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10 Ein Tanz mit Drachen (alte Übersetzung)

10 Ein Tanz mit Drachen (alte Übersetzung)

Titel: 10 Ein Tanz mit Drachen (alte Übersetzung) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George R. R. Martin
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jeder andere, nur nicht Ramsay. Welchen Sinn hatte es, das Mädchen aus dem Schlafzimmer zu schmuggeln? Sie waren noch immer innerhalb der Burg, die Tore waren allesamt verschlossen und verrammelt, und auf den Wehrgängen wimmelte es nur so von Wachen. Vielleicht würden sie schon von den Wachen vor dem Fried aufgehalten. Gegen sechs Mann in Kettenhemd und mit Schwert und Speer würden Stechpalme und ihr Messer nicht viel ausrichten können.
    Aber die Wachen draußen drängten sich an der Tür und hatten dem eisigen Wind und dem Schneegestöber den Rücken zugekehrt. Sogar der Feldwebel warf ihnen nicht mehr als einen knappen Blick zu. Theon verspürte ein gewisses Mitleid für ihn und seine Männer. Ramsay würde ihnen allen die Haut abziehen, wenn er erfuhr, dass seine Braut verschwunden war, und er mochte gar nicht daran denken, was er Grunzer und dem Sauren Alyn antun würde.
    Keine zehn Schritt von der Tür entfernt ließ Esche ihren leeren Eimer fallen, und ihre Schwestern folgten ihrem Beispiel. Der Große Bergfried war hinter ihnen schon nicht mehr zu erkennen. Der Hof war eine weiße Wildnis, und durch den Sturm hallten halb verständliche Geräusche und Laute herüber. Die Wände der eisigen Gräben reichten ihnen erst bis zu den Knien, dann bis zur Hüfte und waren schließlich höher als ihre Köpfe. Sie waren im Herzen von Winterfell, inmitten der Burg, und dennoch konnte man nichts davon sehen. Sie hätten sich genauso gut im Land des Ewigen Winters verirrt haben können, dreitausend Meilen jenseits der Mauer. »Es ist kalt«, jammerte Jeyne Poole, während sie neben Theon voranstolperte.
    Und bald wird es noch viel kälter sein. Jenseits der Burgmauer erwartete sie der Winter mit seinen eisigen Zähnen. Wenn wir es bis dorthin überhaupt schaffen. » Hier entlang«, sagte er, als sie eine Gabelung erreichten, an der sich drei Wege kreuzten.
    »Frenya, Stechpalme, ihr geht mit ihnen«, sagte Esche. »Wir kommen mit Abel nach. Wartet nicht auf uns.« Und damit fuhr sie herum und tauchte ins Schneegestöber ein, in Richtung der Großen Halle. Willow und Myrte eilten ihr hinterher, und ihre Mäntel flatterten knatternd im Wind.
    Wahnsinnig und noch viel wahnsinniger, dachte Theon Greyjoy. Die Flucht mit allen sechs Frauen von Abel war ihm schon schwierig erschienen, mit nur zwei schien sie ihm unmöglich. Aber sie waren zu weit gegangen, um das Mädchen wieder in das Schlafzimmer zurückzubringen und so zu tun, als wäre das alles nicht geschehen. Also nahm er Jeyne am Arm und zog sie den Pfad zum Zinnentor entlang. Nur ein halbes Tor, rief er sich in Erinnerung. Selbst wenn uns die Wachen durchlassen, gibt es keinen Weg durch die äußere Mauer. In anderen Nächten hatten die Wachen Theon hinaufgelassen, aber da war er auch allein gekommen. Mit drei Mägden im Schlepptau würden sie ihn sicher nicht so einfach durchlassen, und wenn die Männer unter Jeynes Kapuze schauten und Lord Ramsays Braut erkannten …
    Der Weg bog nach links ab. Vor ihnen gähnte hinter einem Schleier aus fallendem Schnee das Zinnentor, flankiert von zwei Wachen. In Wolle und Fellen und Leder wirkten sie so groß wie Bären. Ihre Speere waren zweieinhalb Meter lang. »Wer geht da?«, rief einer. Theon erkannte die Stimme nicht. Der größte Teil des Gesichts wurde von einem Schal bedeckt. Nur die Augen waren zu sehen. »Stinker, bist du das?«
    Ja, wollte er antworten. Stattdessen hörte er sich sagen: »Theon Greyjoy. Ich … ich habe euch ein paar Frauen gebracht.«
    »Ihr armen Jungs müsst ja halb erfroren sein«, sagte Stechpalme. »Kommt, ich wärme euch ein bisschen auf.« Sie schob sich an der Speerspitze der Wache vorbei, fasste nach dem Gesicht des Mannes und zog den halb gefrorenen Schal nach unten, um dem Mann einen Kuss auf den Mund zu drücken. Und als sich ihre Lippen berührten, bohrte sich ihre Klinge in das Fleisch seines Halses, direkt unter dem Ohr. Theon sah, wie der Mann die Augen aufriss. Stechpalme hatte Blut auf den Lippen, als sie zurücktrat, und Blut tropfte auch aus seinem Mund, als er fiel.
    Die zweite Wache stand immer noch mit offenem Mund da, als Frenya den Speerschaft packte. Einen Moment rangen sie miteinander und zerrten, bis die Frau ihm die Waffe aus den Händen gerungen und den Schaft an die Schläfe geschlagen hatte. Der Mann taumelte rückwärts. Sie drehte den Speer um und stieß ihm die Spitze mit einem Grunzen in den Bauch.
    Jeyne Poole stieß einen schrillen, lauten Schrei aus.
    »Oh,

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