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10 Ein Tanz mit Drachen (alte Übersetzung)

10 Ein Tanz mit Drachen (alte Übersetzung)

Titel: 10 Ein Tanz mit Drachen (alte Übersetzung) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George R. R. Martin
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schrie jemanden an, er solle zur Seite treten. Der Drache bewegte sich am Boden unbeholfen wie ein Mann, der auf Knien und Ellbogen krabbelt, aber schneller, als der dornische Prinz es für möglich gehalten hätte. Da die Verwehten nicht schnell genug aus dem Weg verschwanden, brüllte Viserion erneut. Quentyn hörte Ketten rasseln und das tiefe Surren einer Armbrust.
    »Nein«, brüllte er, »nein, nicht, nicht «, aber es war zu spät. Der Narr konnte er gerade noch denken, als der Bolzen von Viserions Hals abprallte und in der Dunkelheit verschwand. Eine flammende Linie blieb an der Stelle zurück, die der Bolzen getroffen hatte – Drachenblut, das golden und rot glühte.
    Der Armbrustschütze suchte noch nach einem neuen Bolzen, als sich die Drachenzähne um seinen Hals schlossen. Der Mann trug die Maske eines Messingtiers, das furchterregende Antlitz eines Tigers. Als er die Waffe fallen ließ und versuchte, Viserions Kiefer auseinanderzudrücken, sprühten plötzlich Flammen aus dem Maul des Tigers. Die Augen des Mannes platzten mit einem leisen Knall, und das Messing begann zu schmelzen. Der Drache riss einen Brocken Fleisch heraus, den größten Teil des Halses des Söldners, und schluckte ihn, während die brennende Leiche auf den Boden fiel.
    Die anderen Verwehten zogen sich zurück. Das war mehr, als selbst die Hübsche Meris ertragen konnte. Viserions gehörnter Kopf bewegte sich zwischen ihnen und seiner Beute hin und her, aber im nächsten Augenblick hatte er die Söldner vergessen und senkte den Kopf, um noch einen Bissen Fleisch aus dem Toten zu reißen. Einen Unterschenkel diesmal.
    Quentyn entrollte seine Peitsche. »Viserion«, rief er, lauter diesmal. Er konnte es schaffen, er würde es schaffen, sein Vater hatte ihn deswegen ans andere Ende der Welt geschickt, er würde ihn nicht enttäuschen. » VISERION ! « Er ließ die Peitsche in der Luft knallen, und das Echo hallte von den Wänden wider.
    Der helle Kopf fuhr herum. Der Drache kniff die großen goldenen Augen zusammen. Kräuselnder Rauch stieg aus seinen Nüstern auf.
    »Platz«, befahl der Prinz. Er darf deine Angst nicht riechen. » Platz, Platz, Platz !« Er holte mit der Peitsche aus und schlug dem Drachen ins Gesicht. Viserion zischte .
    Und dann traf ihn ein heißer Wind, und er hörte das Flattern von ledernen Schwingen. Die Luft war voller Asche und Stücken glühender Kohle, und von den versengten, schwarzen Ziegeln hallte ein grässliches Gebrüll wider, und darunter hörte er die wilden Rufe seiner Freunde. Gerris schrie seinen Namen, wieder und wieder, und der Große Mann brüllte: »Hinter dir, hinter dir, hinter dir! «
    Quentyn drehte sich um und riss den linken Arm vors Gesicht, um sich vor dem heißen Wind zu schützen. Rhaegal, erinnerte er sich, der Grüne heißt Rhaegal.
    Als er die Peitsche hob, sah er, dass sie brannte. Seine Hand brannte ebenso. Alles an ihm brannte, sein ganzer Körper brannte.
    Oh, dachte er. Dann begann er zu schreien.

JON
    »Lasst sie sterben«, sagte Königin Selyse.
    Diese Antwort hatte Jon Snow erwartet. Dieser Königin gelingt es immer wieder, mich zu enttäuschen. Aber das machte es irgendwie trotzdem nicht einfacher. »Euer Gnaden«, beharrte er stur. »In Hartheim verhungern sie zu tausenden. Viele sind Frauen …«
    »… und Kinder, ja. Sehr traurig.« Die Königin zog ihre Tochter näher an sich heran und küsste sie auf die Wange. Die Wange, die nicht von den Grauschuppen verunstaltet ist, wie Jon keinesfalls entging. »Es tut uns natürlich leid wegen der Kleinen, aber wir müssen vernünftig sein. Wir können sie nicht ernähren, und sie sind zu jung, und meinem Gemahl, dem König, in seinen Kriegen zu helfen. Da ist es besser, dass sie im Licht wiedergeboren werden.«
    Das war lediglich eine sanftere Art zu sagen: Lasst sie sterben .
    Der Raum war voller Menschen. Prinzessin Shireen stand neben dem Sitz ihrer Mutter, Flickenfratz saß im Schneidersitz zu ihren Füßen. Hinter der Königin ragte Ser Axell Florent auf. Melisandre von Asshai stand dichter am Feuer, der Rubin an ihrer Kehle pulsierte mit jedem Atemzug, den sie tat. Die Rote Frau hatte ebenfalls ihr Gefolge – den Knappen Devan Seaworth und zwei der Wachen, die der König ihr dagelassen hatte.
    Königin Selyses Beschützer standen an den Wänden, glänzende Ritter in einer Reihe: Ser Malegorn, Ser Benethon, Ser Narbert, Ser Patrek, Ser Dorden, Ser Brus. Da sich so viele blutdurstige Wildlinge in der Schwarzen Festung

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