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10 - Der Ölprinz

10 - Der Ölprinz

Titel: 10 - Der Ölprinz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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grad die beiden, welche er höchstwahrscheinlich betrügen will? Er weiß, daß wir es nicht zu dem Betrug kommen lassen werden; er will sie von uns trennen und hat sich zu diesem Zweck an den Häuptling gewendet.“
    „Aber wie und wann?“
    „Denkt an die beiden Weißen, welche vor uns auf Forners Rancho gewesen sind! Er hat mit ihnen gesprochen; ich habe erfahren, daß er sogar mit dem einen längere Zeit hinter dem Haus gesteckt hat.“
    „Wenn das wäre, so gäbe es freilich einen Zusammenhang, der mich bedenklich machen muß. Aber wie kann man es wagen, so viele Leute, wie wir sind, hier als Gefangene einzuschließen. Wir sind ausgezeichnet bewaffnet und können ausbrechen.“
    „Wo?“
    „Indem wir den Deckel öffnen.“
    „Versucht das doch! Er geht gewiß nicht auf.“
    „Dann durch die Außenmauer.“
    „Die besteht aus Steinen und einem Mörtel, welcher sicher noch härter als Stein ist.“
    „Durch die Decke.“
    „Versucht es einmal, mit euern Messern hindurchzukommen!“
    „Aber ich habe außer dem Häuptling nur Weiber und Kinder gesehen!“
    „Die Krieger hatten sich versteckt. Sie sollen sich auf der Jagd befinden. Welch ein Wild gäbe es zu dieser Jahreszeit und in dieser öden Gegend zu jagen? Ihr wißt, daß mehrere Indianerstämme das Kriegsbeil ausgegraben haben. Wenn diese sich auf dem Kriegspfad befinden und zu jeder Zeit an jedem Ort erscheinen können, werden da andre so unvorsichtig sein, ihr festes Lager zu verlassen, indem sie auf die Jagd gehen und dabei ihr Leben riskieren? Gehen überhaupt die Puebloindianer in solchen Massen auf die Jagd? Leben sie nicht vielmehr von den Erträgnissen, welche sie in ihren Gärten ziehen?“
    „Du hast recht. Deine Gründe sind nicht zu widerlegen.“
    „Ja; wir sind gefangen.“
    „So wollen wir uns überzeugen und vor allen Dingen versuchen, ob der Deckel da oben zu öffnen ist.“
    Dick Stone und Will Parker mußten zusammentreten. Sam stieg auf ihre Schultern, so daß er den Deckel erreichen konnte, und stemmte sich mit aller Kraft gegen denselben – vergebens; er war nicht um einen halben Zoll zu bewegen.
    „Es ist richtig; man hat uns eingeschlossen“, zürnte er, indem er wieder niederstieg. „Aber wir werden diesen Schuften zeigen, daß sie sich verrechnet haben.“
    „In welcher Weise?“ fragte Stone.
    „Wir graben uns durch, entweder durch die Mauer oder durch die Decke. Wollen zunächst die erstere untersuchen.“
    Bei dem Schein des Lämpchens wurden erst in den verschiedenen Abteilungen der Etage mehrere Mauerstellen in Augenschein genommen. Es zeigte sich, daß die ganze Außenmauer, wie Schi-So gesagt hatte, in ihrer ganzen Länge aus dicken Steinen bestand, welche durch einen Mörtel verbunden waren, den kein Messer zu entfernen vermochte. Und andre, kräftigere Werkzeuge gab es nicht. Schi-So blieb auf seinem Platz sitzen, ohne sich an der Unterhaltung zu beteiligen.
    Nun blieb nur noch die Decke, durch welche vielleicht ein Ausgang erzwungen werden konnte. An der Untersuchung beteiligten sich alle Männer, indem je zwei sich zusammenstellten und ein dritter auf sie stieg, um mit dem Messer zu versuchen, ein Loch fertig zu bringen. Es stellte sich heraus, daß die eigentliche Unterlage aus einem eisenfesten Holz bestand, Knüppel an Knüppel nebeneinander gelegt, welches selbst seit Jahrhunderten nicht von der Feuchtigkeit angegriffen worden war und den Messern einen unbesieglichen Widerstand entgegensetzte, so daß man nicht einmal in Erfahrung bringen konnte, woraus die darauf liegenden Schichten bestanden.
    Die Frauen hatten diesen Bemühungen mit banger Erwartung zugesehen; als sich dieselben als nutzlos erwiesen und die Versuche eingestellt wurden, rief Frau Rosalie zornig aus: „Sollte man denn denken, daß es so schlechte Menschen in der Welt geben kann! Wir haben dieser indianischen Rasselbande nich das mindeste getan und trotzdem schperren sie uns hier ein wie Schpitzbuben, die zu zehn Jahren Zuchthaus verurteilt worden sind. Wenn ich die Halunken jetzt hier hätte, Herr meines Lebens, wie wollte ich ihnen die Wahrheet sagen! Aber da sieht man wieder mal, was dabei rauskommt, wenn man sich off die Männer verläßt! Die sollen unsre natürlichen Beschützer sein; aber anschtatt offzupassen und uns zu beschützen, führen sie uns gradezu ins blaue Unglück 'nein!“
    „Sei doch schtille!“ bat ihr Mann. „Du beleidigst ja die Herren mit deiner ewigen Zankerei.“
    „Was? Wie? Ewig?“ fragte sie

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