Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
10 Ein Tanz mit Drachen (alte Übersetzung)

10 Ein Tanz mit Drachen (alte Übersetzung)

Titel: 10 Ein Tanz mit Drachen (alte Übersetzung) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George R. R. Martin
Vom Netzwerk:
überzogen, dort, wo ihr Atem gefroren war, und all die sauber rasierten Jungen aus dem Süden ließen sich einen Bart stehen, um das Gesicht zu wärmen. Über kurz oder lang war der Boden vor der Kolonne weiß bedeckt. Steine, Wurzeln und umgekippte Bäume blieben darunter verborgen und machten jeden Schritt zu einem Abenteuer. Der Wind nahm an Stärke zu und trieb den Schnee vor sich her. Das Heer des Königs wurde zu einer Kolonne Schneemänner, die durch kniehohe Wehen wateten.
    Am dritten Schneetag fiel das Heer des Königs langsam auseinander. Die Ritter und kleinen Lords aus dem Süden mühten sich, doch die Männer aus den Bergen des Nordens kamen leichter voran. Ihre kleinen Pferde waren trittsicher und fraßen weniger als die Zelter und sehr viel weniger als die großen Schlachtrösser, und die Männer, die sie ritten, waren im Schnee zu Hause. Viele Wölfe zogen sich eigenartiges Schuhwerk an. Bärenpfoten nannten sie es, seltsame längliche Dinger aus gebogenem Holz und Lederriemen. Doch unter die Stiefel geschnallt erlaubten sie es dem Träger irgendwie, auf dem Schnee zu gehen, ohne durch die Kruste zu brechen und bis zum Oberschenkel einzusinken.
    Manche hatten sogar Bärenpfoten für ihre Pferde, und die zotteligen kleinen Tiere trugen sie so unbekümmert wie die anderen Tiere ihre Hufeisen … doch die Zelter und Schlachtrösser wollten davon nichts wissen. Als ihnen ein paar Ritter des Königs trotzdem einige davon anschnallten, blieben die großen Pferde aus dem Süden stehen und verweigerten jeden Schritt, oder sie versuchten, die Bärenpfoten abzuschütteln. Ein Schlachtross brach sich das Fesselgelenk bei dem Versuch, damit zu gehen.
    Bald waren die Nordmänner mit den Bärenpfoten dem Rest des Heeres weit voraus. Sie überholten die Ritter in der Hauptkolonne und dann Ser Godry Farring und seine Vorhut. Währenddessen fielen die Wagen und Karren des Gepäckzuges immer weiter zurück, so weit, dass die Nachhut sie unablässig zur Eile antreiben musste.
    Am fünften Tag des Sturms überquerte der Gepäckzug eine wellige Fläche voller hüfthoher Schneewehen, die einen gefrorenen Teich bedeckten. Als das versteckte Eis unter dem Gewicht der Wagen einbrach, wurden drei Fuhrleute und vier Pferde vom eisigen Wasser verschluckt, dazu zwei Männer, die die Verunglückten retten wollten. Einer davon war Harwood Grimm. Seine Ritter zogen ihn heraus, ehe er ertrank, doch nicht bevor seine Lippen blau und seine Haut weiß wie Milch geworden war. Nichts, was sie danach unternahmen, schien ihn wieder aufwärmen zu können. Stundenlang zitterte er heftig, sogar nachdem sie ihn aus der feuchten Kleidung geschnitten, ihn in warme Felle gehüllt und an ein Feuer gesetzt hatten. Noch in derselben Nacht fiel er in einen fiebrigen Schlaf, aus dem er nicht mehr erwachte.
    Das war die Nacht, in der Asha zum ersten Mal hörte, wie die Männer der Königin über ein Opfer sprachen – eine Gabe an ihren Roten Gott, auf dass er dem Sturm ein Ende bereite. »Die Götter des Nordens haben uns diesen Sturm geschickt«, sagte Ser Corliss Heller.
    »Falsche Götter«, beharrte Ser Godry, der Riesentöter.
    »R’hllor ist mit uns«, sagte Ser Klayton Suggs.
    »Melisandre nicht«, hielt Justin Massie dagegen.
    Der König sagte nichts. Aber er hörte zu. Dessen war sich Asha sicher. Er saß am hohen Tisch, während die Zwiebelsuppe vor ihm kalt wurde, rührte seinen Teller kaum an und starrte mit zusammengekniffenen Augen in die nächste Kerze. Die Gespräche um ihn herum beachtete er nicht. Sein Stellvertreter, der schlanke, große Ritter namens Richard Horpe, sprach für ihn. »Der Sturm muss bald aufhören.«
    Doch stattdessen wurde der Sturm immer heftiger. Der Wind ging so grausam auf sie nieder wie die Peitsche eines Sklavenhalters. Asha hatte geglaubt, auf Pyke schon Kälte kennen gelernt zu haben, wenn der Wind vom Meer heranbrauste, doch war das mit diesem Sturm nicht zu vergleichen. Solche Kälte treibt Männer in den Wahnsinn.
    Auch wenn der Ruf durch die Kolonne ging, das Lager für die Nacht aufzuschlagen, wurde es nicht leicht, sich aufzuwärmen. Die Zelte waren feucht und schwer und nur schwierig aufzubauen, schwieriger noch abzubrechen und stets in Gefahr, unter dem aufgehäuften Schnee einzustürzen. Das Heer des Königs kroch durch das Herz des größten Waldes der Sieben Königslande, und doch wurde es schwer, trockenes Holz zu finden. An jedem Abend brannten weniger Feuer, und die, die brannten, erzeugten

Weitere Kostenlose Bücher