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10 Ein Tanz mit Drachen (alte Übersetzung)

10 Ein Tanz mit Drachen (alte Übersetzung)

Titel: 10 Ein Tanz mit Drachen (alte Übersetzung) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George R. R. Martin
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Knirsch war inzwischen nur noch Fell und Knochen.
    In dieser Nacht träumte er, er wäre zurück in King’s Landing, und er hielt eine Armbrust in der Hand. »Wohin auch immer Huren gehen«, sagte Lord Tywin, aber als Tyrion den Finger krümmte und die Sehne surrte , war es Hella, aus deren Bauch der Bolzen ragte.
    Er wurde von Geschrei geweckt.
    Das Deck schwankte unter ihm, und einen halben Herzschlag lang war er so verwirrt, dass er glaubte, wieder auf der Scheue Maid zu sein. Der Gestank von Schweinekot, der ihm in die Nase stieg, brachte ihn zu Sinnen. Die Gram lag hinter ihm, eine halbe Welt entfernt, und die Freuden jener Zeit ebenfalls. Er erinnerte sich daran, wie süß Lemore nach ihrem morgendlichen Bad ausgesehen hatte, wenn die Wasserperlen auf ihrer nackten Haut glitzerten, aber die einzige Jungfrau hier war die arme Hella, das kleinwüchsige junge Zwergenmädchen.
    Irgendetwas musste im Gange sein. Tyrion ließ sich aus der Hängematte rutschen, gähnte und suchte nach seinen Stiefeln. Verrückt wie er war, suchte er auch nach seiner Armbrust, aber natürlich konnte er sie nicht finden. Wie schade, dachte er, sie wäre mir bestimmt von Nutzen gewesen, wenn die Großen kommen, um mich zu fressen. Er zog die Stiefel an und stieg auf Deck hinauf, um zu schauen, was es mit dem Geschrei auf sich hatte. Hella war vor ihm oben und hatte voller Verwunderung die Augen aufgerissen. »Ein Segel«, rief sie, »dort, dort, seht Ihr es? Ein Segel, und sie haben uns gesehen, sie haben uns gesehen. Ein Segel .«
    Diesmal küsste er sie … einmal auf jede Wange, einmal auf die Stirn und zuletzt einmal auf den Mund. Sie errötete und lachte beim letzten Kuss, und war plötzlich wieder schüchtern, doch das spielte keine Rolle. Das andere Schiff kam näher. Eine große Galeere, erkannte er. Ihre Ruder hinterließen weißes Kielwasser. »Was für ein Schiff ist das?«, fragte er Ser Jorah Mormont. »Könnt Ihr den Namen lesen?«
    »Ich brauche den Namen nicht zu lesen. Der Wind weht von dort herüber. Ich kann das Schiff riechen.« Mormont zog sein Schwert. »Das sind Sklavenhändler.«

Der Abtrünnige
    Die ersten Flocken fielen, als die Sonne im Westen unterging. Bei Einbruch der Nacht schneite es so heftig, dass der Mond unsichtbar hinter einem weißen Vorhang verborgen blieb.
    »Die Götter des Nordens gießen ihren Zorn über Lord Stannis aus«, verkündete Roose Bolton am nächsten Morgen, als sich die Männer in der Großen Halle von Winterfell zum Frühstück versammelten. »Er ist hier ein Fremder, und die alten Götter werden dafür Sorge tragen, dass er nicht lange am Leben bleibt.«
    Seine Männer brüllten zustimmend und schlugen mit den Fäusten auf die langen Holztische. Winterfell mochte in Ruinen liegen, doch seine großen Granitmauern boten noch immer starken Schutz gegen Wind und Wetter. Außerdem war man gut mit Essen und Trinken versorgt. An den Feuern konnte man sich aufwärmen oder die Kleidung trocknen, wenn man keinen Dienst schob. Es gab gemütliche Ecken zum Schlafen. Lord Bolton hatte einen Holzvorrat anlegen lassen, der für ein halbes Jahr reichte, deshalb herrschte in der Großen Halle stets behagliche Wärme. Stannis musste auf all das verzichten.
    Theon Greyjoy schloss sich dem Jubel nicht an. Das galt auch für die Männer des Hauses Frey, wie ihm nicht entging. Sie sind hier ebenfalls Fremde, dachte er und beobachtete Ser Aenys Frey und seinen Halbbruder Ser Hosteen. Geboren und aufgewachsen in den Flusslanden, hatten die Freys solchen Schnee noch nie erlebt. Der Norden hat sich schon drei von ihrem Blut geholt, dachte Theon und erinnerte sich an die Männer, die zwischen White Harbor und Barrowton verschollen waren und nach denen Ramsay vergeblich gesucht hatte.
    Auf dem Podest saß Lord Wyman Manderly zwischen zwei seiner Ritter aus White Harbor und löffelte Haferbrei in seinen fetten Wanst. Er schmeckte ihm anscheinend nicht annähernd so gut wie die Schweinepasteten auf der Hochzeit. Anderswo sprach der einarmige Harwood Stout leise mit dem ausgezehrten Hurentod Umber.
    Theon stellte sich mit anderen Männern für den Haferbrei an, der aus einer Reihe von Kupferkesseln in Holzschalen ausgegeben wurde. Die Lords und Ritter bekamen Milch und Honig und sogar ein wenig Butter dazu, wie er sah, doch ihm wurde davon nichts angeboten. Seine Regentschaft als Prinz von Winterfell hatte nur kurz gedauert. Nachdem er seine Rolle in dem Mummenschanz gespielt und die falsche Arya zur Hochzeit

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