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10 Ein Tanz mit Drachen (alte Übersetzung)

10 Ein Tanz mit Drachen (alte Übersetzung)

Titel: 10 Ein Tanz mit Drachen (alte Übersetzung) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George R. R. Martin
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Schiffe aus Quarth.« Die grünen Galeeren aus Alt-Volantis erwähnte er nicht, die inzwischen mit Sicherheit den Golf der Trauer heraufkamen. »Diese Sklavenhändler sind Schwächlinge. Ihr habt gesehen, wie sie versucht haben, vor uns zu fliehen, ihr habt gehört, wie sie schreien, wenn wir sie dem Schwert überantworten. Jeder von euch ist so viel wert wie zwanzig von ihnen, denn wir sind aus Eisen gemacht. Denkt daran, wenn wir das nächste Mal Segel eines Sklavenhändlers sehen. Gewährt keine Gnade und erwartet auch keine Gnade. Wozu brauchen wir auch Gnade? Wir sind die Eisenmänner, und zwei Götter wachen über uns. Wir werden ihre Schiffe entern, wir zerschmettern ihre Hoffnungen und verwandeln ihre Bucht in ein Meer aus Blut.«
    Lautes Geschrei folgte auf seine Worte. Der Kapitän nickte mit grimmiger Miene und ließ die sieben Mädchen bringen, die er für sich beansprucht hatte, die schönsten von allen, die sie an Bord der Willigen Jungfrau gefunden hatten. Er küsste jede von ihnen auf die Wangen und erklärte ihnen, welche Ehre sie erwartete, auch wenn sie seine Worte nicht verstanden. Dann ließ er sie an Bord der Fischerketsch bringen, die sie gekapert hatten, ließ die Leinen losmachen und setzte das Boot in Brand.
    »Mit diesem Opfer aus Unschuld und Schönheit ehren wir unsere beiden Götter«, verkündete er, während die Kriegsschiffe der Eisernen Flotte an der brennenden Ketsch vorbeiruderten. »Mögen diese Mädchen im Licht wiedergeboren werden, unbefleckt von irdischer Lust, oder mögen sie hinabsteigen in die Wasserhallen des Ertrunkenen Gottes, um dort zu feiern und zu tanzen und zu lachen, bis das Meer ausgetrocknet ist.«
    Kurz vor dem Ende, ehe die rauchende Ketsch vom Meer verschlungen wurde, verwandelten sich die Schreie der sieben Schönheiten in ein Freudenlied, so erschien es zumindest Victarion Greyjoy. Dann kam ein heftiger Wind auf, ein Wind, der ihre Segel füllte und sie nach Nordosten und Norden wehte, nach Meereen, zu seinen Pyramiden aus vielfarbigen Ziegeln. Auf den Flügeln eines Liedes fliege ich zu dir, Daenerys, dachte der Eiserne Kapitän.
    In dieser Nacht holte er zum ersten Mal das Drachenhorn hervor, das Krähenauge in den rauchenden Trümmern des großen Valyria gefunden hatte. Es war ein gewundenes Ding, zwei Meter lang von Ende zu Ende, es glänzte schwarz und war mit Bändern aus rotem Gold und dunklem valyrischem Stahl umspannt. Eurons Höllenhorn. Victarion strich mit der Hand darüber. Das Horn war so warm und glatt wie die Schenkel der dunkelhäutigen Frau, und es glänzte so stark, dass er sein verzerrtes Spiegelbild darin sehen konnte. Fremdartige Zaubersprüche waren in die Bänder graviert, die es umspannten. »Valyrische Glyphen«, nannte Moqorro sie.
    So viel hatte Victarion schon gewusst. »Was bedeuten sie?«
    »Viel und noch viel mehr.« Der schwarze Priester zeigte auf ein goldenes Band. »Hier steht der Name des Horns: › Ich bin Drachenbinder ‹ , heißt es dort. Habt Ihr seinen Klang schon einmal gehört?«
    »Einmal.« Einer der Mischlinge seines Bruders hatte das Höllenhorn beim Königsthing auf Old Wyk geblasen. Der Kerl war ein Ungeheuer von einem Mann gewesen, riesig und mit kahl geschorenem Schädel, mit dicken Muskeln an den Armen, an denen er Reife aus Gold und Jett und Jade trug. Auf die Brust hatte er einen großen Falken tätowiert. »Der Klang, den es erzeugte … er brannte irgendwie. Es fühlte sich an, als würden meine Knochen Feuer fangen und mein Fleisch von innen her versengen. Diese Schrift glühte zuerst rot und dann weiß und war zu grell, um sie anzuschauen. Es schien, als wollte der Ton niemals enden, und es klang wie ein langer Schrei. Wie tausend Schreie, die zu einem zusammengeschmolzen sind.«
    »Und der Mann, der das Horn geblasen hat, was geschah mit ihm?«
    »Er ist gestorben. Anschließend hatte er Blasen auf den Lippen. Auch sein Vogel hat geblutet.« Der Kapitän klopfte sich auf die Brust. »Der Falke, genau hier. Aus jeder Feder tropfte Blut. Ich habe gehört, der Mann sei von innen heraus verbrannt, aber das war vielleicht nur eine Geschichte.«
    »Eine wahre Geschichte.« Moqorro drehte das Höllenhorn und betrachtete die eigentümlichen Buchstaben, die in das zweite der goldenen Bänder graviert waren. »Hier heißt es: ›Kein Sterblicher soll mich erklingen lassen und weiterleben.‹«
    Verbittert grübelte Victarion über den Verrat von Brüdern nach. Eurons Geschenke sind immer vergiftet. »

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