen! Sie sind ins Wasser geschtiegen?“
    „Ja. Ich schwamm hin und her, plätscherte mich tüchtig aus und wollte eben wieder offs Trockene heraus, als ich zwee weibliche Personen erblickte, welche nach dem Fluß gekommen waren und, ohne daß ich sie wegen der Finsternis bemerkt hatte, sich schon ganz nahe befanden. Ich hockte mich rasch nieder, denn ich gloobte, daß sie vorübergehen würden; aber sie kamen grad nach derjenigen Schtelle, wo der Hase im Pfeffer und der Frank im Wasser lag. Da blieben sie schtehen und sahen mich an.“
    „Das ist freilich wahr“, fiel

Weitere Kostenlose Bücher