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10 Ein Tanz mit Drachen (alte Übersetzung)

10 Ein Tanz mit Drachen (alte Übersetzung)

Titel: 10 Ein Tanz mit Drachen (alte Übersetzung) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George R. R. Martin
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Kälte brennt, das Licht, das den Morgen bringt, das Horn, das die Schläfer weckt, der Schild, der die Reiche der Menschen schützt. Sind das die gleichen Worte, die Ihr gesprochen habt, als Ihr Euer Gelübde abgelegt habt?«
    »Das waren sie. Wie der Lord Kommandant sehr wohl weiß.«
    »Seid Ihr sicher, dass ich nicht etwas vergessen habe? Die Sache über den König und seine Gesetze und darüber, dass wir jeden Meter seines Landes verteidigen und uns an jede Burgruine klammern müssen? Wie ging dieser Teil noch?« Jon wartete die Antwort ab. Die blieb jedoch aus. » Ich bin der Schild, der die Reiche der Menschen schützt. Das sind die Worte. Sagt mir also, Mylord, was sind diese Wildlinge, wenn nicht Menschen?«
    Bowen Marsh öffnete den Mund. Aber er brachte nichts hervor. Die Röte kroch an seinem Hals hinauf.
    Jon Snow wandte sich ab. Das letzte Licht der Sonne schwand. Er beobachtete, wie die Risse entlang der Mauer, die rot schimmerten, erst grau und dann schwarz wurden, sich von Streifen aus Feuer in Flüsse aus schwarzem Eis verwandelten. Weit unter ihnen würde Lady Melisandre jetzt ihr Nachtfeuer entzünden und singen: Herr des Lichts, beschütze uns, denn die Nacht ist dunkel und voller Schrecken.
    » Der Winter naht«, sagte Jon schließlich und brach das betretene Schweigen, »und mit dem Winter kommen die Weißen Wanderer. Die Mauer ist der Ort, an dem wir sie aufhalten müssen. Die Mauer wurde gebaut , um sie aufzuhalten … doch dazu muss die Mauer bemannt werden. Dieses Gespräch ist beendet. Wir haben noch viel zu tun, ehe das Tor geöffnet wird. Tormund und sein Volk brauchen Essen und Kleidung und Unterkunft. Manche sind krank und müssen gepflegt werden. Für die wirst du zuständig sein, Clydas. Rette so viele du kannst.«
    Clydas blinzelte mit den trüben rosa Augen. »Ich werde mein Bestes tun, Jon. Mylord, meine ich.«
    »Wir brauchen jeden Karren und jeden Wagen, um das Freie Volk in seine neue Heimat zu bringen. Othell, darum kümmert Ihr Euch.«
    Yarwyck verzog das Gesicht. »Ja, Lord Kommandant.«
    »Lord Bowen, Ihr sammelt die Abgaben ein. Gold, Silber, Bernstein, Halsringe, Armreife und Ketten. Sortiert es, zählt es und sorgt dafür, dass es sicher nach Eastwatch gebracht wird.«
    »Ja, Lord Snow«, antwortete Bowen Marsh.
    Und Jon dachte: » Eis «, hat sie gesagt, » und Dolche im Dunkeln. Blut, hart gefroren und rot, und blanken Stahl .« Er spannte die Finger der Schwerthand. Der Wind nahm an Stärke zu.

CERSEI
    Jede Nacht schien kälter zu sein als die vorhergehende.
    Die Zelle hatte weder Kamin noch Kohlenbecken. Das einzige Fenster war zu hoch, um nach draußen zu schauen, und zu klein, um sich hindurchzuquetschen, war jedoch mehr als ausreichend groß, um die Kälte einzulassen. Cersei hatte das erste Hemd, das man ihr gegeben hatte, zerrissen und verlangt, man solle ihr ihre eigene Kleidung zurückgeben, doch man hatte sie einfach nackt und zitternd sich selbst überlassen. Als sie ihr ein neues Hemd gebracht hatten, hatte sie es übergezogen und sich bedankt, obwohl sie an den Worten beinahe erstickt
wäre.
    Das Fenster ließ auch Geräusche ein. Nur auf diese Weise konnte die Königin erfahren, was wohl in der Stadt vorgehen mochte. Die Septas, die ihr das Essen brachten, verrieten ihr nichts.
    Sie hasste das. Jaime würde kommen und sie retten, aber woher sollte sie wissen, wann er kam? Cersei hoffte nur, dass er nicht so dumm war und seinem Heer vorauseilte. Er würde jedes Schwert brauchen, um mit dieser zerlumpten Horde von Armen Gefährten rings um die Große Septe fertigzuwerden. Oft fragte sie nach ihrem Zwillingsbruder, doch ihre Kerkermeisterinnen gaben ihr keine Antwort. Auch nach Ser Loras fragte sie. Den letzten Berichten zufolge lag der Ritter der Blumen im Sterben, nachdem er bei der Eroberung von Dragonstone schwer verwundet worden war. Soll er nur sterben, dachte Cersei, und zwar möglichst schnell. Sobald der Junge tot war, wurde ein Platz in der Königsgarde frei, und das könnte ihre Rettung bedeuten. Aber die Septas schwiegen über Loras Tyrell ebenso wie über Jaime.
    Lord Qyburn war ihr letzter und einziger Besucher gewesen. Ihre Welt bestand nun nur noch aus vier Menschen: aus ihr selbst und ihren drei frommen und unnachgiebigen Kerkermeisterinnen. Septa Unella war unweiblich und unscheinbar, hatte grobe Knochen, schwielige Hände und ein mürrisches Gesicht. Septa Moelle hatte steifes weißes Haar und kleine fiese Augen, die sie unermüdlich

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