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10 Ein Tanz mit Drachen (alte Übersetzung)

10 Ein Tanz mit Drachen (alte Übersetzung)

Titel: 10 Ein Tanz mit Drachen (alte Übersetzung) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George R. R. Martin
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Wachen«, warnte Theon. »Ramsays Männer.« Er wagte es nicht, sie die Burschen des Bastards zu nennen, nicht hier. Man wusste nie, wer lauschte. »Haltet die Köpfe gesenkt und lasst die Kapuzen aufgesetzt.«
    »Tu, was er sagt, Stechpalme«, meinte Esche. »Einige kennen vielleicht dein Gesicht. Wir wollen keine Schwierigkeiten.«
    Theon führte sie die Treppe nach oben. Ich bin diese Stufen schon tausendmal hinaufgestiegen. Als Junge war er nach oben gerannt und hatte nach unten drei Stufen gleichzeitig genommen. Einmal war er dabei mit der Alten Nan zusammengestoßen und hatte sie umgerannt. Das hatte ihm die schlimmste Tracht Prügel seiner ganzen Zeit in Winterfell eingebracht, obwohl sie fast noch zärtlich gewesen war im Vergleich zu der, die er von seinen Brüdern auf Pyke bezogen hatte. Auf dieser Treppe hatte er mit Robb so manch heroische Schlacht ausgetragen, indem sie mit Holzschwertern aufeinander eingeschlagen hatten. Das war eine gute Übung gewesen; dabei hatte er gelernt, wie schwierig es war, die Stufen aufwärts gegen jemanden zu kämpfen, der entschlossen Widerstand leistete. Ser Rodrik pflegte zu sagen, ein einziger guter Mann könne eine Treppe gegen hundert Mann verteidigen, wenn er oben stände.
    Das war alles so lange her. Jetzt waren sie alle tot. Jory, der alte Ser Rodrik, Lord Eddard, Harwin und Hullen, Cayn und Desmond und Fat Tom, Alyn, der vom Ritterschlag träumte, Mikken, von dem er sein erstes richtiges Schwert bekommen hatte. Sogar Old Nan, wahrscheinlich jedenfalls.
    Und Robb. Robb, der für Theon mehr ein Bruder gewesen war als alle Söhne, die Balon Greyjoys Lenden entsprungen waren. Ermordet auf der Roten Hochzeit, niedergemetzelt von den Freys. Ich hätte bei ihm sein sollen. Wo war ich? Ich hätte mit ihm sterben sollen.
    Theon blieb so abrupt stehen, dass Willow ihm beinahe in den Rücken gelaufen wäre. Vor ihm lag die Tür von Ramsays Schlafzimmer. Und bewacht wurde sie von zwei Burschen des Bastards, dem Sauren Alyn und Grunzer.
    Die alten Götter müssen es gut mit uns meinen. Grunzer hatte keine Zunge, und der Saure Alyn hatte keinen Verstand, sagte Lord Ramsay immer. Der eine war brutal, der andere fies, aber beide hatten den größten Teil ihres Lebens in Diensten auf Dreadfort verbracht. Sie taten, was man ihnen befahl.
    »Ich habe heißes Wasser für Lady Arya«, sagte Theon.
    »Du solltest dich lieber selbst waschen, Stinker«, sagte der Saure Alyn. »Du riechst wie Pferdepisse.« Grunzer grunzte zustimmend. Oder vielleicht sollte es ein Lachen sein. Doch Alyn schloss die Tür auf, und Theon winkte die Frauen hindurch.
    In diesem Raum war die Sonne noch nicht aufgegangen. Schatten hüllten alles ein. Ein letztes Scheit knisterte schwach in der sterbenden Glut des Kamins, und eine Kerze flackerte auf dem Tisch neben einem zerwühlten, leeren Bett. Das Mädchen ist verschwunden, dachte Theon. Sie hat sich vor Verzweiflung aus dem Fenster gestürzt. Aber die Läden vor den Fenstern waren wegen des Sturms geschlossen, und Eis und verwehter Schnee blockierten sie. »Wo ist sie?«, fragte Stechpalme. Ihre Schwestern leerten ihre Eimer in den großen runden Holzzuber. Frenya schloss die Tür und lehnte sich mit dem Rücken dagegen. » Wo ist sie? « , wiederholte Stechpalme. Draußen wurde in ein Horn gestoßen. Eine Trompete. Die Freys sammeln sich zur Schlacht. Theon spürte ein Jucken in seinen abgehackten Fingern.
    Dann sah er sie. Sie lag in der dunkelsten Ecke der Schlafkammer auf dem Boden und hatte sich unter mehreren Lagen Wolfsfellen zusammengerollt. Theon hätte sie kaum entdeckt, wenn sie nicht so gezittert hätte. Jeyne hatte die Felle über sich gezogen, um sich zu verstecken. Vor uns? Oder hat sie ihren Hohen Gemahl erwartet? Bei dem Gedanken, dass Ramsay hereinkommen könnte, hätte er am liebsten laut geschrien. »Mylady.« Theon konnte sich nicht überwinden, sie Arya zu nennen, und sie mit Jeyne anzusprechen, wagte er nicht. »Ihr braucht Euch nicht zu verstecken. Diese Frauen sind Freunde.«
    Unter den Fellen regte es sich. Ein Auge spähte heraus, und daran glitzerten Tränen. Dunkel, zu dunkel. Ein braunes Auge. » Theon?«
    »Lady Arya.« Esche trat auf sie zu. »Ihr müsst mit uns kommen, schnell. Wir bringen Euch zu Eurem Bruder.«
    »Bruder?« Das Mädchen schob den Kopf unter den Wolfsfellen hervor. »Ich … ich habe keine Brüder.«
    Sie hat vergessen, wer sie ist. Sie hat ihren Namen vergessen. » So ist es«, sagte Theon, »aber früher

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