10 Ein Tanz mit Drachen (alte Übersetzung)
Karren, ruf deine Muscheln aus und sei zufrieden. Dein Herz ist zu weich, um eins von uns zu werden.«
Er will mich fortschicken. » Ich habe kein Herz. Ich habe nur ein Loch. Ich habe schon viele getötet. Ich könnte auch Euch töten, wenn ich wollte.«
»Würde dir das Freude bereiten?«
Sie kannte die richtige Antwort nicht. »Vielleicht.«
»Dann gehörst du nicht hierher. In diesem Haus bereitet der Tod niemandem Freude. Wir sind weder Krieger noch Soldaten oder großspurige Bravos, die vor Stolz beinahe platzen. Wir töten nicht, um irgendeinem Herrn zu dienen oder unseren Geldbeutel zu füllen oder um unsere Eitelkeit zu streicheln. Wer verabreichen die Gabe niemals zu unserem eigenen Vergnügen. Und wir suchen auch nicht diejenigen aus, die wir töten. Wir sind lediglich die Diener des Gottes mit den Vielen Gesichtern.«
» Valar dohaeris. « Alle Menschen müssen dienen.
» Du kennst die Worte, aber du bist zu stolz, um zu dienen. Ein Diener muss demütig und gehorsam sein.«
»Ich gehorche. Ich kann demütiger sein als alle anderen.«
Das brachte ihn zum Lachen. »Sicherlich wirst du eines Tages die Göttin der Demut. Aber kannst du auch den Preis bezahlen?«
»Welchen Preis?«
»Der Preis bist du. Der Preis ist alles, was du hast und alles, was du hoffen kannst, jemals zu haben. Wir haben dir deine Augen genommen und sie dir zurückgegeben. Als Nächstes werden wir dir die Ohren nehmen, und du wirst in Stille leben. Du wirst uns deine Beine geben und kriechen. Du wirst niemandes Tochter sein, niemandes Frau, niemandes Mutter. Dein Name wird eine Lüge sein, und das Gesicht, das du trägst, wird nicht dein eigenes sein.«
Beinahe hätte sie sich wieder auf die Unterlippe gebissen, doch diesmal erwischte sie sich dabei und unterdrückte es. Mein Gesicht ist ein dunkler Teich, der alles verbirgt und nichts enthüllt. Sie dachte an all die Namen, die sie getragen hatte: Arry, Wiesel, Jungtaube, Katz aus den Kanälen. Sie dachte an das dumme Mädchen aus Winterfell mit dem Namen Arya Pferdegesicht. Namen spielten keine Rolle. »Ich kann den Preis zahlen. Gebt mir ein Gesicht.«
»Gesichter muss man sich verdienen.«
»Sagt mir wie.«
»Überreiche einem bestimmten Mann eine bestimmte Gabe. Kannst du das tun?«
»Welchem Mann.«
»Niemandem, den du kennst.«
»Ich kenne viele Leute nicht.«
»Er ist einer von ihnen. Ein Fremder. Niemand, den du liebst, niemand, den du hasst, niemand, den du je gekannt hast. Wirst du ihn töten?«
»Ja.«
»Dann wirst du morgen wieder Katz aus den Kanälen sein. Trage dieses Gesicht, beobachte, gehorche. Und wir werden sehen, ob du wirklich würdig bist, Ihm mit den Vielen Gesichtern zu dienen.«
Also kehrte sie am nächsten Tag zu Brusco und seinen Töchtern zurück, in das Haus am Kanal. Bruscos Augen weiteten sich, als er sie sah, und Brea stockte der Atem. » Valar morghulis «, grüßte Katz. » Valar dohaeris «, antwortete Brusco.
Und danach war es so, als wäre sie nie fort gewesen.
Den ersten Blick auf den Mann, den sie töten musste, erhaschte sie später an jenem Morgen, als sie ihren Karren durch die gepflasterten Straßen schob, die an den Violetten Hafen grenzten. Er war ein alter Mann, schon weit über fünfzig. Er hat zu lange gelebt, versuchte sie sich einzureden. Warum sollte er so viele Jahre haben, wo doch mein Vater nur so wenige hatte? Doch Katz aus den Kanälen hatte keinen Vater, also behielt sie diesen Gedanken für sich.
» Miesmuscheln, Herzmuscheln, Klaffmuscheln«, rief Katz, während er vorbeiging. »Austern, Garnelen, fette grüne Miesmuscheln.« Sie lächelte ihn sogar an. Manchmal genügte ein Lächeln, damit sie stehen blieben und kauften. Der alte Mann erwiderte das Lächeln nicht. Er warf ihr einen finsteren Blick zu und ging vorbei, wobei er in eine Pfütze trat. Das Wasser spritzte auf ihre Füße.
Er ist unhöflich, dachte sie und schaute ihm hinterher. Sein Gesicht ist hart und gemein. Die Nase des alten Mannes war scharf, seine Lippen waren schmal und verkniffen, die Augen waren klein und standen eng. Das Haar war ergraut, doch der kleine spitze Bart am Ende seines Kinns war noch schwarz. Katz nahm an, er müsse gefärbt sein, und fragte sich, warum er sich nicht auch das Haar färbte. Eine seiner Schultern war höher als die andere, wodurch er schief wirkte.
»Er ist ein böser Mann«, verkündete sie am Abend, als sie in das Haus von Schwarz und Weiß zurückkehrte. »Seine Lippen sind grausam, seine Augen
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