Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
10 Ein Tanz mit Drachen (alte Übersetzung)

10 Ein Tanz mit Drachen (alte Übersetzung)

Titel: 10 Ein Tanz mit Drachen (alte Übersetzung) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George R. R. Martin
Vom Netzwerk:
daran interessiert, einige Mäuler weniger zu stopfen.« Ein Schal verhüllte das schmale Gesicht des Mannes, doch auf seinem Kopf saß der eigentümlichste Hut, den Asha seit ihrer letzten Reise nach Tyrosh gesehen hatte, ein randloser Turm aus irgendeinem weichen Stoff, wie drei Zylinder, die aufeinandergestellt worden waren. »Mir wurde zu verste-
hen gegeben, dass König Stannis hier zu finden wäre. Ich muss in einer höchst dringlichen Angelegenheit sofort mit ihm sprechen.«
    »Und wer, bei den Sieben stinkenden Höllen, seid Ihr?«
    Der große Mann glitt geschmeidig von seinem Pferd, lüftete den merkwürdigen Hut und verneigte sich. »Ich habe die Ehre, Tycho Nestoris zu sein, ein bescheidener Diener der Eisernen Bank von Braavos.«
    Von allen merkwürdigen Wesen, die Asha Greyjoy hier mitten in der Nacht erwartet hätte, war ein Bankier aus Braavos etwas, womit sie nie im Leben gerechnet hätte. Es war zu absurd. Sie musste lachen. »König Stannis hat sich den Wachturm als Sitz gewählt. Ser Clayton wird Euch gewiss mit Freuden zu ihm führen.«
    »Das wäre überaus freundlich. Zeit ist von größter Bedeutung.« Der Bankier betrachtete sie aus klugen dunklen Augen. »Ihr seid Lady Asha aus dem Hause Greyjoy, wenn ich mich nicht irre.«
    »Ich bin Asha aus dem Hause Greyjoy, ja. Die Meinungen darüber, ob ich eine Lady bin, gehen allerdings auseinander.«
    Der Braavosi lächelte. »Wir haben Euch ein Geschenk mitgebracht.« Er winkte die Männer hinter sich nach vorn. »Wir hatten erwartet, den König vor Winterfell zu finden. Dieser Schneesturm hat allerdings auch die ganze Burg eingehüllt. Vor den Mauern haben wir Mors Umber mit einer Truppe grüner Jungen gefunden, die auf die Ankunft des Königs warten. Er hat uns diese beiden hier mitgegeben.«
    Ein Mädchen und ein alter Mann, dachte Asha, als man die zwei grob vor ihr in den Schnee stieß. Das Mädchen zitterte heftig in ihren Pelzen. Wenn sie nicht solche Angst gehabt hätte, wäre sie vielleicht ganz hübsch gewesen, doch ihre Nasenspitze war schwarz vom Frost. Der alte Mann … ihn würde niemand jemals für hübsch halten. Sie hatte Vogelscheuchen mit mehr Fleisch auf den Knochen gesehen. Sein Gesicht war ein Totenschädel, der mit Haut bespannt war, sein Haar war knochenweiß und verfilzt. Und er stank . Allein sein Anblick erfüllte Asha mit Ekel.
    Er hob den Blick. »Schwester. Siehst du. Diesmal habe ich dich erkannt.«
    Ashas Herz setzte einen Schlag aus. » Theon?«
    Er verzog die Lippen zu etwas, das vielleicht ein Grinsen sein sollte. Er hatte die Hälfte seiner Zähne verloren, und die verbliebenen waren zerbrochen und zersplittert. »Theon«, wiederholte er. »Mein Name ist Theon. Man muss doch seinen Namen kennen.«

VICTARION
    Das Meer war schwarz, und der Mond war silbern, als die Eiserne Flotte über ihr Opfer herfiel.
    Sie fanden das Schiff in der Meerenge zwischen der Zederninsel und den zerklüfteten Bergen, die das Hinterland von Astapor bildeten, genau so, wie es der schwarze Priester Moqorro vorausgesagt hatte. »Ghiscari«, rief Longwaters Pyke aus dem Krähennest herunter. Victarion Greyjoy schaute vom Vorderdeck aus zu, wie die Segel immer größer wurden. Bald konnte er die Ruder ausmachen, die sich hoben und senkten, und das lange weiße Kielwasser, das im Mondschein wie eine Narbe auf dem Meer zurückblieb.
    Kein richtiges Kriegsschiff, erkannte er. Eine Handelsgaleere, und zwar eine große. Das war eine hübsche Prise. Er gab seinen Kapitänen das Zeichen, die Jagd zu eröffnen. Sie würden das Schiff entern und kapern.
    Der Kapitän der Galeere hatte die Gefahr inzwischen erkannt. Er setzte Kurs nach Westen, in Richtung Zederninsel, weil er vielleicht hoffte, in einer verborgenen Bucht Schutz zu finden oder seine Verfolger auf die zerklüfteten Felsen entlang der nordöstlichen Küste der Insel zu locken. Doch seine Galeere war schwer beladen, und der Wind spielte den Eisenmännern in die Hände. Die Gram und die Eiserner Sieg schnitten ihrer Beute den Fluchtweg ab, während die schnelle Sperber und die flotte Fingertänzer sich an ihr Heck hängten. Selbst da strich der Ghiscari-Kapitän die Segel noch nicht. Als die Klagelied sich längsseits schob und die Ruder an der Backbordseite zersplitterten, waren beide Schiffe den heimgesuchten Ruinen von Ghozai so nahe, dass sie die Affen im Morgengrauen auf den zerschmetterten Pyramiden der Stadt schnattern hörten.
    Die Prise hieß Morgen von Ghis , sagte der Kapitän

Weitere Kostenlose Bücher