10 Ein Tanz mit Drachen (alte Übersetzung)
holte Abendessen für sie beide – Bier und Pferdefleisch, außen verkohlt und innen rot. Asha trank einen Schluck Bier und fiel über das Pferdefleisch her. Die Portion war kleiner als die letzte, die sie gehabt hatte, doch bei dem Geruch knurrte ihr Magen dennoch. »Besten Dank, Ser«, sagte sie, während ihr Fett und Blut über das Kinn rannen.
»Justin. Ich bestehe darauf.« Massie schnitt sein Fleisch in Stücke und spießte eins davon mit dem Dolch auf.
Weiter unten am Tisch erzählte William Fuchshandschuh, dass Stannis den Marsch nach Winterfell in drei Tagen fortsetzen würde. Er hatte es von einem der Burschen gehört, die sich um die Pferde des Königs kümmerten. »Seine Gnaden hat den Sieg im Feuer gesehen«, sagte Fuchshandschuh, »einen Sieg, von dem man noch in tausend Jahren in den Burgen der Lords und den Hütten der Bauern singen wird.«
Justin Massie sah von seinem Pferdefleisch auf. »Gestern Nacht hat die Kältezählung achtzig erreicht.« Er zog sich ein Stück Knorpel aus dem Mund und warf es dem nächsten Hund zu. »Wenn wir marschieren, sterben wir zu hunderten.«
»Wenn wir hierbleiben, sterben wir zu tausenden«, sagte Ser Humfrey Clifton. »Weiterziehen oder sterben, sage ich.«
»Weiterziehen und sterben, antworte ich. Und wenn wir Winterfell erreichen, was dann? Wie sollen wir es einnehmen? Die Hälfte unserer Männer ist so schwach, dass sie kaum einen Fuß vor den anderen setzen können. Wollt Ihr sie losschicken, die Mauern mit Leitern zu erstürmen? Oder Belagerungstürme zu bauen?«
»Wir sollten hier warten, bis sich das Wetter ändert«, sagte Ser Ormund Wylde, ein ausgezehrter alter Ritter, dessen zahmes Wesen seinen Namen Lügen strafte. Asha hatte Gerüchte gehört, dass ein paar Krieger Wetten abschlossen, wer von den Rittern und Lords als Nächster starb. Ser Ormund war daraus eindeutig als Favorit hervorgegangen. Und wie viele haben wohl Münzen auf mich gesetzt?, fragte sich Asha. Vielleicht habe ich noch Zeit genug, um mich auch noch an den Wetten zu beteiligen. » Hier haben wir wenigstens etwas Schutz«, beharrte Wylde, »und in den Seen gibt es Fisch.«
»Zu wenig Fisch und zu viele Angler«, erwiderte Lord Erbsengraben düster. Er hatte guten Grund, düster dreinzuschauen, denn schließlich waren es seine Männer gewesen, die Ser Godry gerade verbrannt hatte, und es gab so manchen in dieser Halle, den man hatte sagen hören, Erbsengraben selbst habe sicherlich von ihrem Tun gewusst und sich womöglich selbst an ihren Festmählern beteiligt.
»Er hat nicht unrecht«, knurrte Ned Wälder, einer der Kundschafter aus Deepwood. Den Nasenlosen Ned nannten sie ihn, der Frost hatte sich vor zwei Wintern seine Nasenspitze geholt. Wälder kannte den Wolfswald besser als jeder andere lebende Mensch. Sogar die stolzesten Lords des Königs hatten gelernt, auf ihn zu hören. »Ich kenne diese Seen. Ihr habt Euch darauf gestürzt, wie die Maden auf eine Leiche, zu hunderten. Habt so viele Löcher ins Eis gebohrt, dass es ein verdammtes Wunder ist, dass nur so wenige hineingefallen sind. Draußen bei der Insel gibt es Stellen, die aussehen wie ein Käse, über den die Ratten hergefallen sind.« Er schüttelte den Kopf. »Die Seen geben nichts mehr her. Ihr habt sie leergeangelt.«
»Umso mehr ein Grund weiterzumarschieren«, beharrte Humfrey Clifton. »Wenn der Tod unser Schicksal ist, dann lasst uns wenigstens mit dem Schwert in der Hand sterben.«
Es war der gleiche Streit wie gestern Abend und am Abend davor. Weiterziehen und sterben, hierbleiben und sterben, sich zurückziehen und sterben.
» Ihr dürft gern sterben, Humfrey«, sagte Justin Massie. »Ich persönlich würde lieber noch bis zum nächsten Frühling leben.«
»Mancher würde so etwas feige nennen«, entgegnete Lord Erbsengraben.
»Lieber ein Feigling als ein Menschenfresser.«
Erbsengrabens Gesicht verzerrte sich vor Wut. »Ihr …«
»Der Tod gehört zum Krieg, Justin.« Ser Richard Horpe stand in der Tür, sein dunkles Haar war nass vom schmelzenden Schnee. »Wer mit uns marschiert, bekommt seinen Anteil vom Plündergut, das wir Bolton und seinem Bastard abnehmen, und einen noch größeren Anteil am unsterblichen Ruhm. Wer zu schwach ist, um zu marschieren, muss für sich selbst sorgen. Aber Ihr habt mein Wort, wir werden Euch Vorräte schicken, sobald wir Winterfell eingenommen haben.«
» Ihr werdet Winterfell nicht einnehmen! «
» Doch, das werden wir«, ließ sich ein meckerndes Gelächter
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