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10 Ein Tanz mit Drachen (alte Übersetzung)

10 Ein Tanz mit Drachen (alte Übersetzung)

Titel: 10 Ein Tanz mit Drachen (alte Übersetzung) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George R. R. Martin
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geöffnet wurde. Er drehte sich schnell genug um, um zu sehen, wie Khrazz hinter einem Wandbehang hervortrat. Er bewegte sich langsam und schlaftrunken, doch die Waffe seiner Wahl lag in seiner Hand: ein dothrakisches Arakh , lang und geschwungen. Es war eine Hiebwaffe, die dazu gedacht war, tiefe Schnitte vom Rücken eines Pferdes auszuteilen. Eine mörderische Klinge, wenn man gegen einen halbnackten Feind kämpft, in der Arena oder auf dem Schlachtfeld. Aber hier im Nahkampf wäre die Länge des Arakhs ein Hindernis, und Barristan Selmy trug Panzer und Kettenhemd.
    »Ich bin wegen Hizdahr hier«, sagte der Ritter. »Legt den Stahl nieder und tretet zur Seite, und Ihr werdet nicht verletzt werden.«
    Khrazz lachte. »Alter Mann. Ich werde Euer Herz essen.« Die beiden Männer hatten die gleiche Größe, doch Khrazz war fünfundzwanzig Pfund schwerer und vierzig Jahre jünger, hatte blasse Haut, tote Augen und einen Kamm rotschwarzen Haars, der von der Stirn bis zum Nacken reichte.
    »Dann kommt«, sagte Barristan der Kühne.
    Khrazz kam.
    Zum ersten Mal an diesem Tag verspürte Selmy Sicherheit. Dafür bin ich geboren, dachte er. Für den Tanz, für das süße Lied des Stahls, für das Schwert in der Hand und den Feind vor mir.
    Der Arenakämpfer war schnell, blitzschnell, und so gewandt wie die Besten, gegen die Ser Barristan je gekämpft hatte. In diesen großen Händen verschwamm das Arakh zu einem Wischen, einem stählernen Sturm, der aus drei Richtungen gleichzeitig auf den Ritter zuzukommen schien. Die meisten Hiebe zielten auf den Kopf. Khrazz war kein Narr. Da Selmy keinen Helm trug, war die verwundbarste Stelle sein Hals.
    Seelenruhig parierte er die Hiebe und wehrte mit dem Langschwert jeden Schlag zur Seite ab. Die Klingen klirrten und klirrten wieder. Ser Barristan wich zurück. Aus den Augenwinkeln sah er, wie die Mundschenke zuschauten, die Augen groß und weiß. Khrazz fluchte, täuschte hoch an und schlug tief und gelangte dieses eine Mal an der Klinge des alten Ritters vorbei, doch sein Arakh prallte von der weißen Beinschiene ab. Selmys Riposte erwischte den Arenakämpfer an der linken Schulter, zerschnitt das feine Leinen und biss ins Fleisch darunter. Das gelbe Gewand verfärbte sich erst rosa und dann rot.
    »Nur Feiglinge kleiden sich in Eisen«, verkündete Khrazz und umkreiste seinen Gegner. In der Arena trug niemand Rüstung. Die Zuschauer kamen, um Blut zu sehen: Tod, abgeschlagene Gliedmaßen und Schmerzensschreie, die Musik des scharlachroten Sandes.
    Ser Barristan drehte sich mit ihm. »Dieser Feigling wird Euch töten, Ser.« Der Mann war kein Ritter, doch angesichts seines Mutes hatte er sich diese Höflichkeit verdient. Khrazz wusste nicht, wie er gegen einen Mann in Rüstung kämpfen sollte. Ser Barristan konnte es in seinen Augen sehen: Zweifel, Verwirrung, dann keimte Angst auf. Der Arenakämpfer griff wieder an, schrie diesmal dabei, als könnte er so den Gegner verletzen, da der Stahl versagte. Das Arakh zischte durch die Luft, tief, hoch, wieder tief.
    Selmy wehrte die auf seinen Kopf gezielten Hiebe ab und überließ seiner Rüstung den Rest der Arbeit, während er mit der eigenen Klinge die Wange des Arenakämpfers vom Ohr bis zum Mund aufschlitzte und ihm dann einen klaffenden Schnitt über die Brust versetzte. Blut strömte aus den Wunden. Das schien Khrazz nur noch wilder zu machen. Er packte das Kohlenbecken mit der freien Hand, stieß es um und schleuderte Glut und heiße Kohlen auf Selmys Füße. Ser Barristan sprang darüber hinweg. Khrazz schlug nach seinem Arm und traf ihn, doch das Arakh konnte lediglich an der harten Emaille kratzen, ehe es vom Stahl darunter abglitt.
    »In der Arena hätte ich Euch eben den Arm abgehackt, alter Mann.«
    »Wir sind nicht in der Arena.«
    » Zieht die Rüstung aus!«
    » Es ist noch nicht zu spät, das Schwert niederzulegen. Ergebt Euch.«
    »Sterbt«, fauchte Khrazz … doch als er das Arakh hob, fuhr die Spitze über einen der Wandbehänge und verfing sich darin. Das war die Gelegenheit, auf die Ser Barristan gewartet hatte. Er schlitzte dem Arenakämpfer den Bauch auf, parierte das Arakh , als sein Gegner es losgerissen hatte, und gab Khrazz mit einem raschen Stoß ins Herz den Rest, während die Gedärme des Kämpfers wie ein Knäuel fettiger Aale aus dem Bauch quollen.
    Blut und Eingeweide beschmutzten die Seidenteppiche des Königs. Selmy trat einen Schritt zurück. Das Langschwert in seiner Hand war bis zur Hälfte rot. Hier

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