10 Ein Tanz mit Drachen (alte Übersetzung)
Deepwood Motte, aber abgesehen von der Größe fehlte ihm jede Pracht. Die steifen Wände aus gelber Leinwand waren verblichen und wiesen Schlamm- und Wasserflecken auf, an manchen Stellen schimmelten sie sogar. An der Stange in der Mitte flatterte golden mit dem Hirsch in brennendem Herzen die königliche Standarte. An drei Seiten wurde er von den Pavillons der kleinen Lords aus dem Süden umrahmt, die mit Stannis in den Norden gekommen waren. Auf der vierten Seite loderte das Nachtfeuer und schlug seine Flammen in den dunkler werdenden Himmel.
Ein Dutzend Männer zerkleinerte Holz für das Feuer, als Asha mit ihren Wächtern angehumpelt kam. Männer der Königin. Der Rote R’hllor war ihr Gott, und er war ein eifersüchtiger Gott. Ihr eigener Gott, der Ertrunkene Gott der Iron Islands, war in ihren Augen ein Dämon, und wenn sie sich nicht für diesen Herrn des Lichts entschied, würde sie verdammt und verloren sein. Mich würden sie genauso gern verbrennen wie dieses Holz hier. Mancher hatte selbst in ihrer Gegenwart nach der Schlacht im Wald darauf gedrängt. Stannis hatte es abgelehnt.
Der König stand vor seinem Zelt und starrte ins Nachtfeuer. Was sieht er dort? Den Sieg? Den Untergang? Das Gesicht seines roten, hungrigen Gottes? Seine Augen lagen tief in ihren Höhlen, sein kurz geschorener Bart bedeckte die hohlen Wangen und das knochige Kinn wie ein Schatten. Dennoch sah sie Kraft in seinem Blick, eine eiserne Entschlossenheit, die Asha verriet, dass dieser Mann niemals, unter keinen Umständen, von seinem eingeschlagenen Kurs abweichen würde.
Sie ging vor ihm auf ein Knie. »Majestät.« Wurde ich für Euren Geschmack ausreichend gedemütigt, Euer Gnaden? Ich bin besiegt, gebeugt, gebrochen, genügt Euch das? » Nehmt mir die Ketten von den Händen, ich bitte Euch. Lasst mich reiten. Ich werde keinen Fluchtversuch unternehmen.«
Stannis sah sie an wie einen Hund, der sich erdreistete, sich an seinem Bein zu reiben. »Ihr habt Euch diese Eisen verdient.«
»Ja, das habe ich. Jetzt biete ich Euch meine Männer an, meine Schiffe, meinen Verstand.«
»Eure Schiffe gehören mir oder sind verbrannt. Eure Männer … wie viele sind es noch. Zehn? Zwölf?«
Neun. Sechs, wenn Ihr nur die zählt, die noch kämpfen können. » Dagmer Spaltkinn hält Torrhen’s Square. Ein grimmiger Krieger und ein treuer Diener des Hauses Greyjoy. Ich kann Euch die Burg und ihre Besatzung ausliefern.« Vielleicht, hätte sie hinzufügen können, aber es würde ihrer Sache nicht dienlich sein, vor diesem König Selbstzweifel zu offenbaren. »Torrhen’s Square ist nicht den Schlamm unter meinen Sohlen wert. Mir geht es um Winterfell.«
»Nehmt mir diese Eisen ab, und lasst mich Euch dabei helfen, es einzunehmen, Herr. Der königliche Bruder Eurer Gnaden war bekannt dafür, besiegte Feinde in Freunde zu verwandeln. Macht mich zu Eurem Mann.«
»Die Götter haben Euch nicht zu einem Mann gemacht. Wie sollte ich das können?« Stannis wandte sich wieder dem Nachtfeuer zu und was immer er auch in den orangefarbenen Flammen sah.
Ser Justin Massie packte Asha am Arm und zog sie ins königliche Zelt. »Das war nicht weise, Mylady«, sagte er zu ihr. »Sprecht ihm gegenüber nie von Robert.«
Ich hätte es besser wissen müssen. Asha wusste, wie es mit kleinen Brüdern war. Theon war als Kind scheu gewesen, erinnerte sie sich, und hatte in Ehrfurcht und Angst vor Rodrik und Maron gelebt. Das legen sie nie ab, begriff sie. Ein kleiner Bruder mag hundert Jahre alt werden, und trotzdem bleibt er immer ein kleiner Bruder. Sie rasselte mit ihrem eisernen Armschmuck und stellte sich vor, wie schön es wäre, hinter Stannis zu treten und ihn mit der Kette an ihren Handgelenken zu erwürgen.
An diesem Abend gab es einen Wildtopf aus einem mageren Hirsch, den ein Späher namens Benjicot Ast geschossen hatte. Wenn auch nur im Zelt des Königs. Jenseits der Zeltwand erhielt jeder Mann einen Kanten Brot und ein Stück Blutwurst, das nicht länger war als ein Finger, dazu den letzten Rest von Galbart Glovers Bier.
Dreihundert Meilen von Deepwood Motte nach Winterfell, so wie der Rabe fliegt. »Ich wünschte, wir wären Raben«, sagte Justin Massie am vierten Tag des Marsches, an dem Tag, an dem es zu schneien begann. Nur ein paar kleine Flocken zunächst. Kalt und nass, aber nichts, was einen Mann aufhalten konnte.
Doch auch am nächsten Tag schneite es, und am Tag danach und dem danach. Bald waren die dicken Bärte der Wölfe mit Eis
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