Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
10 Ein Tanz mit Drachen (alte Übersetzung)

10 Ein Tanz mit Drachen (alte Übersetzung)

Titel: 10 Ein Tanz mit Drachen (alte Übersetzung) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George R. R. Martin
Vom Netzwerk:
mehr Rauch als Hitze. Das Essen musste nicht selten kalt oder gar roh gegessen werden.
    Selbst das Nachtfeuer schrumpfte und wurde schwächer, was die Männer der Königin bestürzte. » Herr des Lichts, bewahre uns vor diesem Übel«, beteten sie, angeführt von Ser Godry Riesentöter mit seiner tiefen Stimme. » Schenke uns das Licht deiner hellen Sonne, besänftige den Wind, und lasse den Schnee schmelzen, damit wir deine Feinde erreichen und sie zermalmen können. Die Nacht ist dunkel und kalt und voller Schrecken, doch dein ist die Macht und die Herrlichkeit und das Licht. R’hllor, erfülle uns mit deinem
Feuer.«
    Später, als sich Ser Corliss Heller laut und vernehmlich fragte, ob schon einmal ein ganzes Heer in einem Wintersturm erfroren sei, lachten die Wölfe. »Das ist doch kein Winter«, verkündete der Große Eimer Wull. »Oben in den Bergen sagen wir, der Herbst küsst dich, aber der Winter besorgt’s dir richtig. Das hier ist nur ein Herbstkuss.«
    Dann gebe Gott, dass ich einen richtigen Winter niemals erleben muss. Asha selbst blieb vom Schlimmsten verschont. Schließlich war sie die Beute des Königs. Während andere hungerten, bekam sie zu essen. Während andere zitterten, hatte sie es warm. Während andere sich auf müden Pferden durch den Schnee quälen mussten, hatte sie es auf einem Bett aus Fellen trotz ihrer Ketten behaglich in einem Wagen, dessen Leinwanddach den Schnee abhielt.
    Die Pferde und die einfachen Männer traf es am härtesten. Zwei Knappen aus den Sturmlanden erstachen einen Soldaten bei einem Streit darüber, wer näher am Feuer sitzen durfte. In der nächsten Nacht gelang es einigen Bogenschützen, die sich verzweifelt aufwärmen wollten, ihr Zelt in Brand zu setzen, wodurch wenigstens die benachbarten Zelte ein wenig geheizt wurden. Schlachtrösser begannen vor Erschöpfung und Kälte zu sterben. »Was ist ein Ritter ohne Pferd?«, fragten sich die Männer im Scherz. »Ein Schneemann mit einem Schwert.« Jedes Pferd, das stürzte, wurde sofort wegen des Fleisches geschlachtet. Die Vorräte gingen ebenfalls zur Neige.
    Erbsengraben, Kolben, Fuchshandschuh und andere Lords aus dem Süden bedrängten den König, den Marsch zu unterbrechen, bis der Sturm vorüber war. Stannis wollte nichts davon hören. Auch gab er den Männern der Königin nicht nach, die ihn beschworen, ihrem hungrigen Roten Gott ein Opfer darzubringen.
    Das hörte sie von Justin Massie, der nicht so fromm war wie viele andere. »Mit einem Opfer würden wir beweisen, dass unser Glauben noch immer wahrhaft brennt, Majestät«, hatte Klayton Suggs dem König erklärt. Und Godry Riesentöter sagte: »Die alten Götter des Nordens haben uns diesen Sturm geschickt. Allein R’hllor kann ihn beenden. Wir müssen ihm einen Ungläubigen opfern.«
    »Mein halbes Heer besteht aus Ungläubigen«, hatte Stannis erwidert. »Hier wird niemand verbrannt. Betet inbrünstiger.«
    Keine Verbrennungen heute, keine Verbrennungen morgen … aber wie lange wird der König so entschlossen bleiben, wenn der Schnee nicht nachlässt? Asha hatte nie den Glauben ihres Onkels Aeron an den Ertrunkenen Gott geteilt, doch in dieser Nacht betete sie mindestens genauso inbrünstig zu Ihm Der Unter Den Welten Wohnt wie Feuchthaar. Der Sturm ließ nicht nach. Der Marsch ging weiter, verlangsamte sich zu einem Taumeln, und schließlich kam man nur noch im Kriechgang voran. An guten Tagen waren es fünf Meilen. Dann drei. Dann zwei.
    Am Abend des neunten Tages seit Beginn des Sturms traten die Hauptleute und Kommandanten durchnässt und erschöpft ins Zelt des Königs, gingen auf ein Knie und meldeten ihre Verluste.
    »Ein Toter, drei Vermisste.«
    »Sechs Pferde verloren, darunter mein eigenes.«
    »Zwei Tote, davon einer ein Ritter. Vier gestürzte Pferde. Eins konnten wir wieder auf die Beine bringen. Die anderen sind tot. Schlachtrösser und ein Zelter.«
    Die Kältezählung wurde es genannt, so vernahm Asha. Der Tross litt am stärksten: tote Pferde, vermisste Männer, umgestürzte und beschädigte Karren. »Die Pferde brechen im Schnee zusammen«, berichtete Justin Massie dem König. »Manche Männer gehen einfach weg oder setzen sich zum Sterben hin.«
    »Sollen sie doch«, fauchte König Stannis. »Wir ziehen weiter.«
    Die Nordmänner schlugen sich weitaus besser mit ihren kleinen Pferden und ihren Bärenpfoten. Der Schwarze Donnel Flint und sein Halbbruder Artos verloren nur einen einzigen Mann. Die Liddles, Wulls und Norreys überhaupt

Weitere Kostenlose Bücher