Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
10 Ein Tanz mit Drachen (alte Übersetzung)

10 Ein Tanz mit Drachen (alte Übersetzung)

Titel: 10 Ein Tanz mit Drachen (alte Übersetzung) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George R. R. Martin
Vom Netzwerk:
je geliebt hat. Wohin gehen Huren? » Ein nettes Mädchen«, sagte Tyrion, »und wir haben uns vor den Augen von Göttern und Menschen vereint. Vielleicht habe ich sie verloren, aber bis ich das sicher weiß, muss ich ihr treu bleiben.«
    »Ich verstehe.« Hella wandte ihr Gesicht von ihm ab.
    Meine vollkommene Frau, dachte Tyrion verbittert. Eine, die noch jung genug ist, um so offenkundige Lügen zu glauben.
    Der Rumpf knarrte, das Deck bewegte sich, und Hübsche quiekte vor Schrecken. Hella kroch auf Händen und Knien über den Boden zu ihr, schlang die Arme um den Kopf der Sau und sprach tröstend auf sie ein. Während er den beiden zuschaute, war er sich nicht sicher, wer da wem Mut machte. Der Anblick war so grotesk und lächerlich, und trotzdem brachte Tyrion nicht einmal ein Lächeln zustande. Das Mädchen verdient etwas Besseres als ein Schwein, dachte er. Einen ehrlichen Kuss, ein wenig Freundlichkeit, jeder hat das verdient, gleichgültig, ob groß oder klein. Er sah sich nach seinem Weinbecher um, doch als er ihn fand, war der Rum vergossen. Ertrinken ist schlimm genug, dachte er verdrossen, aber traurig und nüchtern zu ertrinken, das ist zu grausam.
    Am Ende ertranken sie nicht … obwohl es zwischendurch Momente gab, in denen die Aussicht, freundlich und friedlich zu ertrinken, einen gewissen Reiz hatte. Der Sturm wütete den ganzen restlichen Tag bis tief hinein in die Nacht. Nasse Winde heulten um das Schiff, und Wellen erhoben sich wie die Fäuste ertrunkener Riesen, um das Deck darunter zu zertrümmern. Oben, so erfuhren sie später, wurden ein Maat und zwei Seeleute über Bord gespült, der Schiffskoch wurde geblendet, als ihm ein Topf mit heißem Fett ins Gesicht flog, und der Kapitän wurde so heftig vom Achterdeck aufs Hauptdeck gefegt, dass er sich beide Beine brach. Unten heulte Knirsch und bellte und schnappte nach Hella, und Hübsche Sau fing wieder an zu scheißen und verwandelte die enge, muffige Kabine in einen Schweinestall. Tyrion schaffte es trotzdem, sich nicht zu übergeben, vor allem wohl, weil er keinen Wein hatte. Hella hatte nicht solches Glück, dennoch hielt er sie in den Armen, während der Schiffsrumpf ächzte und stöhnte wie ein Fass, das kurz vorm Platzen stand.
    Um Mitternacht flaute der Wind schließlich ab, und das Meer war wieder so ruhig, dass Tyrion sich zurück auf Deck wagte. Was er sah, war nicht geneigt, ihn zu beruhigen. Die Kogge trieb auf einem Meer aus Drachenglas unter einer Kuppel voller Sterne dahin, doch um sie herum toste der Sturm weiter. Im Osten, Westen, Norden und Süden, überall, wohin er schaute, ragten Wolken wie schwarze Berge auf, und auf ihren wilden Hängen und riesigen Klippen zuckten blaue und violette Blitze. Obwohl es nicht regnete, war das Deck unter den Füßen rutschig und nass.
    Tyrion hörte jemanden von unten schreien, eine dünne, hohe Stimme, in der hysterische Angst mitschwang. Auch Moqorro hörte er. Der Rote Priester stand auf dem Vorderdeck und trotzte dem Sturm, er hielt seinen Stab über dem Kopf und brüllte ein Gebet. Mittschiffs kämpften ein Dutzend Seeleute und zwei Flammende Finger mit verknäulten Leinen und feuchtem Segeltuch, aber ob sie nun versuchten, das Segel einzuholen oder erneut zu hissen, würde er niemals erfahren. Was immer sie taten, es erschien ihm ein sehr schlechter Einfall zu sein. Und damit sollte er recht behalten.
    Der Wind kehrte als geflüsterte Drohung zurück, kalt und feucht strich er über seine Wange, ließ das nasse Segel klatschen, wirbelte herum und zerrte an Moqorros scharlachroter Robe. Rein aus Instinkt packte Tyrion die nächste Reling, und das gerade noch rechtzeitig. Im Zeitraum dreier Herzschläge wurde aus der sanften Brise ein heulender Sturm. Moqorro schrie etwas, und grüne Flammen schlugen aus dem Drachenkopf am Knauf seines Stabes und verschwanden in der Nacht. Dann folgte der Regen, schwarz und blendend. Bug- und Achterkastell verschwanden hinter einer Wand aus Wasser. Etwas Riesiges flatterte über sie hinweg, und Tyrion sah auf und schaute zu, wie das Segel davonflog, obwohl noch zwei Mann an den Leinen baumelten. Dann hörte er ein Krachen . Oh, verfluchte Hölle, konnte er noch denken, das muss der Mast sein.
    Er fand eine Leine und zog daran, kämpfte sich auf die Luke zu, um aus dem Sturm zu kommen, doch eine Böe zog ihm die Füße unter dem Körper weg, und eine zweite rammte ihn gegen die Reling, wo er hängen blieb. Regen prasselte ihm ins Gesicht und machte ihn

Weitere Kostenlose Bücher