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10 Ein Tanz mit Drachen (alte Übersetzung)

10 Ein Tanz mit Drachen (alte Übersetzung)

Titel: 10 Ein Tanz mit Drachen (alte Übersetzung) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George R. R. Martin
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Tagesmärsche von hier im Schnee fest und verhungert, und ich habe es allmählich satt, auf ihn zu warten. Ser Hosteen, versammelt Eure Ritter und Soldaten am Haupttor. Da Ihr so erpicht auf den Kampf seid, sollt Ihr den ersten Schlag führen. Lord Wyman, Ihr versammelt Eure Leute aus White Harbor am Osttor. Sie werden ebenfalls ausziehen.«
    Hosteen Freys Schwert war fast bis zum Heft rot. Blutspritzer sprenkelten seine Wangen wie Sommersprossen. Er senkte die Klinge und sagte: »Wie Mylord befiehlt. Aber nachdem ich Euch den Kopf von Stannis Baratheon gebracht habe, beabsichtige ich, Lord Schweineschmalz den seinigen vollständig abzuhauen.«
    Vier Männer aus White Harbor hatten einen Kreis um Lord Wyman gebildet, während sich Maester Medrick bemühte, die Blutung zu stillen. »Erst müsst Ihr an uns vorbei, Ser«, sagte der älteste der vier, ein Graubart mit harter Miene, dessen blutbespritzter Wappenrock drei silberne Meerjungfrauen auf veilchenblauem Feld zeigte.
    »Gern. Einen nach dem anderen oder alle zusammen, das ist mir einerlei.«
    » Genug «, donnerte Lord Ramsay und schwang seinen blutigen Speer. »Noch eine Drohung, und ich schlitze Euch alle eigenhändig auf. Mein Hoher Vater hat gesprochen! Hebt Euch Eure Wut für den Prätendenten Stannis auf.«
    Roose Bolton nickte zustimmend. »Tut, was er sagt. Es wird noch Zeit genug sein, sich gegenseitig umzubringen, wenn wir mit Stannis fertig sind.« Er drehte den Kopf, und seine farblosen kalten Augen suchten die Halle ab, bis sie den Barden Abel neben Theon entdeckten. »Sänger«, rief er, »spielt uns etwas Tröstliches.«
    Abel verneigte sich. »Wenn es Euer Lordschaft gefällt.« Mit der Laute in der Hand schlenderte er zum Podest, hüpfte gelenkig über ein oder zwei Leichen hinweg und setzte sich im Schneidersitz auf den Hohen Tisch. Als er zu spielen begann, ein trauriges, leises Lied, das Theon Greyjoy nicht kannte, wandten sich Ser Hosteen, Ser Aenys und die Gefolgsleute der Freys ab und führten ihre Pferde aus der Halle.
    Esche packte Theon am Arm. »Das Bad. Wir müssen es jetzt tun.«
    Er riss sich los. »Am helllichten Tage? Man wird uns sehen.«
    »Der Schnee verbirgt uns. Bist du taub? Bolton schickt seine Schwerter aus. Wir müssen König Stannis vor ihnen erreichen.«
    »Aber … Abel …«
    »Abel kann für sich allein sorgen«, murmelte Eichhörnchen.
    Das ist Wahnsinn. Dummer, zum Scheitern verurteilter Wahnsinn. Theon trank seinen Krug leer und erhob sich widerwillig. »Sucht eure Schwestern. Wir brauchen eine Menge Wasser, um Myladys Wanne zu füllen.«
    Eichhörnchen eilte davon, auf leisen Sohlen wie immer. Esche ging mit Theon aus der Halle. Seit sie und ihre Schwestern ihn im Götterhain gefunden hatten, begleitete ihn jeweils eine bei jedem Schritt und ließ ihn niemals aus den Augen. Sie trauten ihm nicht. Warum sollten sie auch? Ich war früher Stinker, und vielleicht werde ich wieder Stinker. Stinker, Stinker, das kommt von stinken, und das reimt sich auf linken.
    Draußen schneite es noch immer. Die Schneemänner der Knappen waren zu monströsen Riesen herangewachsen, drei Meter groß und grässlich missgestaltet. Weiße Mauern umgaben sie zu beiden Seiten auf dem Weg zum Götterhain, die Pfade zwischen Bergfried und Turm und Halle waren zu einem Labyrinth aus eisigen Gräben geworden, die einmal in der Stunde freigeschaufelt werden mussten. In diesem frostigen Irrgarten konnte man sich leicht verlaufen, doch Theon Greyjoy kannte jeden Winkel und jede Abzweigung.
    Sogar der Götterhain wurde langsam weiß. Auf dem Tümpel unter dem Herzbaum hatte sich eine Eisschicht gebildet, und dem Gesicht im hellen Stamm war ein Schnurrbart aus kleinen Eiszapfen gewachsen. Zu dieser Stunde konnten sie nicht hoffen, die alten Götter für sich allein zu haben. Esche zog Theon von den Nordmännern fort, die vor dem Baum beteten, und führte ihn zu einer abgelegenen Stelle an der Wand der Kaserne, neben einem warmen Schlammtümpel, der nach verfaulten Eiern stank. Sogar der Schlamm begann an den Rändern zu gefrieren, bemerkte Theon.
    »Der Winter naht …«
    Esche sah ihn böse an. »Ihr habt kein Recht, Lord Eddards Worte im Mund zu führen. Ihr nicht. Niemals Ihr. Nicht nach dem, was Ihr getan habt …«
    »Ihr habt auch einen Jungen umgebracht.«
    »Das waren wir nicht. Ich habe es Euch gesagt.«
    »Worte sind Wind.« Sie sind nicht besser als ich. Sie sind genauso schlimm wie ich. » Ihr habt die anderen getötet, warum nicht ihn?

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