10 Ein Tanz mit Drachen (alte Übersetzung)
Geist frei und rein in das Licht aufsteigen kann. Nimm ihr Blut, oh Herr, und schmelze die eisigen Ketten, die deine Diener fesseln. Höre ihren Schmerz und gewähre unseren Schwertern Kraft, auf dass wir das Blut deiner Feinde vergießen. Nimm dieses Opfer an und zeige uns den Weg nach Winterfell, auf dass wir die Ungläubigen zerschmettern. «
» Herr des Lichts, nimm dieses Opfer an «, wiederholten hundert Stimmen. Ser Corliss steckte mit der Fackel den ersten Scheiterhaufen an, dann warf er sie in den zweiten. Vereinzelte dünne Rauchfäden stiegen auf. Die Gefangenen begannen zu husten. Die ersten Flammen zeigten sich scheu wie Jungfrauen und tanzten von Scheit zu Scheit. Kurz darauf waren beide Holzstapel in Feuer gehüllt.
» Er war tot «, schrie der weinende Junge, als die Flammen an seinen Beinen leckten. »Wir haben ihn tot gefunden … bitte … wir waren hungrig …« Das Feuer erreichte seine Hoden. Als das Haar um seinen Schwanz zu brennen begann, wurde aus seinem Flehen ein einziges wortloses Kreischen.
Asha Greyjoy schmeckte die Galle, die in ihrer Kehle aufstieg. Auf den Iron Islands hatte sie zugeschaut, wie die Priester ihres eigenen Volkes Leibeigenen die Kehle aufschlitzten und ihre Leichen ins Meer warfen, um den Ertrunkenen Gott zu ehren. Das war schon brutal, doch das hier war schlimmer.
Schließ die Augen, sagte sie sich. Verschließ die Ohren. Wende dich ab. Du musst dir das nicht ansehen. Die Männer der Königin hatten einen Lobgesang auf den Roten R’hllor angestimmt, aber durch die Schreie konnte sie die Worte nicht verstehen. Die Hitze der Flammen schlug ihr ins Gesicht, und dennoch zitterte sie. Der Rauch verteilte sich in der Luft und mit ihm der Gestank verbrannten Fleisches, und einer der Leiber zuckte heftig in den rotglühenden Ketten, die ihn an den Pfahl fesselten.
Nach einer Weile hörte das Schreien auf.
Wortlos zog sich König Stannis in die Einsamkeit seines Wachturms zurück. Er geht zurück zu seinem Leuchtfeuer, wusste Asha, um in den Flammen nach Antworten zu suchen. Arnolf Karstark wollte ihm hinterherhumpeln, aber Ser Richard Horpe nahm ihn am Arm und zog ihn in Richtung Langhalle. Die Zuschauer gingen ebenfalls weg, jeder zu seinem eigenen Feuer und seinem mageren Abendessen, sofern er eins hatte.
Clayton Suggs gesellte sich zu ihr. »Hat der eisernen Fotze die Vorstellung gefallen?« Sein Atem stank nach Bier und Zwiebeln. Er hat Schweinsäuglein, dachte Asha. Das passte durchaus: Sein Schild und Wappenrock zeigten ein geflügeltes Schwein. Suggs brachte sein Gesicht so nah an ihres, dass sie die Mitesser auf seiner Nase zählen konnte. »Es kommen bestimmt noch mehr Zuschauer, wenn Ihr Euch am Pfahl windet.«
Damit lag er nicht falsch. Die Wölfe empfanden keine Liebe für sie; sie war eine Eisenfrau und musste für die Verbrechen ihres Volkes bezahlen, für Moat Cailin und Deepwood Motte und Torrhen’s Square, für all die Plünderzüge entlang der Steinigen Küste über Jahrhunderte hinweg, für all das, was Theon in Winterfell angerichtet hatte.
»Lasst mich los, Ser.« Jedes Mal, wenn Suggs mit ihr sprach, sehnte sie sich nach ihren Äxten. Asha war ein genauso guter Fingertänzer wie alle Männer auf den Inseln und konnte zehn Finger vorzeigen, die das bewiesen. Wenn ich nur mit dem hier tanzen könnte. Manche Männer hatten Gesichter, die nach einem Bart riefen. Ser Claytons Gesicht schrie nach einer Axt zwischen die Augen. Aber sie hatte keine Axt, daher konnte sie sich nur von ihm losreißen. Das jedoch veranlasste Ser Clayton nur dazu, noch fester zuzupacken, seine behandschuhten Finger gruben sich wie eiserne Krallen in ihren Arm.
»Mylady hat darum gebeten, dass Ihr sie loslasst«, sagte Aly Mormont. »Ihr würdet gut daran tun, auf sie zu hören, Ser. Lady Asha ist nicht für den Scheiterhaufen bestimmt.«
»Ist sie doch«, beharrte Suggs. »Wir dulden diese Dämonenanbeterin schon viel zu lange bei uns.« Dennoch ließ er sie los. Man reizte die Bärin nicht ohne Not.
Diesen Augenblick suchte sich Justin Massie aus, um sich zu ihnen zu gesellen. »Der König hat andere Pläne mit seiner wertvollen Gefangenen«, sagte er und lächelte sorglos. Seine Wangen waren von der Kälte gerötet.
»Der König? Oder Ihr?« Suggs schnaubte voller Verachtung. »Schmiedet Ränke, soviel Ihr wollt, Massie. Sie ist fürs Feuer bestimmt, sie und ihr Königsblut. Königsblut hat große Macht, sagte die Rote Frau. Macht, die unserem Herrn
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