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10 Ein Tanz mit Drachen (alte Übersetzung)

10 Ein Tanz mit Drachen (alte Übersetzung)

Titel: 10 Ein Tanz mit Drachen (alte Übersetzung) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George R. R. Martin
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an einen Pfahl. Dort hingen sie, drei Lebende und ein Toter, während die frommen Diener des Herrn des Lichts gespaltene Stämme und abgebrochene Äste unter ihre Füße stopften und den Stapel dann mit Lampenöl übergossen. Sie mussten sich beeilen. Wie immer schneite es heftig, und bald würde das Holz durchnässt sein.
    »Wo ist der König?«, fragte Ser Corliss Heller.
    Vor vier Tagen war einer der Knappen des Königs der Kälte und dem Hunger erlegen, ein Junge namens Bryen Farring, der mit Ser Godry verwandt gewesen war. Stannis Baratheon hatte mit grimmiger Miene am Scheiterhaufen gestanden, als die Leiche des Jungen dem Feuer übergeben wurde. Danach hatte sich der König in seinen Wachturm zurückgezogen und war seitdem nicht mehr herausgekommen … allerdings sah man Seine Gnaden von Zeit zu Zeit auf dem Dach des Turms, als Schemen vor dem Leuchtfeuer, das dort Tag und Nacht brannte. Er spricht mit dem Roten Gott, sagten manche. Er ruft nach Lady Melisandre, behaupteten andere. So oder so erschien es Asha Greyjoy, dass der König nicht mehr weiterwusste und um Hilfe schrie.
    »Kanto, such den König und sag ihm, alles sei bereit«, trug Ser Godry einem Soldaten neben ihm auf.
    »Der König ist hier.« Die Stimme gehörte Richard Horpe.
    Über der Rüstung aus Panzer und Kettenhemd trug Ser Richard Horpe seinen gesteppten Wappenrock mit den drei Totenkopfmotten auf einem Feld aus Asche und Knochen. König Stannis ging neben ihm. Hinter ihnen humpelte Arnolf Karstark, auf seinen Schlehdornstock gestützt, und bemühte sich, Schritt zu halten. Lord Arnolf hatte sie vor acht Tagen gefunden. Der Nordmann hatte einen Sohn, drei Enkel, vierhundert Speere, drei Dutzend Bogenschützen, ein Dutzend berittene Lanzen, einen Maester und einen Käfig voller Raben mitgebracht … aber nur ausreichend Proviant für seine eigenen Truppen.
    Eigentlich war Karstark kein richtiger Lord, hatte man Asha erklärt, sondern nur der Kastellan von Karhold, solange der richtige Lord von den Lannisters gefangen gehalten wurde. Hager und gebeugt und gekrümmt war er, seine linke Schulter saß eine Handspanne höher als die rechte, dazu hatte er einen dürren Hals, gelbe Zähne und graue Schielaugen. Ein paar weiße Haare trennten ihn noch von einer Glatze, und sein Gabelbart war zu gleichen Teilen weiß und grau, aber vor allem zerzaust. Asha fand, selbst sein Lächeln hatte etwas Griesgrämiges. Dennoch würde Karstark, wenn das Gerede stimmte, Winterfell als Lehen erhalten, falls sie es einnahmen. Irgendwann in fernster Vergangenheit war das Haus Karstark dem Hause Stark entsprungen, und Lord Arnolf war der erste von Eddard Starks Vasallen gewesen, der sich für Stannis erklärt hatte.
    Soweit Asha wusste, waren die Götter der Karstarks die alten Götter des Nordens, Götter, die sie mit den Wulls, den Norreys, den Flints und all den anderen Bergstämmen teilten. Sie fragte sich, ob Lord Arnolf der Verbrennung auf Geheiß des Königs beiwohnte, um so die Macht des Roten Gottes mit eigenen Augen zu sehen.
    Bei Stannis’ Anblick begannen zwei der gefesselten Männer um Gnade zu flehen. Der König lauschte schweigend und knirschte mit den Zähnen. Dann sagte er zu Godry Farring: »Ihr dürft anfangen.«
    Der Riesentöter hob die Arme. » Herr des Lichts, erhöre uns. «
    » Herr des Lichts, beschütze uns «, beteten die Männer der Königin, » denn die Nacht ist dunkel und voller Schrecken. «
    Ser Godry hob den Kopf und blickte in den dämmerigen Himmel. » Wir danken dir für die Sonne, die uns wärmt, und beten dafür, dass du sie uns zurückgibst, oh Herr, damit sie uns den Weg zu unseren Feinden erleuchtet .« Schneeflocken schmolzen auf seinem Gesicht. » Wir danken dir für die Sterne, die bei Nacht über uns wachen, und wir beten dafür, dass du den Schleier zerreißt, der sie verbirgt, damit wir uns wieder an ihrem Anblick erfreuen können .«
    »Herr des Lichts, beschütze uns«, beteten die Männer der Königin, » und behüte uns vor der grimmigen Dunkelheit .«
    Ser Corliss Heller trat vor und umklammerte die Fackel mit beiden Händen. Er schwang sie im Kreis um den Kopf und fachte die Flamme an. Einer der Verurteilten begann zu wimmern.
    » R’hllor«, sang Ser Godry, » wir übergeben dir nun vier sündige Menschen. Mit frohem und treuem Herzen übergeben wir sie deinem reinigenden Feuer, auf dass die Dunkelheit in ihren Seelen ausgebrannt werde. Möge ihr verderbtes Fleisch verbrannt und verzehrt werden, damit ihr

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