10 Ein Tanz mit Drachen (alte Übersetzung)
herumtrieben, behielt Selyse ihre Leibwache Tag und Nacht bei sich. Tormund Riesentod hatte vor Lachen gebrüllt, als er das hörte. »Hat sie Angst, geraubt zu werden? Hoffentlich hast du ihr nicht erzählt, wie groß mein gutes Stück ist, Jon Snow, das würde jede Frau erschrecken. Ich wollte schon immer mal eine mit Schnurrbart.« Dann hatte er weiter gelacht und gelacht.
Jetzt wird er nicht mehr lachen.
Jon hatte hier genug Zeit vergeudet. »Es tut mir leid, dass ich Euer Gnaden belästigt habe. Die Nachtwache wird sich um diese Angelegenheit kümmern.«
Die Nasenflügel der Königin bebten. »Ihr wollt trotzdem nach Hartheim reiten. Es steht Euch ins Gesicht geschrieben. Lasst sie sterben, habe ich gesagt, und dennoch beharrt Ihr auf diesem Wahnsinn. Leugnet es nicht.«
»Ich muss tun, was ich für das Beste halte. Bei allem Respekt, Euer Gnaden, die Mauer ist mein, und diese Entscheidung ebenfalls.«
»In der Tat«, räumte Selyse ein, »und Ihr werdet Euch dafür verantworten, wenn der König zurückkehrt. Und ich fürchte, auch für andere Entscheidungen, die Ihr getroffen habt. Aber wie sich sehe, wollt Ihr keine Vernunft annehmen. Tut, was Ihr tun müsst.«
Ser Malegorn ergriff das Wort. »Lord Snow, wer wird den Trupp anführen?«
»Wollt Ihr Euch anbieten, Ser?«
»Sehe ich aus wie ein Narr?«
Flickenfratz sprang auf. »Ich führe sie an!« Seine Glöckchen läuteten fröhlich. »Wir marschieren ins Meer und wieder heraus. Unter den Wellen reiten wir auf Seepferden, und Meerjungfrauen werden in Muschelhörner blasen und unser Kommen ankündigen, oh, oh, oh.«
Alle lachten. Sogar Königin Selyse gestattete sich ein dünnes Lächeln. Jon fand es weniger lustig. »Ich werde von meinen Männern nichts verlangen, was ich selbst nicht zu tun bereit bin. Daher werde ich die Patrouille anführen.«
»Wie kühn von Euch«, sagte die Königin. »Das können wir nur gutheißen. Hinterher wird ohne Zweifel irgendein Barde ein rührendes Lied über Euch singen, und wir werden einen umsichtigeren Lord Kommandanten haben.« Sie trank einen Schluck Wein. »Sprechen wir über andere Angelegenheiten. Axell, holt den Wildlingskönig herein, wenn Ihr so gut sein wollt.«
»Sofort, Euer Gnaden.« Ser Axell ging durch eine Tür hinaus und kehrte einen Moment später mit Gerrick Königsblut zurück. »Gerrick aus dem Hause Rotbart«, verkündete er, »König der Wildlinge.«
Gerrick Königsblut war ein großer Mann, hatte lange Beine und breite Schultern. Die Königin hatte ihn in alte Kleider des Königs gesteckt, schien es. Man hatte ihn geschrubbt und gekämmt, in grünen Samt und einen halblangen Umhang aus Hermelin gehüllt, hatte ihm das lange rote Haar gewaschen und den feuerroten Bart gestutzt. Jetzt sah der Wildling aus wie ein waschechter Lord aus dem Süden. Er könnte den Thronsaal in King’s Landing betreten und würde kein Aufsehen erregen, dachte Jon.
»Gerrick ist der wahre und rechtmäßige König der Wildlinge«, sagte die Königin, »der in ununterbrochener männlicher Linie von ihrem großen König Raymun Rotbart abstammt, während der Usurpator Mance Rayder von einer Frau aus dem einfachen Volke geboren und von einem Eurer Schwarzen Brüder gezeugt wurde.«
Nein , hätte Jon antworten können, Gerrick stammt von einem jüngeren Bruder Raymun Rotbarts ab. Für das Freie Volk bedeutete das genauso viel, als stammte er von Raymun Rotbarts Pferd ab. Sie wissen gar nichts, Ygritte. Und, was noch schlimmer ist, sie wollen auch nichts lernen.
» Gerrick hat sich gnädigerweise bereit erklärt, meinem geliebten Axell die Hand seiner ältesten Tochter zu geben, damit sie im Namen des Herrn des Lichts den Heiligen Bund der Ehe schließen«, sagte Königin Selyse. »Seine anderen Töchter werden gleichzeitig heiraten – die zweite Tochter Ser Brus Buckler, die jüngste Ser Malegorn von Rotteichen.«
»Sers.« Jon nickte den betreffenden Rittern zu. »Möget Ihr mit Euren Verlobten Glück finden.«
»Unter dem Meer heiraten Männer Fische.« Flickenfratz tänzelte herum und klingelte mit den Glöckchen. »Ja, ja, ja.«
Wieder schniefte Königin Selyse. »Vier Hochzeiten kann man genauso leicht feiern wie drei. Es ist an der Zeit, dass diese Val einen Mann bekommt, Lord Snow. Ich habe entschieden, dass sie meinen guten und treuen Ritter Ser Patrek vom Königberg ehelichen wird.«
»Hat man es Val bereits mitgeteilt, Euer Gnaden?«, fragte Jon. »Beim Freien Volk raubt ein Mann die Frau, die er
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