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10 Ein Tanz mit Drachen (alte Übersetzung)

10 Ein Tanz mit Drachen (alte Übersetzung)

Titel: 10 Ein Tanz mit Drachen (alte Übersetzung) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George R. R. Martin
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Irgendwo tief unten in der Hölle würde sein Vater vor Wut schäumen, und Joffrey kicherte bestimmt. Tyrion spürte ihre kalten, toten Augen, mit denen sie diesen Mummenschanz verfolgten, ebenso deutlich wie die der Mannschaft auf der Selaesori Qhoran.
    Und da kam auch schon sein Gegner. Hella ritt auf ihrem großen, grauen Hund, die gestreifte Lanze schwankte trunken hin und her, während das Tier mit großen Sätzen über das Deck preschte. Ihr Schild und ihre Rüstung waren rot angemalt, allerdings war die Farbe verblichen und an manchen Stellen abgesprungen. Seine eigene Rüstung war blau. Nicht meine, Groschens Rüstung. Niemals meine, bitte nicht.
    Tyrion schlug Hübsche aufs Hinterteil, damit sie schneller rannte, und die Seeleute feuerten ihn mit Johlen und Rufen an. Ob es nun Ermutigung oder Spott war, hätte er nicht mit Bestimmtheit sagen können, doch er hatte schon eine Vorstellung. Warum habe ich mich zu dieser Posse überreden lassen?
    Die Antwort wusste er sehr wohl. Seit zwölf Tagen dümpelte das Schiff nun schon in einer Flaute im Golf der Trauer. Die Stimmung in der Mannschaft war mies und würde noch mieser werden, sobald die täglichen Rumrationen ausgetrocknet wären. Ein Mann konnte sich nur eine bestimmte Zahl von Stunden damit beschäftigen, Segel zu flicken, Lecks zu kalfatern und Fische zu fangen. Jorah Mormont hatte gehört, wie jemand murmelte, das Zwergenglück habe sie verlassen. Zwar rieb der Schiffskoch Tyrion noch gelegentlich den Kopf in der Hoffnung, damit den Wind heraufbeschwören zu können, doch der Rest der Mannschaft warf ihm giftige Blicke zu, wann immer er ihren Weg kreuzte. Hella erging es sogar noch übler, da der Koch den Einfall gehabt hatte, es könnte ihnen das Glück zurückbringen, wenn sie dem Zwergmädchen die Brust tätschelten. Außerdem nannte er Hübsche nur noch » Speck« , ein Scherz, der aus Tyrions Mund viel lustiger geklungen hatte.
    »Wir müssen sie zum Lachen bringen«, hatte Hella ihn angefleht. »Wir müssen sie dazu bringen, uns zu mögen. Wenn wir ihnen eine Aufführung darbieten, wird ihnen das helfen zu vergessen. Bitte, M’lord.« Und irgendwann, irgendwie, irgendwarum hatte er sich überreden lassen. Das war ganz bestimmt der Rum. Der Wein des Kapitäns war als Erstes ausgegangen. Von Rum wird man viel schneller betrunken als vom Wein, hatte Tyrion Lannister festgestellt.
    Und so fand er sich in Groschens bemalter Holzrüstung wieder, auf dem Rücken von Groschens Sau, während Groschens Schwester ihm genauestens erklärte, wie man diesen Mimentjost durchführte, der für sie Brot und Salz gewesen war. Das entbehrte nicht einer gewissen Ironie, dachte Tyrion, denn beinahe hätte er einmal den Kopf verloren, weil er sich geweigert hatte, zum verdrehten Vergnügen seines Neffens auf den Hund zu steigen. Trotzdem fiel es ihm nun auf dem Rücken der Sau schwer, herzhaft darüber zu lachen.
    Hellas Lanze senkte sich und streifte mit der stumpfen Spitze seine Schulter; seine eigene Lanze wankte und prallte krachend von der Ecke ihres Schildes ab. Sie blieb im Sattel. Er nicht. Aber so war es ja auch geplant.
    Ist doch leicht von einem Schwein zu fallen … allerdings war es schwerer, von diesem Schwein zu fallen, als es aussah. Tyrion rollte sich zu einer Kugel zusammen, als er fiel, und erinnerte sich an seine Anweisungen, und dennoch landete er mit einem ordentlichem Bums auf dem Deck und biss sich so stark auf die Zunge, dass er Blut schmeckte. Er fühlte sich, als wäre er wieder zwölf, als er auf dem Esstisch in der Großen Halle von Casterly Rock Räder geschlagen hatte. Damals hatte sein Onkel Gerion ihn für sein Können gelobt und nicht mürrische Seeleute. Ihr Lachen wirkte spärlich und bemüht, verglich man es mit den Begeisterungsstürmen, die Hella und Groschen bei Joffreys Hochzeitsfest ausgelöst hatten, und manche zischten ihn sogar wütend an. »Ohne-Nase, du reitest, wie du aussiehst: hässlich«, rief ein Mann vom Hinterdeck. »Du hast wohl keine Eier, dass du dich von einem Mädchen besiegen lässt.« Der hat auf mich gewettet, entschied Tyrion. Er beachtete ihn einfach nicht. Man hatte ihn schon übler beleidigt.
    Wegen der Holzrüstung fiel es ihm schwer aufzustehen. Er ruderte mit den Armen wie eine Schildkröte auf dem Rücken. Wenigstens darüber konnten einige Seeleute lachen. Zu schade, dass ich mir nicht das Bein gebrochen habe, dann hätten sie vor Vergnügen geschrien. Und wenn sie im Abtritt dabei gewesen wären,

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