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10 Ein Tanz mit Drachen (alte Übersetzung)

10 Ein Tanz mit Drachen (alte Übersetzung)

Titel: 10 Ein Tanz mit Drachen (alte Übersetzung) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George R. R. Martin
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sein. Vielleicht würdest du so nett sein und es mir beibringen, wenn wir nicht gerade tjostieren oder Schweinereiten lernen.«
    »Aber gern, M’lord. Mit größtem Vergnügen. Aber … Was waren das für Wahrheiten? Warum hat Euch Ser Jorah so hart geschlagen?«
    »Natürlich aus Liebe. Aus dem gleichen Grund, aus dem ich den Sänger zu Eintopf habe verarbeiten lassen.« Er dachte an Shae und an den Blick in ihren Augen, als er die Kette um ihre Kehle stramm zog und mit der Faust verdrehte. Eine Kette aus goldenen Händen. Denn Hände aus Gold sind immer so kalt, doch die Hand einer Frau, die ist warm. » Bist du noch Jungfrau, Hella?«
    Sie errötete. »Ja. Natürlich. Wer würde schon …«
    »Bleib es. Liebe ist Wahnsinn, und Wollust ist Gift. Behalte deine Jungfräulichkeit. Du wirst glücklicher sein, und es ist weniger wahrscheinlich, dass du dich irgendwann in einem schäbigen Bordell an der Rhoyne wiederfindest, im Bett einer Hure, die ein wenig aussieht wie deine verlorene Liebe.« Oder die halbe Welt durchquerst in der Hoffnung herauszufinden, wohin Huren gehen. »Ser Jorah träumt davon, seine Drachenkönigin zu retten und in ihrer Dankbarkeit zu schwelgen, aber ich kenne mich ganz gut mit der Dankbarkeit von Königen aus, und ein Palast in Valyria wäre mir lieber.« Plötzlich unterbrach er sich. »Hast du das gespürt? Das Schiff bewegt sich.«
    »Das stimmt.« Hellas Miene hellte sich vor Freude auf. »Wir fahren wieder. Der Wind …« Sie lief zur Tür. »Das will ich sehen. Kommt, rennen wir nach oben.« Und damit lief sie los.
    Sie ist jung, musste sich Tyrion in Erinnerung rufen, während Hella aus der Schiffsküche die steilen Stufen hinaufstieg, so schnell es ihre kurzen Beine erlaubten. Fast noch ein Kind. Trotzdem steckte ihn ihre Aufregung an. Er folgte ihr nach oben.
    Das Segel war zum Leben erwacht, blähte sich, leerte sich, blähte sich wieder auf. Die roten Streifen des Tuchs wanden sich wie Schlangen. Seeleute liefen hin und her und zogen an Leinen, während die Maate Befehle in der Sprache von Alt-Volantis brüllten. Die Ruderer in den Booten hatten die Taue gelöst und kehrten zur Kogge zurück, wobei sie kräftig pullten. Der Wind blies aus Westen in wirbelnden Böen und packte Seile und Mäntel wie einen Lausejungen. Die Selaesori Qhoran nahm wieder Fahrt auf.
    Vielleicht schaffen wir es doch noch nach Meereen, dachte Tyrion.
    Doch als er die Leiter zum Achterdeck hinaufstieg und den Blick nach hinten schweifen ließ, erstarrte sein Lächeln. Blauer Himmel über uns, blaues Meer, aber da im Westen … Einen Himmel in dieser Farbe habe ich noch nie gesehen. Ein dickes Wolkenband zog sich über den Horizont. »Ein Schräglinksbalken«, sagte er zu Hella und zeigte darauf.
    »Was soll das bedeuten?«, fragte sie.
    »Ein Schräglinksbalken auf einem Wappen ist ein Bastardbalken. Und von dahinten kommt ein riesiger Bastard.«
    Dass sich Moqorro und zwei seiner Flammenden Finger zu ihnen aufs Achterdeck gesellten, überraschte ihn. Es war gerade erst Mittag, und für gewöhnlich ließen sich der Rote Priester und seine Männer nicht vor der Abenddämmerung blicken. Der Priester nickte ihm feierlich zu. »Da seht Ihr es, Hugor Hügel. Den Zorn Gottes. Der Herr des Lichts lässt sich nicht verspotten.«
    Tyrion beschlich ein unbehagliches Gefühl. »Die Witwe hat gesagt, dieses Schiff würde sein Ziel nie erreichen. Ich habe es so verstanden, dass der Kapitän, sobald wir die Reichweite der Triarchen verlassen hätten, den Kurs ändern und nach Meereen fahren würde. Oder vielleicht, dass Ihr das Schiff mit Eurer Flammenden Hand übernehmen und uns zu Daenerys bringen würdet. Aber das ist es nicht, was Euer Hohepriester gesehen hat, oder?«
    »Nein.« Moqorros tiefe Stimme klang so feierlich wie eine Beerdigungsglocke. »Das ist, was er gesehen hat.« Der Rote Priester hob seinen Stab und deutete mit dem Knauf in Richtung Westen.
    Hella war verwirrt. »Ich verstehe nicht. Was hat das zu bedeuten?«
    »Es bedeutet, dass wir lieber nach unten gehen sollten. Ser Jorah hat mich aus unserer Kabine verbannt. Vielleicht dürfte ich mich in deiner verstecken, wenn es so weit ist?«
    »Ja«, sagte sie. »Ihr wäret … oh …«
    Drei Stunden lang fuhren sie vor dem Wind, während der Sturm immer näher kam. Der Himmel im Westen wurde grün, dann grau, dann schwarz. Eine dunkle Wolkenwand ragte hinter ihnen auf und brodelte wie ein Kessel mit Milch, der zu lange auf dem Feuer gestanden hatte.

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