10 Ein Tanz mit Drachen (alte Übersetzung)
vom Hohen Tisch vernehmen, wo Arnolf Karstark mit seinem Sohn Arthor und drei Enkeln saß. Lord Arnolf drückte sich hoch und erhob sich wie ein Aasgeier von seiner Beute. Mit einer seiner fleckigen Hände suchte er auf der Schulter seines Sohnes Halt. »Wir erobern Winterfell für Ned und für seine Tochter. Ja, und auch für den Jungen Wolf, der so grausam niedergemetzelt wurde. Ich und die Meinen, wir werden Euch den Weg zeigen, wenn es sein muss. Ich habe es auch Seiner Guten Gnaden, dem König, gesagt. Marschiert, habe ich gesagt, und ehe der Mond zu Ende ist, werden wir alle im Blut von Freys und Boltons baden.«
Männer fingen an mit den Füßen zu stampfen und schlugen mit den Fäusten auf die Tische. Es waren fast alles Nordmänner, wie Asha auffiel. Auf der anderen Seite des Feuergrabens saßen die Lords aus dem Süden schweigend auf den Bänken.
Justin Massie wartete, bis sich der Tumult gelegt hatte, ehe er sagte: »Euer Mut ist bewundernswert, Lord Karstark, aber Mut allein wird die Mauern von Winterfell nicht brechen. Wie wollt Ihr die Burg denn bitte schön einnehmen? Mit Schneebällen?«
Einer von Lord Arnolfs Enkeln antwortete: »Wir schlagen Bäume, bauen Rammböcke und brechen die Tore auf.«
»Und sterbt.«
Ein anderer Enkel ergriff das Wort. »Wir zimmern Leitern und stürmen die Mauern.«
»Und sterbt.«
Nun sagte Arthor Karstark, der jüngere Sohn von Lord Arnolf: »Wir bauen Belagerungstürme.«
»Und sterbt, sterbt und sterbt.« Ser Justin verdrehte die Augen. »Bei den guten Göttern, seid Ihr denn alle miteinander wahnsinnig, Ihr Karstarks?«
» Götter?«, fragte Richard Horpe. »Ihr vergesst Euch, Justin. Wir haben hier nur einen Gott. Sprecht in dieser Gesellschaft nicht von Dämonen. Nur der Herr des Lichts kann uns retten. Oder seid Ihr etwa anderer Meinung?« Er legte die Hand auf den Knauf seines Schwertes, als wollte er so seinen Worten Nachdruck verleihen, blickte jedoch Justin Massie unverwandt an.
Unter diesem Blick gab Ser Justin schließlich auf. »Gewiss, der Herr des Lichts. Ich bin genauso fest im Glauben wie Ihr, Richard, das wisst Ihr.«
»Es ist Euer Mut, Justin, den ich anzweifele, nicht Euren Glauben. Ihr habt den ganzen Weg von Deepwood Motte bis hierher unentwegt unseren Untergang verkündet. Ich fange an, mich zu fragen, auf wessen Seite Ihr eigentlich steht.«
Das Rot kroch an Massies Hals empor. »Ich werde nicht länger hierbleiben und mich beleidigen lassen.« Er riss seinen feuchten Mantel so heftig vom Haken, dass Asha Stoff reißen hörte, dann stolzierte er an Horpe vorbei und zur Tür hinaus. Ein kalter Windzug wehte durch die Halle, wirbelte die Asche im Feuergraben auf und fachte die Flammen an.
Und so schnell ist er besiegt, dachte Asha. Mein Recke ist ein Weichei. Trotzdem war Ser Justin einer der wenigen, die Einspruch erheben würden, wenn die Männer der Königin versuchen sollten, sie zu verbrennen. Also erhob sie sich, zog ihren Mantel an und folgte ihm hinaus in den Schneesturm.
Sie hatte sich verlaufen, ehe sie zehn Schritte weit gekommen war. Asha sah das Leuchtfeuer auf dem Wachturm. Darüber hinaus war das Dorf verschwunden. Sie war allein in einer weißen Welt aus Schnee und Stille, und sie schleppte sich durch Schneewehen, die ihr bis zu den Oberschenkeln reichten. » Justin?«, rief sie. Es kam keine Antwort. Irgendwo links hörte sie ein Pferd wiehern. Das arme Ding hört sich ängstlich an. Vielleicht weiß es, dass es morgen das Abendessen sein wird. Asha zog den Mantel enger um sich zusammen.
Ungewollt war sie wieder auf der Dorfwiese gelandet. Die Kiefernpfähle standen noch, versengt und verkohlt, aber sie waren nicht abgebrannt. Die Ketten um die Toten waren inzwischen abgekühlt, wie sie sah, hielten die Leichen jedoch noch fest in eiserner Umarmung. Ein Rabe hatte sich auf einem niedergelassen und zerrte an dem verbrannten Fleisch des geschwärzten Schädels. Das Schneegestöber hatte die Asche am Fuß des Scheiterhaufens zugedeckt und war an den Beinen des Toten hinaufgekrochen bis zum Knöchel. Die alten Götter wollen ihn begraben, dachte Asha. Das war nicht ihr Werk.
» Schaut es Euch nur genau an, Fotze«, hörte sie Clayton Suggs’ tiefe Stimme hinter sich. »Ihr werdet genauso hübsch aussehen, wenn wir Euch erst gebraten haben. Sagt mal, können Tintenfische eigentlich schreien?«
Gott meiner Väter, wenn du mich in deinen Wasserhallen unter den Wellen hören kannst, so schenke mir eine einzige kleine
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